Wenn aus Büchern Fernseher werden


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17

     

Das eBuch gehört zu den ewigen Hype-Themen. Denn trotz aller vollmundigen Versprechungen fehlt noch immer ein bezahlbares elektronisches Papier, das den herkömmlichen Cellulose-Blättern in Sachen Lesbarkeit und Handhabung das Wasser reichen könnte. Jetzt reklamieren Forscher aus den Philips-Labors einen entscheidenden Durchbruch für sich. Ihre Technik erlaubt nicht nur das Darstellen einzelner Seiten, sondern das Abspielen von Filmen auf einer dünnen Folie.



Der Trick der Forscher: Sie verwenden verschieden farbige Öle, die sich über einen reflektierenden weissen Hintergrund ausbreiten. Wenn eine Spannung angelegt wird, zieht sich das Öl so stark zu einem Tröpflein zusammen, dass die darunter liegende Fläche durchscheint und das Öl unsichtbar wird. Das ganze Farbspektrum lässt sich durch drei übereinander liegende, einzeln gesteuerte Farbkammern darstellen, die das Standard-Farbsystem aus Gelb, Cyan und Magenta enthalten. Die Reaktion des Öls auf die Stromspannung ist sehr schnell. Es dauert nicht einmal eine Hundertstelssekunde, um die Farbe zu wechseln. Das ist schnell genug, um Filme ablaufen zu lassen. Damit unser Gehirn eine Bewegung als flüssig wahrnimmt, muss sie in mindestens 24 Bilder pro Sekunde aufgeteilt werden. Die Technik von Philips bietet zwei weitere Vorteile: Zum einen ist die Stärke des Zusammenziehens der Tröpfchen von der Spannung abhängig. So lassen sich mit dem System auch weiche Schattierungen und Übergänge darstellen. Zum anderen ist die notwendige Spannung für die Reaktion sehr klein, so dass ein herkömmlicher Handyakku als Stromquelle ausreicht.




Erste Produkte kommen frühestens in vier Jahren. Zuerst muss ein System entwickelt werden, um alle notwendigen Pixel eines Bildschirms individuell anzusteuern.




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