Microsoft-Produkte in der Warteschlaufe
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/12
Microsoft nahm die TechEd-Entwicklerkonferenz zum Anlass, um über die künftige Produkte-Roadmap zu informieren.
Der Ausblick reichte über die komplette Produktpalette, angefangen bei den Betriebssystemen über die Entwicklungssuite bis hin zu den Backend-Servern der nächsten Generation (siehe Tabelle). Wie so oft in der Vergangenheit, mussten die Verantwortlichen aus Redmond aber auch bei der in Dallas vorgestellten Roadmap Verzögerungen bei den Release-Terminen einräumen.
So wurde etwa der Erscheinungstermin der nächsten SQL-Server-Version (Codename "Yukon") vom ersten aufs zweite Halbjahr 2004 verlegt. Doch "Yukon" steht nicht allein da. Auch Exchange Server 2003, den man ursprünglich auf diesen Sommer ankündigt hat, wird kaum vor dem nächsten Winter verfügbar sein.
Tatsächlich konnte Microsoft in den vergangenen Jahren nur selten einen Erscheinungstermin einhalten. Den Vogel abgeschossen haben die Redmonder mit dem seit dem 24. April endlich vorliegenden Windows Server 2003. Ursprünglich hätte die Serversystemsoftware in der zweiten Hälfte 2001 auf den Markt kommen sollen. Dann wurde der Release auf Anfang 2002 verschoben. Im März 2002 war dann von Ende Jahr die Rede, und im vergangenen November wurde schliesslich der April 2003 ins Auge gefasst.
Trotz dieser Unfähigkeit, einen Erscheinungstermin einzuhalten, muss man zwei Argumente zugunsten Microsofts ins Feld führen: Im Rahmen der Trustworthy-Computing-Initiative ging der Softwaremulti bei den meisten Produkte noch einmal grundlegend über die Bücher. Sicherheitsrelevante Nachbesserungen waren die Folge und auch massgeblich für die verschobenen Termine verantwortlich.
Daneben ist zu erwähnen, dass in der Welt der Software-Hersteller Verzögerungen gang und gäbe sind; Microsoft steht bei weitem nicht allein da.
Nun wären die verschobenen Erscheinungstermine auch nicht so dramatisch, wäre da nicht die Software Assurance.
Unternehmen, die sich für dieses Lizenzmodell entschieden haben, sind laut den Bestimmungen "stets zum Bezug der aktuellsten Version der Microsoft-Produkte" berechtigt. Genau genommen sagt diese Formulierung allerdings überhaupt nichts über Upgrades aus.
Auf InfoWeek-Anfrage bestätigt Microsoft Schweiz diesen Sachverhalt denn auch unumwunden: "Microsoft gibt laut den Lizenzbestimmungen keine Garantie auf Upgrades."
Dass die Software Assurance in den letzten Wochen mit Zusatzleistungen wie die Lizenznutzung auf dem Heim-PC oder vergünstigte Kurse erweitert wurde (siehe InfoWeek 11/2003), hat denn auch einen guten Grund: Die Software Assurance, wie sie bis anhin bestand, bot den Unternehmen kaum einen Zusatznutzen, zumal die versprochenen Upgrades meist auf die lange Bank geschoben wurden. Entsprechend wuchs die Unzufriedenheit, und das Lizenzprogramm wurde "schlecht aufgenommen", wie die für die Schweiz verantwortliche Licensing-Managerin Ieva Kica zugibt.
Im Durchschnitt rechne sich die Software Assurance nur dann, wenn "mindestens alle drei Jahre ein Upgrade durchgeführt" werde, erklärt Ieva Kica gegenüber InfoWeek. Doch welche Wahl hat der Kunde, wenn zwischen den Releases mehr als drei Jahre verstreichen, wie dies bei den Serverbetriebssystemen der Fall war? Immerhin verstrichen seit Windows 2000 Server und der jüngsten 2003er Version deutlich mehr als die besagten drei Jahre.