Neue Ball-Perspektiven

Umstrittene Szenen gehören zum Fussballspiel genauso sicher wie deren endlose Wiederholungen aus verschiedenen Perspektiven. Doch oftmals sieht man auch in der Zeitlupe nicht wirklich, was genau passiert ist, weil ausgerechnet keine der unzähligen vorhandenen Kameras die Szene optimal aufgenommen hat. Diesen Missstand wollen die beiden ETH-Informatiker Stephan Würmlin und Christoph Niederberger beheben. Und zwar mit einer virtuellen Kamera, die nicht wirklich im Stadion anwesend ist. Die «virtuelle Kamera» ist eine Software, welche die von den installierten Kameras gelieferten Bilder so umrechnet, dass neue Bilder aus einem ganz anderen Blickwinkel entstehen. So können die Zuschauer das Spielfeld aus allen Winkeln betrachten und die TV-Regisseure Fouls oder Tore aus der optimalen Position zeigen. Die Bilder sollen dabei so echt aussehen, als wären sie direkt von einer Kamera aufgenommen worden.

Die Technik von Würmlin und Niederberger ist zwar nicht neu. So existiert beispielsweise Konkurrenz in den USA und England. Allerdings brauchen diese die Daten von mindestens 30 TV-Kameras – weit mehr, als beispielsweise bei einem Super-League-Spiel installiert sind. Die Entwicklung der Schweizer soll dagegen mit den vorhandenen, also mit deutlich weniger Kameras, auskommen, wodurch sie massiv günstiger ist. Um das Produkt auf den Markt zu bringen, haben sie mit Libero­Vision bereits eine Firma gegründet und sind mit dem Schweizer Fernsehen eine Kooperation eingegangen.
Ein Prototyp existiert erst seit April, und bis zur Marktreife fehlen ihnen nach eigener Einschätzung noch rund ein Jahr und mehrere hunderttausend Franken. Doch haben sie sich das Ziel gesetzt, bei der Fussball-Saison 2007/2008 und natürlich bei der Europameisterschaft 2008 im eigenen Land dabei zu sein.