Zoomriese HP Photosmart 850

Eine lange Brennweite und ein tiefer Preis täuschen nicht über Unstimmigkeiten hinweg.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/41

     

Ist einer an digitalen Kameras interessiert, denkt er bei diesem Thema wohl nicht zuallererst an Hewlett-Packard - und wenn, wird der Name am ehesten mit günstigen, nicht allzu anspruchsvollen Digicams in Verbindung gebracht.
Dieses Vorurteil stimmt nur teilweise: Vergleichsweise günstig sind die Kameras des Branchenriesen tatsächlich, aber mit anspruchslos ist das neueste Topmodell, die Photosmart 850, keineswegs gleichzusetzen.


Grosser Zoombereich

Zu den hervorstechendsten Eigenschaften der 4-Megapixel-Kamera Photosmart 850 gehört sicherlich der grosse optische 8fach-Zoombereich von 37 bis 300 mm, der bei einer zwar nicht hervorragenden, aber tauglichen Lichtstärke von f2.8-3.1 realisiert ist. Ergänzt wird die optische Zoomleistung durch ein 7fach-Digitalzoom, und hier zeigt sich HP richtig innovativ: Statt wie sonst üblich einen Bildbereich zu interpolieren (und damit die Qualität zu verschlechtern), beschneidet die Kamera das Gesamtbild und speichert nur den gezoomten Bildausschnitt, was nicht nur eine insgesamt bessere Bildqualität gewährleistet, sondern auch Platz auf der Speicherkarte spart.



Leider haben die HP-Ingenieure der Photosmart 850 (wohl aus Preisgründen) keinen Bildstabilisator spendiert; gerade dieses Feature wäre bei derart langen Brennweiten, die kaum mehr aus der Hand zu halten sind, von hoher Praxistauglichkeit gewesen.




Bedingt durch die lange Brennweite verfügt die Photosmart 850 nicht über einen optischen, sondern über einen elektronischen Videosucher, der durch Sensoren automatisch aktiviert wird, sobald der Fotograf sein Auge an die Kamera hält - ansonsten lässt sich natürlich auch das eingebaute, hochauflösende Display als Sucher verwenden. Die Umschaltung zwischen den beiden Monitoren erfolgt annähernd verzögerungsfrei und hat sich in der Praxis als sehr tauglich erwiesen.



Auch die Zeit vom Einschalten der Kamera bis zur Aufnahme des ersten Bildes vergeht für eine Kamera, die ein langes Objektiv ausfahren muss, erfreulich schnell; keine Spitzenwerte erreicht die Photosmart 850 dagegen bei der Bildfolgezeit (rund 5 Sekunden) und bei der Auslöseverzögerung, die bei rund einer Sekunde liegt. Auch der Autofokus gehört mit Scharfstellzeiten von bis zu einer Sekunde nicht zu den schnellsten.




Unvollständige Ausstattung

Wie es sich für eine moderne Kamera mit höherem Anspruch gehört, verfügt die Photosmart 850 nicht nur über eine Vollautomatik und drei Belichtungsmodi für Action, Landschaft und Porträt, sondern bietet auch (halb-)manuelle Einstellmöglichkeiten wie die Blenden- und Zeitautomatik und lässt die Manipulation von Weissabgleich (5 Modi), Filmempfindlichkeit (100 oder 200 ISO) sowie Belichtungsmessung (mittenbetont oder Spot) zu. Leider fehlt aber ein vollmanueller Modus ebenso wie die Möglichkeit, die Entfernung zum Sujet von Hand einzustellen. Der breite schwarze Ring am Objektiv, der genau diese Möglichkeit suggeriert, lässt sich nicht bewegen.



Vermisst haben wir ausserdem einen Daten-LCD, wie er bei den meisten anderen Kameras auf der Oberseite des Gehäuses plaziert ist und Auskunft über die wichtigsten Bilddaten gibt. Durch diesen Mangel ist man gezwungen, Informationen über Qualitätseinstellungen, restliche Anzahl Aufnahmen, Belichtungseinstellungen oder Blitzbereitschaft über das stromfressende Hauptdisplay zu sammeln.




Abgesehen davon ist die Bedienung der Photosmart 850 durchaus gelungen. Die Kamera liegt gut in der Hand, und alle Bedienelemente können schnell und problemlos mit dem Daumen erreicht werden. Der Auslöser verfügt über gute Druckpunkte, und auch das Umschalten zwischen Aufnahme- und Moviemodus klappt, ohne dass man die Kamera vom Auge nehmen müsste. Einziger Mangel diesbezüglich bei unserer Testkamera war die Bedienung der Zoom-Buttons, die einen übermässigen Druck benötigten, bis sie reagierten.



Über internen Speicher verfügt die Photosmart 850 nicht, weshalb damit auch keine Serienaufnahmen gemacht werden können; dafür bietet die Kamera die Möglichkeit für Kurzfilme im Format 288x216 Pixel bis zu 60 Sekunden Länge mit Ton. Die Bilder werden auf Secure Digital Cards (SD) gespeichert, mitgeliefert wird eine 16-MB-Karte, die für fünf Aufnahmen mit bester Qualität reicht. Leider bietet die Kamera keine fein abgestufte Auflösungsauswahl: 4 oder 1 Megapixel sind möglich, ausserdem kann sich der Fotograf für eine von drei Komprimierungsraten entscheiden.



Zum PC werden die Bilder mit dem mitgelieferten USB-Kabel übertragen, wobei die Kamera wahlweise als solche oder als USB-Laufwerk angemeldet werden kann. Optional steht das Instant-Share-Zubehör von HP zur Verfügung, wozu unter anderem eine Docking-Station gehört, die sowohl als Verbindungszentrale zu PC, Fernseher oder Drucker als auch als Ladegerät für die (mit der Docking-Station gelieferten) Kamera-Akkus dient. Ob ein Bild gedruckt oder an eine vorgängig definierte Mail-Adresse verschickt werden soll, lässt sich bereits in der Kamera festlegen.



Mit Strom versorgt wird die Kamera mit den erwähnten Akkus oder aber mit normalen Batterien vom Typ AA.


Ansprechende Bildqualität

Die Bildqualität der Photosmart 850 entspricht den Erwartungen an eine 4-Megapixel-Kamera. Die Schärfe ist ebenso wie Sättigung und Kontrast gut, die Farben wirken bei den meisten Bildern neutral. Manchmal macht sich ein leichter Rotstich bemerkbar, der sich aber per Software problemlos eliminieren lässt. Offensichtliche Verzeichnungen erzeugt das Objektiv weder in der Weitwinkel- noch in der Telestellung.




Insgesamt hinterlässt die HP Photosmart 850 im Test damit einen leicht zwiespältigen Eindruck. Einerseits fehlen der Kamera einige Features wie die manuelle Belichtungseinstellung, die manuelle Scharfstellung oder der Anschluss für einen externen Blitz, die insbesondere von ambitionierten Amateuren oft gewünscht und gern genutzt werden, auf der anderen Seite dürfte die lange Brennweite mit ihrer beachtlichen Lichtstärke insbesondere auch diese Anwendergruppe begeistern. Ihr langes Objektiv trägt die Photosmart 850 allerdings zu einem sehr attraktiven Preis zu Markte - und steht dies im Zentrum des Interesses, lassen sich einige kleinere Mängel durchaus verschmerzen.



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