Freies Java, flexible Handys
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/14
Gut eine Woche nach Apple (siehe Seite 7) versammelten sich auch die Linux-Firmen in San Francisco und stellten im Rahmen der LinuxWorld die neusten Produkte und Entwicklungen im Linux- und Open-Source-Bereich vor. So legte Sun nach Java SE nun auch die Komponenten der Java Micro Edition offen, womit Sun einen weiteren Schritt in Richtung freies Java machte. Welche Lizenz zum Einsatz kommen soll, bleibt aber vorerst offen, was wohl auch daran liegt, dass Sun um jeden Preis eine Zersplitterung der Java-Plattform verhindern möchte. Auch IBM engagiert sich stärker für Open Source: Neben einer Portierung ihrer Instant-Messaging- und Conferencing-Lösung Lotus Sametime auf Linux stellte Big Blue ein verstärktes Engagement für Open-Source-Projekte abseits von Linux in Aussicht. Auf der Agenda stehen unter anderem Entwicklungen für Client-seitige Middleware und Development-Tools (beides aufbauend auf Eclipse), Web-Anwendungsserver mit Apache Geronimo oder offene Hardware-Architekturen (www.power.org, www.blade.org). Zudem soll das Consulting in diesem Bereich verstärkt werden während der Linux-Kernel Verbesserungen in den Bereichen Sicherheit (SELinux, AppArmor, verschlüsselte Dateisysteme) und Virtualisierung erfahren sowie Support für den unter anderem von IBM entwickelten Cell-Prozessor erhalten soll. Hewlett Packard hat zudem offiziellen Support für Debian angekündigt, nachdem bereits über Jahre unter der Hand Support für Debian angeboten wurde. HP räumt allerdings ein, dass Novell und Red Hat auch weiterhin die bevorzugten Linux-Partner blieben. Ebenfalls ein grosses Thema ist Linux auf mobilen Geräten. So hat die von Qt bekannte norwegische Entwicklerschmiede Trolltech mit Greenphone (Bild) ein komplett programmierbares Mobiltelefon auf Basis von Linux und Qtopia vorgestellt. So soll Handy-Entwicklern ermöglicht werden, das Gerät in Zukunft so einfach wie PCs mit Updates oder neuer Software zu versorgen. Trolltech selber verkauft das Greenphone samt Kamera und allen Quelltexten für 690 Dollar. Auch bei Motorola geht der Kurs verstärkt in Richtung Linux. So sollen nun auch die günstigeren Geräte auf dem freien Betriebssystem basieren. Als Grund führt Motorola vor allem die grössere Flexibilität an und dass man im Gegensatz zu Symbian und Windows nicht erst lange auf Updates zu warten habe. Den Kampf gegen die Fragmentierung in diesem Bereich haben sich dagegen die Open Source Development Labs (OSDL) und das Linux Phone Standards Forum (LiPS) auf die Fahnen geschrieben. Sie wollen gemeinsam Spezifikationen für Kernel und Applikationen ent-wickeln.