Novell treibt die Linux-Verbreitung an


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/07

     

HP und Novell haben eine Vereinbarung getroffen, in Zukunft Suse Linux als Standard-Distribution auf HPs Desktop- und Notebooksystemen für Geschäftskunden anzubieten. Bereits früher hat HP Rechner mit Suse Linux ausgestattet, dabei handelte es sich aber ausschliesslich um Server. Zusätzlich möchte HP auch Support leisten und von SCO angegriffene Benutzer entschädigen.



Grund für diesen Schritt sei die Nachfrage vor allem von Seiten von Grossunternehmen, so HP. HP setzt nach eigenen Angaben mittlerweile pro Quartal rund 100'000 Linux-Workstations ab. Novell, das Mutterhaus von Suse, dürfte insbesondere für die Verwaltung von Nicht-Windows-Clients und -Servern mit seinen Directories und Zugangs-Verwaltungstools der richtige Partner für Geschäftsanwendungen sein. Entscheidend für den Erfolg von Linux ist darüber hinaus die Verfügbarkeit von Linux-fähigen Applikationen, für die bei Novell ebenfalls der Willen und das Wissen vorhanden ist. Um anderen Herstellern die Entwicklung derartiger Applikationen zu erleichtern, scheint man den Desktop vereinheitlichen zu wollen. So hat man sich fast zwangsläufig der Framework-Thematik zugewandt, steht man doch vor der delikaten Aufgabe, zwei Welten zusammenführen zu müssen: Die beiden Novell-Töchter Ximian und Suse setzen auf verschiedene Desktops und Frameworks. Während man bei Suse auf KDE und Qt der norwegischen Trolltech setzt, sind die Mitarbeiter von Ximian eingefleischte Gnome- und GTK-Anhänger.




Schon an der Brainshare sickerten Gerüchte über eine Entscheidung für Qt durch. Nun scheinen sich diese trotz Dementis seitens Novell und heftiger Unmutsbekundungen von Ximian-Mitarbeitern zu bestätigen. Nat Friedman, Desktop-Chefentwickler bei Novell, äussert sich momentan zwar nur dahingehend, kurzfristig beide Systeme unterstützen zu wollen, allerdings werden intensive Gespräche mit Trolltech geführt, die sogar soweit zu gehen scheinen, dass eine Übernahme der Norweger durch Novell nicht mehr ausgeschlossen wird. Insider sind der Meinung, dass Novell ein wenig warten wird, bis sich die Emotionen abgekühlt haben, und dann bestimmt, was man in Zukunft einsetzen will. Und das wird sehr wahrscheinlich nicht GTK sein.



Die Entscheidung dürfte weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung von Linux auf dem Desktop haben. Auf Dauer könne man sich, vor allem beim Firmeneinsatz, nicht leisten, auf zwei Desktops mit unterschiedlichen Programmierframeworks zu setzen, die miteinander nicht zu 100 Prozent kompatibel sind.




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