Nikon Coolpix 995: Top-Bildqualität

Nikons neues High-End-Modell in der Kompaktklasse bringt eine Fülle von Verbesserungen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/26

     

Revolutionär sieht sie nicht gerade aus, die neue Coolpix 995 von Nikon. Die äusserlichen Unterschiede zum ersten Modell der Serie, der 1998 erschienenen Coolpix 900, sind gering, augenfällig ist nur der neu oberhalb dem Objektiv angeordnete, ausklappbare Blitz. Der massive Body der Kamera ist ebenso beibehalten worden wie der um rund 280 Grad drehbare Objektivteil. Die Neuerungen verstecken sich hauptsächlich im Inneren der Kamera.


Neu berechnetes 4fach-Zoom

Willkommen ist beispielsweise das qualitativ hochstehende, neugerechnete Objektiv aus Nikon-eigener Produktion, das nun mit einem optischen 4fach-Zoom mit einer Brennweite von 8 bis 32 mm (entspricht 38 bis 152 mm) aufwarten kann. Dazu kommt ein 4fach-Digitalzoom, das Aufnahmen bis zu einer Brennweite von 604 mm ermöglicht und eine deutlich bessere Qualität aufweist als bisherige Digitalzooms. Makroaufnahmen sind ab einem Objektabstand von bloss 2 cm möglich.



Interessant sind die neuen Verbesserungsalgorithmen, die Nikon der Coolpix 995 spendiert hat. So sorgt nun ein per Menü aktivierbarer Noise Reduction Mode für eine Unterdrückung des Bildrauschens bei Langzeit- und Nachtaufnahmen. Der Saturation Control Mode ändert auf Wunsch die Farbsättigung und passt die Farbwirkung so an das Ausgabemedium an. Das White Balance Bracketing erstellt - ähnlich den bekannten Belichtungsreihen - Dreier-Bildreihen mit unterschiedlichem Weissabgleich, so dass der Fotograf bei schwierigen Situationen das beste Resultat auswählen kann. All diese Funktionen haben in unserem Test zu ausgezeichneten Bildern geführt.




Neben den bekannten weiteren manuellen Einstellmöglichkeiten - darunter die Belichtung, der Weissabgleich und die Blitzfunktionen -, die natürlich auch in der Coolpix 995 zu finden sind, verfügt die Kamera über die Best-Shot-Selector-Funktion, die automatisch bis zu 10 Aufnahmen eines Sujets erstellt und daraus nur das beste Foto speichert. Als Kriterien für die Auswahl werden die Schärfe und der Kontrast herangezogen.



Positiv aufgefallen sind die vergleichsweise sehr schnelle Einschaltzeit und die kurze Auslöseverzögerung. Dafür benötigt die Kamera acht Sekunden, um Bilder auf die CompactFlash-Karte zu schreiben; bei unkomprimierten TIF-Aufnahmen steigt dieser Wert gar auf knapp dreissig Sekunden.




Schneller Autofokus, aber ohne Hilfslicht

Die Kamera arbeitet mit einer 256-Segment-Matrixmessung und bietet zusätzlich die mittenbetonte und Spot-Belichtungsmessung. Dazu kommt der sogenannte AF Area Spot, bei dem die Belichtungsmessung und der Autofokus denselben Punkt anmessen. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und präzis mit 7123 Stufen; leider fehlt aber immer noch ein AF-Hilfslicht. Aufnahmen in der Dämmerung oder bei Nacht werden dadurch stark erschwert.



Der neue, aufklappbare Blitz mit der Leitzahl 10 (bei ISO 100) hat in unserem Test keinen besonders guten Eindruck hinterlassen. Abgesehen davon, dass die Befestigung des Blitzes eher unstabil scheint, vermochte das Zusatzlicht unsere Testbilder kaum angemessen auszuleuchten. Das Resultat waren mehr oder weniger unterbelichtete Fotos. Immerhin finden sich nun dank der Distanz zwischen Blitz und Objektiv deutlich seltener rote Augen auf den Coolpix-Bildern. Für den Anschluss von externen Blitzgeräten verfügt die Coolpix 995 über den bekannten Synchronanschluss.




Über den schwachen integrierten Blitz tröstet die neue Empfindlichkeitsstufe von ISO 800 hinweg. Insbesondere in Verbindung mit der Rauschunterdrückung ergeben sich damit vielfältige Möglichkeiten.




Herausragende Bildqualität

Die Bedienung der neuen Coolpix fällt insbesondere über die Menüs nicht gerade leicht. Angesichts der riesigen Fülle von veränderbaren Optionen ist das allerdings nicht weiter erstaunlich. Die wichtigsten Funktionen sind allerdings über acht (meist mehrfach belegte) Buttons, einen Wippschalter sowie ein Wählrad schnell erreichbar.


Wie gehabt speichert die Nikon-Kamera auf CompactFlash-Karten, mitgeliefert wird ein 16-MB-Modell. Neu allerdings ist der Slot Typ-II-kompatibel und unterstützt damit IBMs MicroDrive, auch wenn Nikon dieses Medium nicht offiziell als kompatibel anerkennt.



Eine Neuerung gibt es auch bei der Stromversorgung zu vermelden: Anders als die früheren Modelle, die normale AA-Batterien schluckten, wird die Coolpix 995 mit einem proprietären Akku geliefert. Dieser reicht mit Monitor, Zoom und 30 Prozent Blitzleistung für bis zu 220 Bilder, muss dafür aber für eine Volladung für über 5 Stunden ins mitgelieferte Ladegerät gesteckt werden. In Notfällen lässt sich die Kamera auch mit (teuren) 2CR5-Batterien betreiben.




Das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung einer Digitalkamera ist nach wie vor die Bildqualität. Nach den Vorgängermodellen, die allesamt Massstäbe zu setzen vermochten, konnte sich Nikon hier keine Blösse geben - die Kamera liefert in den meisten Situationen schlicht herausragende Bilder. Die diversen Verbesserungsalgorithmen ermöglichen auch in schwierigen Situationen ansprechende Fotos. Enttäuschend waren einzig unsere Blitzaufnahmen, die regelmässig zu dunkel gerieten - offenbar war der Blitz unseres Testgeräts nicht in der Lage, auch nahe Sujets ausreichend auszuleuchten.



Insgesamt vermag die neue Coolpix 995 aber voll und ganz zu überzeugen. Nikon ist es gelungen, die Erfolgsmodelle 950 und 990 noch einmal zu verbessern. Erfreulich ist auch, dass die Kamera zu einem tieferen Preis angeboten wird als ihr direktes Vorgängermodell. Für angehende Digitalfotografen ist die Coolpix 995 damit ein Modell erster Wahl - ob die Neuerungen auch Besitzer der Coolpix 990 zum Umstieg bewegen können, wird sich dagegen zeigen.



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