Besiegelte Schweizer Qualität

Dank dem «Swiss Quality Hosting»-Label sollen sich Webhoster besser gegenüber der ausländischen Konkurrenz abgrenzen können.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/02

     

Im Oktober 2005 hat die SIMSA (Schweizer Branchenverband für Neue Medien, Internet und Software) das Qualitätssiegel «Swiss Quality Hosting» (guetesie gel.simsa.ch) für Schweizer Webhoster lanciert, deren Dienstleistungen besonderen Qualitätsansprüchen entsprechen. Damit soll vor allem potentiellen Kunden aus dem In- und Ausland ein gewichtiges Entscheidungskriterium für die Auswahl eines Webhosters geliefert und Providern ermöglicht werden, sich besser gegenüber der preisgünstigen ausländischen Konkurrenz abgrenzen zu können. Wir haben mit Rolf Auf der Maur, Vizepräsident der SIMSA, über die Ansprüche und Ziele des Qualitätssiegels gesprochen.







InfoWeek: Anfang Oktober hat die SIMSA das Hosting-Gütesiegel «Swiss Quality Hosting» ins Leben gerufen und ist mit fünf Hostern gestartet. Bis jetzt ist kein weiterer Hoster dazugekommen. Ist die Qualität der restlichen über 400 Schweizer Hosting-Angebote so mies?


Rolf Auf der Maur: Mehrere Hoster interessieren sich für das Gütesiegel. Zur Zeit gibt es aber bestimmt noch zahlreiche gute Hoster, die das Gütesiegel noch nicht tragen.



Bei der Präsentation haben Sie erklärt, dass man mit dem Label vor allem Kunden aus dem arabischen Raum ansprechen möchte. Wie passt es damit zusammen, dass bezüglich Datensicherheit gerade einmal ein tägliches Backup auf ein gesondertes Speichermedium gefordert wird? Im Land der Nummernkonten und des Bankgeheimnisses erwartet man doch mindestens Offsite-Backups und eine Zertifizierung des Rechen­zentrums nach den IT-Security-Outsourcing-Vorschriften der Eidgenössischen Bankenkommission?

Die im Gütesiegel definierten Anforderungen entsprechen im internationalen Vergleich einem hohen Stand der Technik. Es würde keinen Sinn machen, unrealistisch hohe Anforderungen zu definieren und damit nur noch Hosting-Angebote für Finanzinstitute zu zertifizieren. Selbstverständlich wird die SIMSA die weitere Entwicklung der Technik verfolgen und zu gegebener Zeit zusätzliche Anforderungen definieren.




Sie verlassen sich vor allem auf Selbstdeklaration und gegenseitige Überwachung der Hoster, unterstützt von einzelnen Stichproben. Untergräbt dies nicht angesichts des Mottos «Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus» die Ansprüche des Labels?

Die Kombination von Selbst­deklaration, stichprobenartigen Kontrollen durch die SIMSA, gegenseitige Beobachtung der Anbieter und die Möglichkeit der Kunden, Beschwerden vorzubringen, garantiert ein hohes Qualitätsniveau ohne unnötigen administrativen Aufwand und die damit verbundenen Kosten. Gütesiegel, welche ein Audit voraussetzen, sind sehr kostenintensiv und werden daher in der Praxis wenig eingesetzt. Auch gibt das Audit immer nur den Stand an einem Stichtag wieder. Bereits einen Tag später könnten die Voraussetzungen wieder entfallen sein.



«Swiss Quality Hosting» soll auch dazu dienen, die Schweizer Anbieter gegenüber ausländischen abzugrenzen. Machen denn beispielsweise die Konkurrenten aus Deutschland einen schlechteren Job als ihre Schweizer Kollegen?

Selbstverständlich gibt es auch im Ausland zahlreiche Anbieter mit hoher Qualität. Nicht nur aus Qualitätsgründen, sondern beispielsweise auch aus rechtlicher Sicht macht es für viele Hostingkunden (und deren Kunden) einen Unterschied, ob die Daten in der Schweiz oder im Ausland lagern. Die SIMSA möchte den Kunden einen informierten Entscheid erleichtern.



Muss man denn im Ausland damit rechnen, dass die Daten weniger sicher sind als in der Schweiz? Oder existieren andere Risiken?

Daten können im Ausland genauso gut gelagert werden wie in der Schweiz. Allerdings sind die gesetzlichen Anforderungen anders, unter anderem bezüglich Datenschutz, Bankkunden- und Berufsgeheimnis. Zudem ist die Durchsetzbarkeit von Ansprüchen erschwert. Die SIMSA will Transparenz schaffen.



Wird das Gütesiegel von der Kundschaft angenommen?

Das Feedback der zertifizierten Hoster ist bisher sehr positiv. Sowohl die Hoster wie auch die SIMSA müssen aber noch Anstrengungen unternehmen, um das Gütesiegel besser im Bewusstsein der Kunden zu positionieren.



Sind Sie zufrieden mit den bisherigen Resultaten, und wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung des Gütesiegels «Swiss Quality ­Hosting»?

Ja, das Gütesiegel hat bisher die Erwartungen der SIMSA erfüllt. Wir planen für dieses Jahr weitere Informationsmassnahmen, um die Sensibilisierung von Kunden für die Qualität der Hostingangebote sowie auch für das SIMSA-Güte­siegel zu erhöhen.


Hosting im Ausland

Die rechtliche Situation und die Risiken beim Hosting im Ausland erläutert am Beispiel Deutschland der Berliner Rechtsanwalt Michael Seidlitz ab Seite 35.




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