SAP will in die Infrastruktur

An der europäischen Teched in Basel wurde klar, wie zentral Netweaver für den deutschen ERP-Hersteller SAP ist.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/18

     

Das Ganze ist für uns in dieser Form Neuland", kommentiert der Schweizer Länderchef von SAP, René Thommen, den Netweaver-Vorstoss des Deutschen Business-Applikations-Herstellers in den Infrastruktur-Softwaremarkt. An ihrer europäischen Entwicklerkonferenz Teched in Basel hat SAP aber klar gemacht, wie ernst ihr dieser Fokuswechsel ist. Unterstrichen wurde die Bedeutung der Anfang Jahr angekündigten Integrations-Plattform durch die gleichzeitige Durchführung der ersten Netweaver-Konferenz. Nur, der Markt, in den SAP vordringen will, ist schon besetzt, und die Platzhirsche Bea Systems und IBM haben gegenüber SAP den wichtigen Vorteil, dass sie nicht mit einem proprietären Image behaftet sind.



Mit dem Master Data Management (MDM) hat SAP in Basel den letzten Baustein der Netweaver-Plattform vorgestellt. Die Software soll verschieden abgelegte Daten aus unterschiedlichen Quellen unter anderem mit Hilfe von Analytik-Tools synchronisieren können. MDM ist Teil der Informations-Integrationsschicht des vierlagig aufgebauten Netweaver.




In die Informationsschicht gehören auch Business Intelligence und Knowledge Management. Darunter liegen die Prozess-Integration mit einem Integrations-Broker und dem Business Process Management sowie ein Stockwerk tiefer die Applikatons-Plattform mit einem J2EE- und ABAP-Applikationsserver, den eigentlichen Business-Applikationen sowie der Datenbank- und Betriebssystemabstraktion. Über der Information sitzt die People Integration, zu der ein Portal, ein Kollaborations-Tool und die Verbindungen nach aussen gehören. Umschlossen wird das Ganze von einem Life Cycle Management und dem sogenannten Composite Application Framework, auf dem Entwickler möglichst viel weiterführende Applikationen bauen sollen, so die Hoffnung von SAP.
Denn der Kampf um den Infrastrukturthron ist zu grossen Teilen ein Kampf um Entwickler. Ob Bea Weblogic, IBM Websphere, Microsoft .Net oder SAP Netweaver: Alle investieren viel Geld in Entwicklungswerkzeuge und Entwicklerprogramme, um ihre Plattformen in den Unternehmen möglichst schnell mit vielen gut integrierten Applikationen einzumauern. SAP hat in Basel rund 3000 Programmierer zusammengetrommelt, um sie auf Netweaver einzustimmen.
SAP hat dank der Verankerung ihrer ERP-Suite in vielen Unternehmen einen guten Zugang vor allem in die Führungsetagen. Trotzdem werden sich die Walldorfer gehörig anstrengen müssen, um die geplanten 1000 Referenzinstallationen in den nächsten Monaten zusammenzubringen. Laut der Gartner Group ist der Stack in einigen Teilen nämlich noch nicht ausgereift. Aber auch bei Bea Systems ist man sich bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis SAP die Kinderkrankheiten auskuriert hat. Einen nicht unwichtigen Trumpf hat SAP im Ärmel: Dank ihrer ERP-Allgegenwart können die Deutschen als einziger der grossen Anbieter einigermassen direkt Microsofts .Net mit der J2EE-Welt verbinden.




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