Künstliches Auge in Diamant gepackt

Ein Diamant-Nanofilm ermöglicht kleinere Implantate, und auch die Auflösung von Retina-Chips macht Fortschritte.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08

     

Künstliche Augen sind nicht Science Fiction. Die Verpackung der Elektronik macht aber die bisherigen Implantate relativ gross und damit nur für Versuche brauchbar. Xiengcheng Xia
vom amerikanischen Aragonne National Labratory hat nun einen Diamantfilm entwickelt, der den Weg für wesentlich kleinere bionische Augen frei macht. Ein anderes Forscherteam hat zudem einen Mikrochip entwickelt, dessen Sehschärfe ein selbständiges Leben ermöglichen soll. Die elektronischen Impulse, mit denen die Retinazellen die optischen Informationen an das Hirn weiterleiten, können durch einen Mikrochip, der hinter der Retina eingepflanzt wird, imitiert werden. Gespeist werden die Halbleiter mit Bildern einer Brillenkamera, die ihre Daten per Funk übermittelt. Die bisher verpflanzten, künstlichen Augen haben aber zum einen eine sehr schlechte Auflösung, die nur knapp zum Unterscheiden von grossen Gegenständen wie Teller und Tassen reicht. Zum anderen ist die Verpackung des Chips so voluminös, dass die restliche Elektronik ausserhalb des Kopfs angebracht werden muss. Die nötigen Anschlusskabel wirken sehr unattraktiv und verhindern so einen breiteren Einsatz.


Die ideale Verpackung

Xia hat nun einen Diamantfilm entwickelt, der nur 5 Nanometer (Millionstel Millimeter) dick ist. Dank dieser dünnen Hülle können künftig wesentlich mehr elektronische Bauteile direkt im künstlichen Auge plaziert werden. Die extreme Härte, die Isolatoreigenschaften, die Langlebigkeit und die chemische Stabilität machen Diamanten zum idealen Verpackungsmaterial auch für andere Implantate. Aber nicht nur die Verpackung der künstlichen Augen macht Fortschritte. Auch die Chips werden immer besser. Eine Sehschärfe von 20/80 hat nun ein Team der kalifornischen Stanford University erreicht. Zum Vergleich: Normale Augen haben eine Sehschärfe von 20/20. Ein Wert von 20/400 gilt als blind. Mit dem neuen Chip sei ein selbständiges Leben möglich, so die Wissenschaftler. Versuche mit Ratten hätten gezeigt, dass der Halbleiter funktioniert.


Eine Brille, die liest

Die Forscher des Berliner Fritz-Haber-Instituts haben eine Brille entwickelt, die Blinden Zeitungen oder auch Etiketten und Strassenbilder vorlesen kann. Sie verwenden dafür eine hochauflösende Kamera, einen Minicomputer und einen Kopfhörer. Das allein reicht aber nicht. Das menschliche Auge springt zum Erfassen des ganzen Gesichtsfeldes dauernd hin und her. Ähnliche Kleinstbewegungen vollführt auch die Brillenkamera. Die erzeugten verschobenen Bilder werden dann durch eine Software zu einem kompletten Umgebungsbild zusammengefügt.




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