Dotcom-Hype für die Zukunft konserviert

Das «Business Plan Archive» will die verrückte Dotcom-Ära für die Nachwelt dokumentieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/20

     

Es war eine verrückte Zeit, als die Dotcom-Blase sich aufblähte. Unzählige Personen versuchten mit teils verwegenen Businessplänen Geld zu machen, leierten dazu Investmentbankern mit Dollarzeichen in den Augen Unsummen von Venture Kapital aus den Rippen – und versagten. Dieser Periode und den darin gescheiterten Firmen widmet sich David A. Kirsch, Professor für Wirtschaft an der Universität von Maryland, auf seiner Webseite www.businessplanarchive.org. In jahrelanger Arbeit hat er Businesspläne von gescheiterten Firmen zusammengetragen, 2300 an der Zahl. Dies, damit man auch in der Zukunft sich noch in die Zeit des Dotcom-Hypes hineinversetzen und nachvollziehen kann, wie die Menschen damals dachten, so Kirsch. Das kann durchaus schwierig sein, selbst wenn der Dotcom-Hype erst wenige Jahre zurück liegt. So hätten zum Beispiel auf der Online-Auktionsplattform Revolution.com Konsumenten ihre Einkaufsloyalität den Meistbietenden verkaufen sollen. Ein anderes Beispiel sind die Betreiber der Plattform FreeProductSamples.com, welche der Meinung waren, mit dem kostenlosen Abgeben von Produktsamples den Break-Even nach 12 Monaten und innerhalb von fünf Jahren einen Ertrag von 100 Millionen US-Dollar erreichen zu können. Und dies, obwohl man vorher bereits 21 andere Firmen gefunden hatte, welche genau das Gleiche versuchten.
Mit den 2300 Business-Plänen ist Kirsch noch nicht zufrieden. Er sammelt weiterhin fleissig wahnwitzige Vorhaben, die teilweise von den Chefs der gescheiterten Firmen oder deren Assistenten in Form von Schachteln voll mit Disketten, CDs und Dokumenten persönlich bei ihm abgegeben werden.





Auf einer zweiten Plattform, zu finden unter www.creativedestruction.org,, sucht Kirsch zudem Aktivisten der Dotcom-Ära, welche dort ihre persönlichen Erlebnisse und Geschichten erzählen sollen, damit sich die Nachwelt ein möglichst authentisches Bild dieser verrückten Zeit machen kann.




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