Highspeed-Imaging für Windows-Systeme

Mit der Shadowprotect-Familie bietet Storagecraft massgeschneiderte Imaging-Tools für Desktops, Mobilcomputer und Server an.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/01

     

Seine Snapshot-Technologie werde als OEM-Engine von manchem bekannten Imaging-Produkt wie Norton Ghost, Veritas System Recovery und der KMU-Backup-Software von EMC Dantz genutzt, merkt der 2003 gegründete US-Softwarehersteller Storagecraft an. Warum also nicht gleich an der Quelle bleiben – Storagecraft hat seine Basistechnologie ja schliesslich auch in Produktform herausgebracht.



Die Imaging-Software heisst Shadowprotect und ist in drei Ausgaben für Desktops und Laptops, Server sowie mit einer Lizenz für ganze IT-Umgebungen erhältlich. Für unseren Test haben wir die aktuelle Desktop-Edition 3.1 auf einem Vista-PC installiert.


Imaging in Reinkultur

Im Gegensatz zum kürzlich getesteten True Image Home von Acronis beschränkt sich Shadowprotect zumindest in einer Richtung auf die eigentliche Disk-Imaging-Funktionalität: Es lassen sich nur ganze Volumes sichern, nicht einzelne Dateien oder Verzeichnisse. Als Volume gilt indes alles, was unter Windows als Laufwerk erscheint – also auch Wechselmedien wie USB-Speichersticks oder Rev-Scheiben.


Dafür bietet Shadowprotect beim Imaging jede nur erdenkliche Option. Als Backup-Destination eignet sich jedes zugängliche Speichermedium, egal ob via USB oder Firewire angeschlossen, im LAN als NAS-Device verfügbar oder in einem SAN integriert. Seit Version 3 erlaubt Shadowprotect auch die Sicherung der Image-Files auf CD-, DVD- oder Blu-ray-Medien.
Das Programm beherrscht sowohl volle als auch inkrementelle und differentielle Backups. Bei jedem Backup-Vorgang wird der aktuelle Stand des Volume in Form eines Snapshot festgehalten und die dabei generierte Datei, auf Wunsch mit bis zu 256 Bit verschlüsselt, zur Backup-Destination geschrieben.



Je nach Backup-Variante und Einstellungen bietet Shadowprotect bei der Erstellung der Snapshots die Wahl: Zwischen der ab Windows XP integrierten Volume Shadow Copy Services (VSS), die ohne zusätzliche Treiber auskommen, und Storagecrafts eigener Snapshot-Engine, die laut Hersteller besonders schnelle inkrementelle und differentielle Sicherungen erlaubt.


Flexible Backup-Planung

Sämtliche Backup-Varianten lassen sich wahlweise manuell oder nach einem Wochenplan an bestimmten Tagen und in bestimmten Intervallen anstossen. Shadowprotect genügt dabei selbst den sicherungssensitivsten Szenarien: Wer will, kann alle 15 Minuten einen Snapshot erstellen lassen. Da die Snapshot-Funktion das System relativ wenig belastet und bei einem derart kurzen Zeitabstand in den meisten Fällen nur wenig Unterschiede zur vorhergehenden Sicherung angefallen sein dürften, kann man auf dem System auch während des Backup-Vorgangs praktisch unbehindert weiterarbeiten.


Mit der Option «Performance Throttling» lässt sich beim Aufsetzen eines Backup-Jobs zudem die I/O-Auslastung, die das Programm bei der Sicherung beansprucht, per Schieberegler stufenlos einschränken. Eine andere Option legt bei inkrementellen Backups fest, wie viele Instanzen rückwirkend aufbewahrt werden sollen. Neben zahlreichen weiteren Optionen ermöglicht Shadowprotect zudem auch die automatische Ausführung von exe-, cmd- oder bat-Files, und zwar vor und nach dem Generieren des Snapshot sowie nach dem Sichern der Image-Datei.



Für den Test haben wir zunächst ein Vollbackup der gesamten 256- Gigabyte-Startpartition unseres Vista-PC erstellt, auf der 138 Gigbyte belegt sind. Als Backup-Destination diente ein Share auf einer nicht übermässig schnellen NAS-Appliance. Mit einem Durchsatz von rund 10 Megabyte pro Sekunde, der in etwa der maximal möglichen Geschwindigkeit in einem 100-Mbit-LAN enspricht, erledigte Shadowprotect diese Aufgabe in 3 Stunden 42 Minuten. Mit der gewählten Standard-Kompression belegt die generierte Image-Datei noch 116 der ursprünglichen 138 Gigabyte.


Recovery nach Lust und Notwendigkeit

Beim Zurückspielen der gesicherten Daten zeigt sich die Software noch flexibler als beim Backup. Ein Image lässt sich wahlweise zur Reparatur eines abgestürzten Systems, zur Rückkehr zu einem früheren Systemzustand, zur Migration eines Systems auf eine neue Hardware (Bare Metal Recovery) oder zur Wiederherstellung einzelner Dateien und Verzeichnisse nutzen.


Beim Volume-Imaging folgt das Programm ganz dem zunehmenden Trend zu virtualisierten Umgebungen: Shadowprotect Desktop erstellt Images sowohl von physischen als auch von virtuellen Systemen, wobei VMWare Workstation und Microsoft Virtual PC unterstützt sind. Auf Basis eines beliebigen Images lassen sich in der Folge sowohl physische als auch virtuelle Maschinen wiederherstellen. Unter dem Motto «Hardware Independent Restore» (HIR) unterstützt Shadowprotect selbst die Systemwiederherstellung auf einer komplett anderen physischen oder virtuellen Hardwareumgebung: Für die neue Hardware zusätzlich benötigte Treiber, die im Backup-Image nicht enthalten sind, lassen sich vor dem Recovery-Vorgang von der Originaldisk oder übers Netzwerk nachladen.



Dazu, sowie zur Notfall-Wiederherstellung eines nicht mehr bootfähigen Systems, dient eine separate Applikation namens «Recovery-Umgebung», die beim Booten von der mitgelieferten Installations- und Recovery-CD aus automatisch gestartet wird. Das Paket enthält eine XP- und eine Vista-basierte Variante der Recovery-Umgebung, die mit einer ähnlich gestalteten Oberfläche aufwartet wie die Konsole, angereichert mit zusätzlichen Funktionen.


Falls das Image für die Wiederherstellung auf einem Speichergerät im Netzwerk abgelegt ist und die Recovery-Umgebung von Haus aus keinen Treiber für die Netzwerkkarte des Zielsystems enthält, lässt sich auch der passende NIC-Treiber vor der Wiederherstellung dynamisch dazuladen.


Die Recovery-Umgebung wartet überdies mit einer Reihe nützlichr Hilfsfunktionen auf, die in der Konsole nicht zur Verfügung stehen. Beispiele sind der BCD-Editor, mit dem sich die Boot-Konfiguration unter Windows Vista bequem editieren lässt, ein VNC-Client zur Steuerung eines entfernten PC via LAN oder Internet und ein Texteditor.


Die Recovery-Umgebung dient aber nicht nur der Systemwiederherstellung, man kann damit wie mit der Konsole auch Backup-Images erstellen zum Beispiel wenn das System nicht mehr bootfähig ist und vor einem Komplett-Restore die vorhandenen Daten gesichert werden sollen. Auch sogenannte «ExactState»-Backups von Volumes, die man im Normalbetrieb nicht sichern möchte oder kann, lassen sich in der Recovery-Umgebung problemlos erstellen.


Dateien rasch zurückgeholt

Zwar sichert Shadowprotect als reinrassiges Imaging-Tool naturgemäss nur ganze Volumes, beim Wiederherstellen hat man jedoch wahlweise Zugriff auf jede einzelne Datei. Ein Image-File lässt sich dazu über eine Wizard-gestützte Programmfunktion als virtuelles Laufwerk mounten. Die im Image abgebildete Dateistruktur steht dann wie bei jedem anderen Volume im Windows-Explorer bereit, und zwar mit den gleichen Zugriffsrechten wie beim ursprünglichen Volume.


Dateien und Verzeichnisse holt man so per Drag&Drop aus dem Backup zurück. Shadowprotect unterstützt auf solchen virtuellen Laufwerken sogar Schreibzugriff: Alle Änderungen am Inhalt des Images wie zusätzlich abgelegte, geänderte oder gelöschte Dateien werden beim Unmounten als inkrementelles Backup mitgesichert.



Shadowprotect unterstützt auch alle anderen gängigen Backup-, Recovery- und Verwaltungsaufgaben mit leicht verständlichen Schritt-für-Schritt-Wizards, die in der linken Spalte des dreigeteilten Hauptfensters erscheinen. In der Mitte zeigt das Programm die Details zum gewählten Vorgang an, die optional zuschaltbare rechte Spalte präsentiert die Netzwerkumgebung mit den verwalteten Nodes: Die Konsole dient auch zum Remote Management weiterer Systeme, auf denen der Shadowprotect-Agent installiert ist.

(ubi)


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