Daten drehen statt Festplatten

Forscher der Universität Hamburg haben Datenblöcke mit 400 km/h unter einem Schreib- und Lesekopf durchgeschoben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/11

     

Mechanische Bauteile gehen gerne kaputt. Das ist nicht nur bei Maschinen so, sondern auch bei Festplatten. Besonders kritisch sind für Festplatten dabei Erschütterungen, die dafür sorgen können, dass der Lesekopf, der mit minimalem Abstand über die sich schnell drehenden Magnetscheiben schwebt, auf diese aufsetzt und die Magnetscheiben beschädigt. Denn dieser sogenannte Headcrash kann zu Datenverlust und Beschädigung des kompletten Laufwerks führen. Um diese und ähnliche Gefahrenquellen zu eliminieren, müsste man die mechanischen Bauteile aus den Festplatten verbannen. Doch wie sollen dann die Daten zum Lesekopf kommen?


Der Beantwortung dieser Frage sind Forscher der Universität Hamburg näher gekommen. Sie wollen, grob gesagt, statt der Magnetscheiben lieber die auf ihnen gespeicherten Daten drehen. Zu diesem Zweck setzten sie auf ein bislang theoretisches Konzept names Racetrack, das von IBM-Forschern 2004 vorgestellt wurde. Demgemäss lassen sich die Wände zwischen den mikroskopisch kleinen Datenblöcken, die die einzelnen Bits speichern, mittels eines spinpolarisierten Stromimpulses über die Platte bewegen, ohne dass die Daten dabei beschädigt oder verändert werden.





Zu dessen Realisierung setzten sie auf ein Röntgenmikroskop zum Lesen und Schreiben der Daten auf eine Nickel-Eisen-Legierung, bevor sie dann mit wenigen Sekundenbruchteilen dauernden Stromstössen die Daten mit einer Geschwindigkeit von 110 Metern pro Sekunde (knapp 400 km/h) über die Festplatte bewegen konnten. Allerdings funktionierte dies nur über wenige Mikrometer hinweg, bis die Wände zwischen den Datenblöcken durch Fehler in der Kristalloberfläche gestoppt wurden. Nun müssen die Forscher Wege finden, um Medien ohne Fehler zu fertigen oder diese zu kontrollieren.




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