PC-Population unter Kontrolle

Der Softwaremarkt bietet eine enorme Vielfalt an Client-Management-Lösungen von IT-Branchengrössen und kleinen Spezialisten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/19

     

Sobald mehr als ein paar PCs im Einsatz stehen, wird die manuelle Einrichtung und Verwaltung zu aufwendig. Client-Management-Software vereinfacht den Umgang mit der PC-Population vom Aufsetzen des Betriebssystems und der Gerätetreiber über die Installation und Instandhaltung der Anwendungen bis zur Überwachung der Lizenznutzung, liefert Berichte und Analysen und spart Mühen und Kosten.


Installation und Betrieb

Umfassendes Client Lifecyle Management (CLM) beschränkt sich nicht auf die klassische Disziplin der Softwareverteilung, sondern deckt den gesamten Lebenszyklus der Arbeitsstationen ab. Das beginnt bei der Partitionierung der Harddisk und hört mit der kontinuierlichen Überwachung des Patch-Zustands der Systeme und Anwendungen noch lange nicht auf.


Neben der Entlastung der Administratoren ermöglicht die konsequente Systempflege per CLM auch den Aufbau einer standardisierten Client-Umgebung. Im Vergleich zum Wildwuchs, der bei manuellen Installationsarbeiten an jedem einzelnen System fast zwangsläufig entsteht, reduziert diese Standardisierung Aufwand und Kosten zusätzlich. Mit typischen Preisen ab rund hundert Franken pro Client ist die Investition in die CLM-Software rasch amortisiert.


Suite gewinnt

Dementsprechend vielfältig sind die Funktionen, die eine umfassende CLM-Lösung bieten sollte. Manche Produkte sind in Form modularer Suiten gehalten. Auch Hersteller, die früher Tools für einzelne Aufgaben wie Softwaredistribution oder Lizenzmanagement anboten, entwickeln ihre Lösung zunehmend in Richtung CLM-Komplettsuite. Dennoch lassen sich die einzelnen Funktionsbereiche oft separat einsetzen und lizenzieren. Für eine optimale Interoperabilität empfiehlt es sich aber trotzdem, für alle Client-Management-Aufgaben auf Komponenten des gleichen Herstellers zu setzen.


Unsere Marktübersicht umfasst die aktuell in der Schweiz erhältlichen CLM-Suiten, die mindestens die Bereiche OS-Installation, Softwaredistribution, Inventarisierung und Patch-Management abdecken. Viele Produkte erlauben daneben die Fernwartung per Remote Control und unterstützen die Migration der Benutzereinstellungen, zum Beispiel bei der Ablösung alter Hardware.



Nicht überall enthalten ist dagegen ein Paketier-Werkzeug, mit dem sich Installationspakete mit individueller Zusammenstellung von Executables, Hilfsdateien und Einstellungen erstellen lassen: Einige Lösungen können nur bereits vorgefertigte MSI-, RPM- oder sonstige Installer verarbeiten.


Die Mehrzahl der Lösungen hilft dabei, die Nutzung von Softwarelizenzen zu überwachen. So lassen sich überflüssige Lizenzen identifizieren und drohende Engpässe vermeiden. Die License-Management-Funktion erstellt überdies Compliance-Berichte zuhanden von Management und Lieferanten.


Ein Bereich, der nur bei einem Teil der CLM-Suiten zur Grundausstattung gehört, ist das Echtzeit-Monitoring der Clients. Vor allem die «grossen» Hersteller überlassen dies anderen Tools, die sich zusammen mit der CLM-Lösung in ein übergreifendes IT-Management-Framework einbetten. Andere sehen offenbar nach wie vor die Installation und Softwareverteilung als Hauptbereiche und messen dem Monitoring im CLM-Kontext keine Bedeutung zu.


Verwirrung bei den Grossen

Bei Herstellern wie HP, IBM, CA und Novell ist es gar nicht so einfach, «die CLM-Lösung» zu identifizieren. Oft kommen bei der Positionierung der Produkte Begriffe wie «Configuration Management» zum Einsatz. Einige Hersteller bieten sowohl Lösungen für heterogene Grossumgebungen als auch spezielle Windows-zentrierte Produkte an, die sich auch für KMU eignen. In der Tabelle haben wir in solchen Fällen jeweils das Produkt aufgeführt, das in erster Linie für Windows-Umgebungen konzipiert ist.


Bei HP segelt IT-Management heute unter dem Label «BTO-Software» (Business Technology Optimization). Neben dem in der Tabelle aufgeführten Openview Client Configuration Manager bietet HP auch die umfassendere sogenannte «Configuration Management for PCs Solution Suite» an, die sich aus insgesamt zehn Tools zusammensetzt.



Bei IBM finden sich Service-Management-Lösungen in der Tivoli-Sparte. Die Palette umfasst neben dem Tivoli Provisioning Manager, mit dem sich nicht nur Desktop-PCs, sondern auch Server und Netzwerkkomponenten pflegen lassen, eine ganze Reihe weiterer Tools für die automatisierte Administration grösserer IT-Landschaften. Daneben offeriert IBM für KMU eine Express-Version des Provisioning Manager in zwei getrennten Editionen für die Softwaredistribution und die Inventarisierung.


CA bietet neben der Desktop Management Suite für Windows verschiedene Client-Management-Lösungen an, die in der Unicenter-Linie angesiedelt sind. Die Produktpalette umfasst Asset Management, Asset Intelligence (Analyse des Bestands an IT-Ressourcen), Desktop DNA (Migration von Daten und Einstellungen bei Systemwechsel), Patch-Management, Remote Control und Software Delivery. Diese Produkte sind, analog zur BTO-Linie bei HP und Tivoli bei IBM, ins umfassende Enterprise-Management-Framework Unicenter integriert.


Auch Novell unterscheidet zwischen der umfassenden Zenworks-Suite, die mittlerweile in Version 7 auftritt, und dem Zenworks Configuration Management, das auf Windows-zentrierte Umgebungen getrimmt ist. Die Zenworks Suite umfasst neben separaten Management-Anwendungen für Desktops, Handhelds und Server unter Windows und Linux sowie einer Edition, die sich ausschliesslich auf Linux-Umgebungen versteht, auch diverse Add-ons wie Endpoint Security Management, Virtual Machine Management und USB/Wireless Security.


Microsoft bietet seit kurzem eine generalüberholte Version des bisherigen Systems Management Server (SMS) an: Der System Center Configuration Manager 2007 (SCCM) löst auch das zwischenzeitliche Feature-Pack ab, das den SMS Vista-fähig machte.


Mit dem SCCM macht Microsoft zudem in verschiedenen früher kritisierten Punkten deutlich vorwärts, unter anderem beim OS-Imaging, beim Deployment-Workflow und bei der Inventarisierung. Mit manchen Neuerungen reagiert Microsoft allerdings in erster Linie auf bereits bestehende Features der Konkurrenz.


Markt immer noch vielfältig

Eine Konsolidierung im Client-Management-Markt ist bisher kaum festzustellen. Zwar sind einzelne Akquisitionen erfolgt – so hat zum Beispiel Symantec den bekannten Anbieter Altiris übernommen. Die meisten übrigen CLM-Hersteller erfreuen sich aber nach wie vor einer ungebrochen unabhängigen Existenz. Dies gilt sowohl für grössere, global tätige Player wie Landesk als auch für die kleineren Anbieter aus Deutschland und der Schweiz, die wir meist schon in unserer Frühjahrs-Marktübersicht mit Softwaredistributions- und Patch-Management-Tools aufführen konnten.


Unter den 23 Anbietern, die wir in der Tabelle kurz charakterisieren, fallen neben den bereits genannten Branchengrössen einige Vertreter mit speziellen Produkten auf. Lanrev vom gleichnamigen Hersteller zum Beispiel gehört zu den wenigen CLM-Lösungen mit Unterstützung von Mac-OS-X-Clients und ist das einzige Produkt, bei dem auch die Serverkomponente auf dem Mac sowie natürlich unter Windows läuft.



Ein aktuelles Trendthema ist Support für Vista-Clients. Nahezu alle Lösungen können mittlerweile auf der Client-Seite auch mit dem neuesten Microsoft-OS umgehen, die übrigen Produkte wie DX-Union von Materna werden «demnächst» Vista-fähig. Etwas Besonderes hat sich in dieser Hinsicht die Berliner Firma Aagon einfallen lassen: Auf der Website steht ein Tool zum Download bereit, mit dem sich die PCs im Netz auf Vista-Konformität überprüfen lassen. Der «Vista-Report» arbeitet auf Basis von Aagons CLM-Lösung ACMP und lässt sich bereits mit der kostenlos erhältlichen Inventarisierungskomponente ACMP Inventory einsetzen.


Weiterhin erhältlich und nach wie vor aktuell sind die beiden Lösungen aus Schweizer Küche. Highsystem.NET vom gleichnamigen Hersteller und Columbus von Brainware bieten umfassende Features und haben den Vorteil, dass der Entwickler gewissermassen in der Nachbarschaft sitzt.



Programmsuiten fürs Client Lifecycle Management im Überblick

(ubi)


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