Nieder mit den Barrieren!
Nieder mit den Barrieren!
Den Blinden machen es die SBB ziemlich schwer, und dies schon vor dem Einsteigen: Der Online-Fahrplan unter www.sbb.ch ist mit Dutzenden von Tabellen, Formularen und Links äusserst komplex aufgebaut. Die Folge: Die Screenreader-Software, die Sehbehinderten den Seiteninhalt vorliest, schwafelt vor allem von Nebensächlichem. Der Nutzinhalt geht im Wust von Grafiken und Layout-orientierten Tabellenelementen fast unter. Auch ein geübter Benutzer müht sich minutenlang ab, um die gewünschte Zugsverbindung zu erfahren.
Testresultat ernüchternd
Die SBB-Website ist für Blinde zwar nicht völlig unzugänglich, stellt ihnen aber unnötig viele Barrieren in den Weg. Damit reihen sich die SBB bestens in den Schweizer Durchschnitt ein. In einer Studie, die der Web-Dienstleister Namics zusammen mit der Stiftung "Zugang für alle" kürzlich durchführte, erwiesen sich von den 68 getesteten Internet-Präsenzen bloss acht als gut - Paradebeispiele sind die Website des Bundes und die Telefonauskunft tel.search.ch.
Sieben Webauftritte, darunter die Informations-Sites von mehreren Kantonen und Städten, wurden als besonders schlecht beurteilt. Das Mittelfeld, zu dem auch die SBB-Site gehört, lässt sich von Blinden, Sehbehinderten und motorisch eingeschränkten Nutzern zwar irgendwie, aber nicht wirklich bequem bedienen.
Das Testverfahren berücksichtigte sowohl technische Gegebenheiten als auch den persönlichen Eindruck behinderter Anwender, die die Sites aufgrund detaillierter Vorgaben zu beurteilen hatten. Die Ergebnisse sagen damit weit mehr aus als der sonst gebräuchliche Check mit einer Prüfsoftware wie Bobby, die nur die Konformität mit den technischen Grundanforderungen gemäss den W3C-Richtlinien prüfen kann.