Editorial

Kein Rundum-Sorglos-Paket


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/03

     

Das Hostpoint-Team kann einem leid tun. Da wird zuerst für viel Geld ein bewährtes Storage-System von einem renommierten Hersteller (Sun, Onstor) angeschafft, und nun macht es nur Probleme. Nachdem bereits zwischen Weihnachten und Neujahr ein Grossteil der Websites der rund 35'000 Kunden offline war, weil das frisch installierte Storage-System aus bislang noch unbekannten Gründen versagte, war es in der ersten Februar-Woche wieder so weit. Die Kunden sind erbost, drohen mit Vertragskündigung oder sind sogar schon weg. Und das Image ist stark beschädigt.



Etliche Hostpoint-Kunden finden auf ihren Webseiten drastische Worte. Doch selbst wenn sie Geld wegen der Ausfälle verloren haben oder Hostpoint die garantierte Verfügbarkeit nicht einhalten konnte, schiessen viele über das Ziel hinaus. Getreu dem Motto «You get what you pay for» kann man für 9,90 Franken pro Monat keine Wunder erwarten. Nicht, weil das Hostpoint-Team nicht kompetent wäre, sondern weil die erwartete Verfügbarkeit kaum zu realisieren ist. Die dazu nötige Hardware ist exorbitant teuer, und selbst wenn man diese anschafft und sie funktioniert–was sogar bei einem bewährten Storage-System nicht garantiert werden kann –, liegt die Verfügbarkeit noch lange nicht allein in den Händen des Webhosters.




Dies beweist der DoS-Angriff vom 8. Februar auf die Website der Swisscom-Tochter Bluewin, die in der Folge während Stunden nicht erreichbar war. Dagegen lässt sich kaum etwas machen, ausser die Leitung zu kappen. Und die Gefahr solcher DoS-Angriffe wächst, nicht zuletzt, weil Gauner versuchen, grössere Webdienstleister unter Androhung von DoS-Angriffen zu erpressen.



Was lernt man daraus? Erstens muss man sich darüber klar werden, dass Online-Services genauso ausfallen können wie inhouse gehostete Applikationen. Entsprechend muss man zwingend Notfallpläne in der Schublade haben, die es einem erlauben, den Betrieb aufrechtzuerhalten, selbst wenn mehrere Services offline sind. Zweitens muss man erkennen, dass es sich nicht lohnt, sich über derartige Ausfälle aufzuregen. Denn wenn man Applikationen selber hostet, kostet das nicht nur mehr Zeit und Geld, sondern man muss auch die Pannen selber beheben. Und immerhin dies bleibt den Hostpoint-Kunden erspart.




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