Homepage-Verwaltung für KMU

Contribute die dritte: Mit Rollenzuteilung und Benutzer-Authentifizierung gegen Active Directory und LDAP zielt Macromedia auf Unternehmen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/20

     

Die Suche nach dem richtigen Content-Management-System für eine Webseite gleicht der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Unzählige Systeme buhlen um den geneigten Anwender. Open Source oder Closed Source? Webbasiert oder eine Desktop-Software?
Mit Contribute versucht Macromedia seit etlicher Zeit, eine Desktop-Software fürs Content Management zusammen mit den hauseigenen Authoring-Lösungen in den Markt zu drücken. Nachdem sich die Begeisterung der Anwender bei den bisherigen Versionen 1 und vor allem 2 in Grenzen hielt, möchte man mit der Version 3 einen Fuss in die Tür von Unternehmen bekommen.


Kampf der veralteten Inhalte

Die meisten Firmen verfügen mittlerweile über eine Homepage. Die ist für die Besucher aber meist nur mässig interessant, wenn die Inhalte veraltet sind. Dies liegt meist weniger daran, dass es zu wenig zu berichten gäbe, als dass die Pflege von Webseiten nicht immer zu den einfachsten Aufgaben gehört: Die Corporate Identity muss eingehalten werden, Dokumente müssen in Web-taugliche Formate umgewandelt und Grafiken für das Web aufbereitet werden. Vor allem kleinere Unternehmen überlassen dies meist externen Dienstleistern, die meist auch schon für die Erstellung der Webseite zuständig waren. Das ist auch verständlich, denn die Anschaffung eines (möglicherweise teuren) Content-Management-Systems inklusive der Schulung der Mitarbeiter lohnt sich in den seltensten Fällen, und für die Bedienung der Software ist zudem ein Mindestmass an Know-how nötig. Speziell auf diese Anwendungsgruppe hat Macromedia Contribute 3 zugeschnitten. So soll die Software jedem Mitarbeiter auf einfache Weise die Aktualisierung und Pflege einer Webseite ermöglichen, inklusive Aufbereitung und Publikation von Dokumenten.


Frischer Aufguss

Gleich zum Anfang gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute: Die Contribute-Version für MacOS X kann im Gegensatz zur Vorversion mit seinem Windows-Pendant mithalten. So spielt es eigentlich keine Rolle mehr, ob man an einem Windows- oder Mac-Client sitzt. Nun die schlechte: Auch bei Macromedia hat man sich endgültig für die unselige Produktaktivierung entschieden, die nun den Benutzer in freudiger Erwartung auf seine neue Software gleich nach dem Setup belästigt. Dies, nachdem man mit der Version 2 bereits einen ersten Testballon gestartet hatte. Glücklicherweise kann man einigermassen schnell die leidige Prozedur hinter sich lassen und zur Arbeit übergehen.
Direkt nach dem Start gilt es wie bis anhin eine Verbindung zur Website, die man bearbeiten will, herzustellen. Dazu muss man einerseits die URL sowie eine Methode angeben, mit deren Hilfe Contribute schreibend auf die Webseite zugreifen kann. So kann man die Webseite über FTP, SFTP, Lokal/Netzwerk oder auch über einen WebDAV-Zugang bearbeiten. Nach der Eingabe des eigenen Namens und der persönlichen E-Mail-Adresse kann es losgehen.





Das Konzept der Software hat sich im Vergleich zur ersten Version nicht grundlegend verändert. Wie bis anhin wird man vom Ist-Zustand, dargestellt vom Internet Explorer auf Windows respektive Safari auf MacOS X, der zu bearbeitenden Webseite begrüsst. Durch diese kann man sich wie beim gewöhnlichen Browser durchklicken, bis man zur Seite gelangt, die man bearbeiten möchte. Nach einem Klick auf «Seite bearbeiten» wird diese in den Contribute-Editor geladen. Hier erfolgt sogleich die erste Ernüchterung: Die mit viel Aufwand tabellenfrei erstellte Seite, die vom Internet Explorer 5 auf Windows über Firefox, Safari bis hin zum Internet Explorer 5 auf dem Mac wie gedacht beim Benutzer ankommt, sieht aus, als hätte sie eine Kuh im Maul gehabt. Die Ursache für die durcheinander gewürfelten und verschobenen Seitenelemente ist schnell gefunden: Contribute setzt auf dem HTML- und CSS-Renderer des Schwesterprodukts Dreamweaver MX 2004 auf. Und dessen Stärke liegt nun einmal, wie in Webdesigner-Kreisen schmerzlich bekannt, nicht beim standardkonformen Rendern von CSS. Für das Editieren der Seiten reicht es immerhin – sofern man den Kunden mit einer Packung Baldrian schonend auf diesen Zustand aufmerksam macht.






Hat man sich vom ersten kleinen Schreck erholt und sich in der «neuen» Webseite zurechtgefunden, kann die Bearbeitung der Inhalte erfolgen. Dies geschieht wie beim grossen Bruder Dreamweaver direkt in der WYSIWYG-Ansicht – ein Quellcode-Editor oder eine Quellcode-Vorschau fehlen. Zur Formatierung der Inhalte stehen allerlei Stilelemente zur Verfügung. So kann man die Schriftart, deren Grösse, Farbe oder Ausrichtung bestimmen. Weiter ist eine Auswahlbox für die Absatzart vorhanden, über die sich auch gleich Stile (CSS-Formatierungen) auswählen lassen. Listen können ebenso angelegt werden wie Hyperlinks, Bilder oder Tabellen.
Erfreulich ist, dass Formatierungen wie eine andere Schriftfarbe nicht über die alten < font >-Tags, sondern über CSS-Stile gelöst werden. Ebenso wird der Fettdruck über das dem XHTML-Standard entsprechenden < strong > realisiert. Sehr schön gelungen ist auch das Einbinden von Hyperlinks. Nach einem Klick auf das Hyperlink-Symbol kann man auswählen, was für einen Hyperlink man erstellen und wie man das tun will. So kann man aus einer Liste von Entwürfen oder bereits bearbeiteten Seiten auswählen, eine neue Seite erstellen und zu dieser gleich einen Link anfertigen, durch die Webseite browsen bis man das gewünschte Dokument gefunden hat, eine E-Mail-Adresse angeben, die mit dem passenden mailto: versehen wird oder eine Datei auf dem eigenen Computer auswählen, die dann auch automatisch auf den Webspace hochgeladen wird.


Format-Jongleur

Das Einbinden von Bildern geht ebenso einfach wie das Einfügen von Links. Ein Klick auf das Bildsymbol, auswählen, wo man das Bild finden will (Desktop oder Webseite), Bild aussuchen, bestätigen – und fertig. Ebenso einfach ist es, fürs Web ungeeignete Bilddateien auf den Server zu verfrachten. Umgeht man den Dateifilter beim Auswahldialog, was nur die Sache von einem Klick ist, lässt sich problemlos eine Photoshop-Datei oder sogar ein Word-Dokument als Bild einbinden. Diese werden zwar von Contribute nicht dargestellt, aber bei der Publikation der Seite brav auf den Server verschoben. Was der Besucher respektive der Browser damit macht, ist dessen Sache. Eine Konvertierungsfunktion für «andersartige» Bilddateien liess sich trotz längerer Suche nicht auftreiben.





Bindet man ein geeignetes Bild im JPEG-, GIF- oder PNG-Format ein, bietet Contribute rudimentäre Bearbeitungsfunktionen an. So ist es möglich, die Grösse des Bildes zu ändern, es in 90-Grad-Schritten zu rotieren, auf eine passende Grösse zuzuschneiden und die Schärfe sowie die Helligkeit und den Kontrast zu verstellen. Wird die Seite publiziert, wandert das Bild ebenfalls mit auf den Server, gegebenenfalls angepasst an die neuen Einstellungen des Benutzers.






Wie bereits erwähnt, stellt die Publikation von Dokumenten im Web ein grösseres Problem dar – es lässt sich mehr falsch als richtig machen. Beispielsweise ist es eine ganz schlechte Idee, Word- oder andere MS-Office-Dokumente auf dem Webspace abzulegen, seitdem es die Möglichkeit gibt, mit geeigneten Tools ältere Inhalte wiederherzustellen. Macromedia adressiert dieses Problem mit FlashPaper. Die Software bindet sich vergleichbar zu Adobe Acrobat als Drucker ins System ein. Damit lässt sich von jeder druckfähigen Applikation aus FlashPaper ansteuern. Hat man den Druckjob an FlashPaper abgesetzt, verwandelt die Software diesen in eine Art virtuellen Ausdruck. Dieser lässt sich dann entweder im Flash- oder PDF-Format abspeichern. So wird innert Sekunden aus einem Excel-Sheet oder einer PowerPoint-Präsentation ein einigermassen webtaugliches Produkt. Etwas verwunderlich ist, dass man ein FlashPaper-Produkt im Flash-Format nicht direkt in die Webseite einbinden kann, sondern wie jedes andere Dokument behandeln muss. Da tut es auch ein PDF, das zudem noch mehr Funktionen bietet.


Und Los!

Hat man seine Seite bearbeitet und möchte sie veröffentlichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einerseits die direkte Publikation über den Button «Veröffentlichen», andererseits kann man die Seite zuerst zur Überprüfung an einen anderen Benutzer senden, ganz im Sinne des Vier-Augen-Systems. Entschliesst man sich, das Dokument zur Überprüfung einzusenden, kann man das Dokument entweder an andere Contribute-Nutzer, die sich über eine Auswahlliste anhand ihrer Rollen auswählen lassen, oder per E-Mail an eine dritte Person versenden. Es existiert zwar die Möglichkeit, eine Beschreibung über die Änderungen mitzusenden, eine Diff-Funktion, die meist das zuverlässigere Mittel darstellt, um Änderungen zwischen zwei Zuständen nachzuvollziehen, fehlt aber. Auch das Versenden der E-Mails zur Benachrichtigung der anderen Benutzer über Änderungen, hätte man eleganter gestalten können. Denn dass die Nachricht noch im E-Mail-Client des jeweiligen Benutzers geöffnet wird, damit dieser den Versand nochmals manuell auslösen muss, ist der zuverlässigen Benachrichtigung nicht wirklich zuträglich.


Kreative Fesseln

Zu den wichtigsten Funktionen eines derartigen Systems gehört die Möglichkeit, gewissen Benutzern kreative Fesseln anlegen zu können. Man will schliesslich nicht, dass die Firmen-Homepage nach einer Bearbeitung wie eine schrille persönliche Webseite aus der Mitte der 90er aussieht, welche alles andere als repräsentativ ist. Eine wichtige Grundfunktion übernehmen hier bereits sorgfältig erstellte Templates (dazu später mehr). Weiter ist es möglich, die verwendbaren Gestaltungselemente stark einzuschränken. Der Administrator kann, um nur ein paar Möglichkeiten der unzähligen Optionen vorzustellen, einstellen, ob Bilder eingefügt werden dürfen, welche maximale Grösse sie haben können, welche Stile die Benutzer anwenden können (hier lässt sich die Auswahl mit einer spezifischen CSS-Datei für jede Benutzergruppe einschränken – sehr gut gelöst) oder welche Seiten sie bearbeiten oder löschen dürfen. So lassen sich auch die, je nach Blickpunkt mehr oder weniger flexiblen, Templates verschmerzen.






Mit den Templates kommt man auch gleich zu einem etwas zwiespältigen Aspekt von Contribute. Richtig effektiv einsetzen lässt sich die Software nur bei Benutzung der Dreamweaver-eigenen Webseitenvorlagen. Diese sind zwar durchaus mächtig und bewährt, allerdings haben sie einen kleinen Pferdefuss: Sie lassen sich nur mit Dreamweaver wirklich einfach bearbeiten und verwalten. Angesichts der akuten CSS-Schwäche von Dreamweaver ein zweifelhaftes Vergnügen, gibt es doch Software, die dafür weitaus besser geeignet wäre und dazu nur einen Bruchteil kostet (zum Beispiel TopStyle, Test in IW 16/2004).


Zwiespältiges Bild

Alles in allem hinterlässt Contribute 3 ein Bild der Kontraste. Es wirkt irgendwie noch immer nicht fertig. Einerseits gibt es fast schon brillante Funktionen zum Regeln der Benutzerberechtigungen, inklusive Anbindung an die firmenweite LDAP- oder Active-Directory-Server, anderseits entspricht der CSS-Support nicht den heutigen Anforderungen. Dann sind wieder starke Editing-Funktionen und mit FlashPaper eine praktische Software zur Konvertierung von allen möglichen Dokumenten vorhanden, dabei lassen sich aber webuntaugliche Inhalte in die Webseiten einschmuggeln. Eine Möglichkeit zum Konvertieren von Bildern in ein webtaugliches Format fehlt ebenfalls. Dann stehen erste Funktionen zur Versionierung von Inhalten zur Verfügung, doch fehlen essentielle Features wie die Möglichkeit zum Vergleichen zweier Seitenversionen.






Preislich vermag das Produkt auch nicht wirklich zu überzeugen. 250 Franken kostet Contribute in der Einzelplatz-Version, was eigentlich recht günstig ist. Allerdings lohnt sich die Software erst ab dem Starterpaket, das aus einem Studio MX 2004, zehn Contribute-3-Lizenzen und zehn Lizenzen für die Contribute-Publishing-Services besteht. Kostenpunkt: knapp 4100 Franken. Da bietet ein Konkurrenz-Produkt wie das webbasierende WebEdition (ab rund 300 Franken für eine unlimitierte Anzahl Benutzer) eindeutig mehr fürs Geld, zumal man um zusätzliche Software wie zur Konvertierung von Grafiken nicht herumkommt und auf eine regelmässige Überwachung der Inhalte nicht verzichten kann.




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