Opera 6: Mässige Neuauflage

Opera stellte an der Comdex Fall 2001 in Las Vegas die erste Betaversion des gleichnamigen Browsers in der Version 6.0 vor, welcher mit einem grossen Paket neuer Features aufwartet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/42

     

Nach Netscape und Microsoft hat nun auch Operas Browser die Version 6 erreicht und will die Gunst der Anwender mit einem grossen Feature-Paket und einem runderneuerten Interface gewinnen. Mit dem Open-Source-Projekt Mozilla besteht aber eine harte und vor allem kostenlose Konkurrenz, welche mit Opera um die User mit einer Antipathie gegen Microsoft streitet.


Neuer Look soll überzeugen

Die wohl auffallendste Neuerung in der aktuellen Beta-Version ist die Überarbeitung des GUI, welches nun nicht mehr nur als Multiple Document Interface (MDI), sondern auch als Single Document Interface (SDI) arbeitet, was vor allem den Umstieg erleichtern soll, da das SDI schon von anderen Browsern wie dem Internet Explorer und auch Microsofts Office-Programmen bekannt ist. Dabei ist es möglich, schon beim Aufstarten des Browser zwischen den beiden Modi zu wählen. Weiter wurde dem Browser ein neues Aussehen mittels eines neuen Button-Sets verliehen, welches sich je nach Bedarf und Geschmack auswechseln lässt, beispielsweise durch die alte Oberfläche.



Grössere Veränderungen finden sich bei der Personal Bar, die in einer ähnlichen Art schon aus Netscape 6.x und Mozilla bekannt ist. So sind dort wie bei der Konkurrenz Bookmarks und Zugriffsmöglichkeiten auf die verschiedenen Suchmaschinen wie Google und AllTheWeb angesiedelt. Ebenfalls wurde die Sitesearch in die Personal Bar integriert, woraus sich leider kein wirklicher Nutzen erzielen lässt. Ebenso wurde eine Suchfunktion für den Katalog des Online-Shops Amazon.com hinzugefügt. Weiter lässt sich noch nach Domainnamen, Preisen, Bildern und MP3s suchen.




Ein weiteres neues Gimmick sind Panels, in welchen der User neben dem Mail-Client und den Bookmarks verschiedenste Seiten einbinden kann, beispielsweise Börsenkurse, eine Wetter-Karte oder die aktuellen News von Slashdot und anderen Newsseiten. Diese müssen wie beim Netscape 6.x aufbereitet werden, damit sie in die Panels passen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine derartige Verbreitung von Informationen Erfolg haben wird, da diese Funktion auch schon bei Netscape 6.x wenig Anklang gefunden hat.



Eine interessante Funktion dagegen ist der sogenannte "Hotclick". Dank diesem Feature kann man beispielsweise ein Wort, nachdem man es markiert hat, übersetzen lassen oder danach in einer Enzyklopädie oder im Internet suchen.



Schade ist allerdings, dass sämtliche dieser Funktionen auf externen Diensten wie Lycos basieren, was zur Folge hat, dass die Funktionen offline nicht verfügbar sind, was wiederum die Benutzung nicht komfortabler als die Online-Pendants macht.



Weiter hat Opera grossen Wert darauf gelegt, die Bedienung des Browsers zu beschleunigen. So lassen sich nun alle wichtigen und auch einige unwichtige Funktionen mit Tastatur-Shortcuts bedienen.




Verbesserungen unter der Oberfläche

Opera hat die Übersicht über die Einstellungen reorganisiert und eine Art von Schnellkonfiguration hinzugefügt, welche über die Taste F12 erreichbar ist; nach dem Drücken dieser Taste wird ein kleines Fenster angezeigt, mit dem man diverse Anzeige- und Sicherheitsfunktionen aktiveren oder deaktivieren kann. So ist es beispielsweise möglich, die Verwendung von Plug-ins zu verbieten und das Senden von Log-Informationen wie Referrer zu deaktivieren.



Sehr interessant ist auch die Möglichkeit, die Darstellung von Pop-Ups zu unterbinden. Dadurch werden nicht nur die nervigen Fenster eliminiert, sondern man spart sich mindestens zum Teil auch Programme wie Webwasher, welche als Proxy-Server zwischen Browser und WWW-Server fungieren, um Werbung, Pop-Ups und Cookies auszufiltern. Eine Deaktivierungsoption für Werbung wie im Open-Source-Browser Mozilla darf man allerdings nicht erwarten, da Opera den Browser zum Teil über Werbeeinnahmen finanziert.




Neu in dieser Version ist ausserdem die Unterstützung für Multi-User-Systeme, beispielsweise Windows 2000. So können gleichzeitig mehrere Opera-Instanzen verwendet werden, da der Browser nun jedem einzelnen User eine eigene Konfigurationsdatei zur Verfügung stellt. Dadurch kann nun jeder angemeldete Benutzer nur auf seine eigenen Bookmarks und E-Mails zugreifen.



Beim eingebauten E-Mail-Client hat sich ebenfalls einiges getan. So sollten sich nun E-Mails und Einstellungen aus Outlook Express importieren lassen, was uns allerdings während des Tests mit Outlook Express 6.0 nicht gelungen ist. Weiter wurde TLS (Transport Layer Security) implementiert, um die Sicherheit bei der Verbindung zu Mailservern zu erhöhen.




Webstandards

Nachdem bereits früher Unicode-Support für die Sprachdateien und den HTML-Parser eingebaut wurde, hat Opera nun auch den CSS-Parser mit Unicode-Unterstützung ausgestattet, womit der Browser auch für die Staaten in Osteuropa und Fernost mit ihren fremden Zeichensätzen geeignet ist.



Wie schon die Vorversionen ist Version 6 dazu in der Lage, WAP-Seiten anzuzeigen. Dazu wurde eine Unterstützung von WML 1.2 hinzugefügt, damit der Browser auch WAP-Seiten neueren Datums anzeigen kann.




Weiter bietet Opera nun wie die Browser von Netscape und Mozilla vollen PNG-Support. So werden Gamma-Anpassungen und Alpha-Kanäle korrekt umgesetzt, ganz im Gegensatz zu Microsofts Internet Explorer, welcher noch immer Probleme mit Alpha-Kanälen und der Transparenz in PNGs hat.


Sinnvolle Distribution?

Leicht störend ist nach wie vor Operas Distributionspolitik. Vor Version 5.0 wurde der Browser als Shareware vertrieben, seit Version 5.0 kann man zwischen der kostenpflichtigen Variante und einer Ausgabe wählen, welche über die Einblendung von Werbebannern finanziert wird. Allerdings haben beide Versionen gewichtige Nachteile: Bei der Adware verkleinern die 480x60 Pixel grossen Werbebanner neben der Personal Bar und der Hotlist das Browserfenster zusätzlich, so dass für die Website nur noch rund die Hälfte des eigentlichen Platzes zur Verfügung steht.




Um sich von diesem Problem zu befreien, kann man sich für 39 Dollar registrieren lassen. Dabei muss man sich aber fragen, ob die wenigen neuen, auf anderen WWW-Diensten basierenden Funktionen die Registrierungsgebühr wert sind oder man nicht doch lieber zum Internet Explorer, Netscape Communicator oder Mozilla greift, welche nach wie vor kostenlos zu haben sind.



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