Konsolidierung als Antriebsfeder

Mit Intel-basierten Linux-Servern ist es IBM gelungen, die Position im Servermarkt zu festigen, hauptsächlich auf Kosten von Sun.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/11

     

Glaubt man den IDC-Zahlen zum weltweiten Servermarkt, ist es IBM gelungen, in einem wirtschaftlich äusserst schwierigen Umfeld ein verblüffend gutes Resultat hinzulegen: Big Blue verkaufte im 1. Quartal dieses Jahres mit über 182'000 abgesetzten Servern über 20 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Resultat lässt aufhorchen, denn im Server-Business herrscht ein harter Verdrängungskampf. IDC geht davon aus, dass der Servermarkt bis 2007 gerade einmal noch um 7 Prozent pro Jahr wächst. Gesteigerte Absatzzahlen lassen sich somit kaum mehr mit Neukunden realisieren, sondern meist nur über die Abwerbung der Kundschaft erzielen.



Zum Erfolg beigetragen haben im wesentlichen die Server der xSeries-Reihe. Die Modellbezeichnung xSeries steht für IBMs Intel-basierte Serverfamlie, die vom 1U-Rack-Modell bis hin zu Blade-Lösungen reicht und vorzugsweise mit Linux oder Windows ausgeliefert wird.




Für den Erfolg der xSeries-Server hat in jüngster Zeit vor allem das Open-Source-Betriebssystem beigetragen. Wie Susan Withney, bei Big Blue als General Manager für die xSeries-Serverreihe verantwortlich, gegenüber InfoWeek erklärt, mache Linux 20 Prozent von IBMs Intel-Umsatz aus und sei "das schnellstwachsende Betriebssystem überhaupt". Geradezu dominierend sei Linux bei IBMs Server-Blades: "Heute werden 75 Prozent unserer Blades mit Linux ausgeliefert."



IBM profitiert aber auch von der Vereinheitlichung der IT-Umgebungen in Grossunternehmen, speziell im Finanzdienstleistungssektor. Diese seien daran interessiert, ihre Operationskosten zu reduzieren, erklärt Susan Withney. Sehr oft heisse das, "den Workload von anderen Technologien auf Intel-Basis zu verschieben oder die Intel-Landschaft zu konsolidieren".


Interview: "Viele Sun-Kunden steigen auf unsere Linux-Systeme um"

Susan Withney, bei IBM für die xSeries-Server verantwortlich, über die Rolle von Linux und die 64-Bit-Strategie.



IW: Man sagt, bei Linux trage keiner die Verantwortung und die Weiterentwicklung sei somit nicht sichergestellt. Was entgegnen Sie?

Susan Withney: Ich höre diesen Kritikpunkt heute eigentlich kaum mehr. Das war vor zwei Jahren noch anders. Tatsächlich stelle ich heute eine viel grössere Linux-Akzeptanz fest. Viele Kunden setzen auf Linux-Distributionen, um Sicherheit im Support-Bereich zu erlangen. Linux bringt zudem gewaltige Vorteile was Preis/Leistung und Kostenreduktion betrifft. Alles in allem umfassen die Kosten einen Bruchteil im Vergleich zu einem proprietären Unix-System.



Also steht beim Linux-Einsatz die Kostenfrage im Vordergrund?

Die Kosten spielen natürlich eine wichtige Rolle, doch die Flexibilität ist weitaus wichtiger. Man ist nicht mehr an einen einzelnen Hersteller gebunden, was sich wiederum natürlich auch in den Kosten niederschlagen kann. Der wichtigste Grund, der für Linux spricht, ist aber wie gesagt die Flexibilität.



Wenn Linux so dazu gewinnt, wer steht denn auf der Verliererseite? Microsoft?

Nein, die meisten Kunden, die auf Linux umsteigen, kommen von Low-End-Unix-Systemen. Ich sehe vor allem viele Sun-Kunden, die auf unsere Linux-Systeme umsteigen.



Kürzlich haben Sun und Oracle angekündigt, im Low-Cost-Server-Bereich eng zusammenarbeiten zu wollen. Ist das die Zukunft?

Ich denke schon, jedenfalls migrieren viele Unternehmen Aufgaben wie Web Serving oder File Printing auf Linux-basierte Intel-Server. Mit unseren xSeries-Servern können wir diese Anliegen sehr gut adressieren. Sun hat das jetzt auch gemerkt.



IBM will auch neben Intel-Prozessoren auch AMDs Opteron-CPU in den xSeries-Servern anbieten. Warum fährt man hier eine Doppelstrategie?

Im High-Performance-Computing werden heute sehr grosse Linux-Cluster mit Tausenden von Nodes sowie 64-Bit-Adressierung verlangt. Doch die Kunden wollen ihre Anwendungen nicht modifizieren, sie suchen also 32- und 64-Bit-Kompatibilität. Es ist diese Anforderungskombination, die für den Opteron spricht. Intel stellt sich auf den Standpunkt, dass für diese 32/64-Bit-Kompatibilität gar kein Bedarf besteht.
Ich sehe das anders: Sehr viele Kunden fragen genau nach dieser Kompatibilität.



Wie sieht denn IBMs Itanium-Strategie aus?

Wir haben einen 4-Weg-Itanium-Server angekündigt, der im Lauf des Jahres auf 16 CPUs skaliert, wenn der nächste Itantium-Chip (Codename: "Madison") erhältlich sein wird. Dabei handelt es sich um dieselbe Architektur, die wir bereits im IA32-Bereich einsetzen. Wir verfügen damit über ein High-End-SMP-System, das Sie physisch oder virtuell partitionieren und darauf eine Vielzahl von Betriebssystemen wie Windows 2000 oder Linux einsetzen können.



Sehen Sie Itanium-Systeme künftig auch im KMU-Umfeld?

Zur Zeit sehe ich dafür keinen zwingenden Bedarf. Wenn die Software-Hersteller ihre Programme aber für den 64-Bit-Einsatz fit machen, ich denke speziell an die Datenbanken, kämen die KMU genau so in den Genuss einer höheren Performance wie die Grossunternehmen. Mittelfristig könnte ich mir das durchaus vorstellen.



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