Ein raffinierter Würfel: Cobalt Qube 3

Die neue Version der Server-Appliance von Sun bietet einfach konfigurierbare Serverdienste auf kleinstem Raum, spart aber auch an Harddisk-Kapazität.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/13

     

Es dauert inklusive erstem Bootvorgang knapp zehn Minuten, bis man nach dem Auspacken eines Sun Cobalt Qube 3 einen funktionsfähigen Mail-, Intranet- und Fileserver im Netz hat. Wenig mehr Zeit beansprucht die Einrichtung des Geräts als Internet-Zugangspunkt für ein ganzes Kleinunternehmen: Der Qube kann als Router mit NAT-Funktion samt optional aktivierbarer Firewall über eine einzige vom Provider zugeteilte IP-Adresse mehrere interne User mit Internet-Access versorgen; auf Wunsch arbeitet er gleichzeitig als DNS-Server.




Der Hersteller verspricht, dass die Linux-basierte Server-Appliance (Kernel 2.2) bis zu 150 User bedient und täglich bis zu 35 Millionen Web-Objekte und 400'000 E-Mails bewältigt: Der Qube kann auch als Webserver für eine vom Internet her zugängliche Website dienen, beherbergt allerdings im Gegensatz zu den Raq-Servern von Cobalt nur eine einzige Domain. Das Hosting virtueller Server ist nicht drin.


Setup: Einfacher geht's nicht

Die Erstkonfiguration des Qube erfolgt in zwei Phasen: Zunächst muss die IP-Adresse des Qube bestimmt werden. Dazu gibt es drei Möglichkeiten: Findet der Qube im LAN einen DHCP-Server, übernimmt er die zugeteilte Adresse. Existiert kein DHCP-Server, kann sich der Qube entweder selbst als DHCP-Server konfigurieren - nützlich für neue, noch nicht eingerichtete Netzwerke - oder man gibt die IP-Adresse von Hand mit Hilfe der Cursortasten an der Rückseite des Geräts ein. Soll der Qube als Internet-Gateway genutzt werden, lässt sich ein Kabel- oder DSL-Modem an die zweite Ethernet-Schnittstelle anschliessen; für Dial-up-Verbindungen steht auch ein serieller Anschluss für konventionelle Modems zur Verfügung.



Danach ruft man auf einem der vernetzten PCs per Browser die soeben definierte Adresse des Qube auf und erledigt die übrigen Einstellungen. Als erstes wird man üblicherweise Benutzer und Gruppen anlegen; diese Informationen können jedoch auch von einem LDAP-Verzeichnis importiert werden.





Vielseitige Serverdienste

Für jeden Benutzer werden automatisch ein Mail-Account, ein Verzeichnis zur Dateiablage mit optional festlegbarer Maximalquote und eine Default-Homepage eingerichtet. Zur Verwaltung der E-Mails bietet der Qube 3 neu auch ein Webmail-System. Der Mailserver beinhaltet darüber hinaus auch fortgeschrittene Features wie Autoresponder und Mailing-Listen.



Beim Webserver handelt es sich um Apache 1.3 mit Support für 128-Bit-SSL, CGI, Perl, PHP4 und Frontpage-Extensions. Die Datenbanken Interbase 6, MySQL und PostgreSQL sind ebenfalls installiert.




Neben dem Mail- und Webserver sind per Default auch die Dateidienste aktiviert. Der Qube fungiert als Fileserver für Windows-Clients via SMB und für Appleshare-Clients sowie als FTP-Server.



Nicht von Anfang an aktiv ist dagegen die Firewall. Für einen sinnvollen Einsatz muss sie ja im Detail konfiguriert werden, was nicht ohne gewisse IT-Kenntnisse zu erledigen ist. Es handelt sich um eine reine Software-Firewall nach dem Packet-Filtering-Prinzip. Sie gewährleistet hinreichende Sicherheit für das durchschnittliche Kleinunternehmen, bietet jedoch nicht die erhöhte Zuverlässigkeit des Stateful-Inspection-Verfahrens.


Hardware kompakt

Der Qube 3 ist erstaunlich klein - die Abmessungen des Gehäuses in tiefblauem Kunststoff entsprechen mit rund zwanzig Zentimetern pro Seite dem Mac-Cube von Apple. Möglich ist dies nur mit einem externen Netzteil. Im Gegensatz zum Apple-Gerät kommt der Cobalt-Server aber nicht ohne Ventilator aus. Die Belüftung macht sich sogar ziemlich laut bemerkbar - der Qube fällt in der durchschnittlichen Büroumgebung akustisch ebenso deutlich auf wie optisch.



Sämtliche Bedienungselemente und Anschlüsse sind auf der Rückseite angeordnet. Eine kleine LCD-Anzeige und sechs Buttons dienen der Erstkonfiguration und Funktionskontrolle. Neben zwei Ethernet-Anschlüssen (10/100 Mbit/s) und einer seriellen Schnittstelle stehen ein USB-Port und ein PCI-Steckplatz für Erweiterungen bereit. Die Business und die Professional Edition bieten zusätzlich ein UW-SCSI-Interface, an das beispielsweise ein Backup-Gerät angeschlossen werden kann. Backup-Software ist im System bereits enthalten.




Als Herz schlägt im Qube ein je nach Edition mit 300 oder 450 MHz getakteter Intel-kompatibler Prozessor - nähere Angaben macht der Hersteller nicht. Diese Leistung dürfte für die meisten Anwendungen genügen - ein KMU, die erklärte Zielgruppe, betreibt ja selten eine Website mit Millionen von Zugriffen pro Tag. Auch der Hauptspeicher (32 bis 128 MB in der Grundausstattung, erweiterbar bis 512 MB) genügt üblichen Anforderungen.



Für das 21. Jahrhundert eher mager ist dagegen die Harddisk-Ausstattung. Die Basisvariante bietet gerade mal eine 10,2-Gigabyte-Disk, die zum Teil durch die Systemsoftware belegt ist. Die Business Edition kommt mit 20,4 Gigabyte, und die Professional Edition wartet mit zwei 20-Giga-Disks auf, die sich jedoch ausschliesslich im Software-RAID-1-Betrieb nutzen lassen. Nachdem Festplatten mit 40 und mehr Gigabyte heute kaum mehr kosten als kleinere Kapazitäten, fragt es sich, warum Sun hier dermassen spart.



Zudem bieten alle Editionen zwar zwei Slots für Harddisks, es findet sich aber in den Unterlagen nirgends der Hinweis, man könne durch Installation einer zweiten Disk die Speicherkapazität erhöhen. Laut Auskunft des Distributors ist dies theoretisch möglich, wird aber vom Hersteller nicht unterstützt.



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