Telkos gegen EWZ-Glasfasern

Am 11. März stimmt Zürich über den Bau eines städtischen Glasfaser-Netzes ab. Cablecom, Colt, Sunrise und Swisscom sind dagegen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/03

     

Die Stadt Zürich will sich ein eigenes Glasfaser-Netz spendieren, das vom städtischen Energieversorger EWZ gebaut und finanziert werden soll. Das Projekt, das auf 10 Jahre angelegt ist, soll 325 Millionen Franken kosten und rund 20’000 Privathaushalte und 5000 Unternehmen mit einem Glasfaser-Anschluss versorgen. Das EWZ wird dabei nur die Leitungen zur Verfügung stellen. Die Zugangsservices sollen von anderen Telekommunikationsunternehmen erbracht werden, die beim EWZ nur die Leitungen einkaufen. Für die erste Etappe mit einer Dauer von 6 Jahren ist ein Rahmenkredit von 200 Millionen Franken vorgesehen, über den die Stimmberechtigten am 11. März abstimmen. Die Volksbefragung ist nötig, da das EWZ als staatliches Unternehmen nicht frei über seine Mittel verfügen kann.




Auch wenn bereits etliche Firmen Glasfaser-Netze in Zürich betreiben, ist das Pro-Komittee der Meinung, dass das EWZ-Engagement durchaus angebracht ist, wie Alexander Jäger, Gemeinderat FDP, erklärt: «Der seit 2003 dauernde Pilotbetrieb des EWZ hat gezeigt, dass die Nachfrage vor allem der KMU und der Haushalte mit den bestehenden Netzen nicht abgedeckt wird und ein günstiges Angebot für Telekom-Anbieter ohne eigenes Netz fehlt.»





Anderer Meinung ist das Forum Telekom-Netzbetreiber, das sich aus Cablecom, Colt, Sunrise und Swisscom zusammensetzt. Sie kritiseren nicht nur, dass das EWZ-Netz als Service Public angepriesen wird, obwohl von den 200’000 Privathaushalten Zürichts nur 10 Prozent ans EWZ-Netz angeschlossen werden, sondern auch, dass der in Zürich bestehende Wettbewerb mit staatlichen Mitteln verzerrt wird, wie Colt-Mediensprecher Luzius von Salis sagt: «Wir sind der Meinung, dass das EWZ nicht mit staatlichen Mitteln andere Voraussetzungen als der freie Wettbeweb bekommen sollte. Kein anderes Unternehmen bekommt solche Garantien vom Staat. Zudem sind die Rohrleitungen, die das EWZ mit Stromgebühren erstellt hat, eine klare Quersubventionierung. Dies ist kein fairer Wettbewerb seitens der Stadt Zürich. Dies ist wettbewerbsbehindernd.»





Beim EWZ lässt man dieses Argument dagegen nicht gelten, wie Jacqueline Verjee gegenüber InfoWeek erklärt: «Es ist davon auszugehen, dass die Bereitstellung einer Open-Access-Plattform den Wettbewerb unter den verschiedenen Telekommunikationsanbietern und gleichzeitig die Lancierung neuer, innovativer Services fördert. Eine Reihe namhafter Telekomunternehmen hat grosses Interesse signalisiert.» Gleicher Meinung ist auch Gemeinderat Jäger: «Das EWZ baut das Netz nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten auf. Zahlen muss nur, wer tatsächlich einen eigenen Anschluss hat und diesen nutzt.»
Wann die ersten Kunden aufgeschaltet werden, sollte die Vorlage angenommen werden, lässt das EWZ noch offen: «Die Netzplanung erfolgt anschliessend an die Ab­-stimmung vom 11. März 2007.»




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