Wohin soll das noch führen?


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/12

     

Google hier, Google da, Google allüberall. Vom Publikum nach wie vor meist als «Search-Engine» bezeichnet, hat sich der Betreiber des weltbeliebtesten Internet-Suchdiensts mittlerweile zum Riesen-Unternehmen entwickelt: Neben der altbekannten Textsuche offeriert Google nur schon punkto Search und Collaboration die Suche nach Bildern und Videos, präsentiert News und lässt Diskussionsgruppen und Online-Kalender einrichten, Mails verfassen und per IM chatten. Geografisch steht die Welt dreidimensional, als Satellitenbild oder als Strassenkarte bereit – neuerdings auch für Linux und mit vielerorts besserer Auflösung.





Auch im kommerziellen Sektor ist Google aktiv: Für den angelsächsischen Sprachraum gibt es, zwar schon länger, aber gemäss den Haususanzen nach wie vor als «Beta», den Shopping-Katalog Froogle, der in einer Übersicht die Angebote verschiedener Online-Läden zusammengefasst präsentiert. Und der nächste Streich folgt auf dem Fuss: Soeben hat Google einen Bezahldienst im Stil von eBays Paypal angekündigt.
All das gibt es zwar auch von anderen Anbietern, sogar aus der Schweiz – als Beispiele mögen der als Ajax-Musterexempel ausgezeichnete Immobiliensuchdienst immo.search.ch (meiner Meinung nach ist die Oberfläche kompliziert und das Update-Verhalten nervös) oder die Mapping-Site local.ch dienen. Einzigartig ist bei Google aber die Konzentration der Services auf einen Anbieter: Besorgte Zeitgenossen sehen in Google schon den nächsten Monopolisten aus dem Reich des Bösen, trotz Googles Hausmaxime «don’t be evil.»






Die suchdienstverwandten Angebote sind aber noch lange nicht alles, was Google im Auge hat: In den «Google Labs», auf der Website sinnig durch ein Icon in Form eines Erlenmeyerkolbens visualisiert, köcheln nämlich allerlei weitere Elixiere vor sich hin. Manche davon treten in direkte Konkurrenz zu den bereits in der Prä-Internet-Ära etablierten Softwareherstellern, will sagen Microsoft.





Zum Beispiel Google Spreadsheets: Zwar ist die Online-Tabellenkalkulation erst als «Limited Test» verfügbar, sie erweist sich aber erstens als funktional absolut brauchbar und, dank in diesem Fall wirklich genialem Ajax-Einsatz, sehr bequem zu bedienen. Und zweitens bietet sie als reine Online-Anwendung inhärent Möglichkeiten, die auf eine Desktop-Applikation erst mal künstlich aufgepfropft werden müssen, zum Beispiel die gemeinsame Arbeit an einem Kalkulationsmodell mit gleichzeitigem Informationsaustausch via Instant Messaging.





Google Spreadsheets mag auf den ersten Blick wenig bedeutend erscheinen – wer tauscht schon das bewährte Excel oder, for that matter, OpenOffice Calc, gegen eine Webapp im Teststadium aus? Bedenkt man die zunehmende Ubiquität des Internet mit bezahlbarem Breitbandzugang auf allen möglichen Endgeräten zu Hause, im Büro und unterwegs, erscheint das webbasierte Office in einem andern Licht. Nämlich als vorerst noch zartes Liebhaberpflänzchen, das sich in nicht allzuferner Zeit aber durchaus zum informationstechnischen Grundnahrungsmittel entwickeln kann. Und siehe da: Nicht nur Google und einige Exoten wie Salesforce.com treiben das neue Paradigma der Softwarenutzung voran, denn die Technologie ist nach den wenig erfolgreichen Anfangszeiten des ASP-Modells nun praxisreif, so dass auch Microsoft gut daran tut, die «Windows-Live»-Idee mit forciertem Tempo auf die Schiene zu bringen.

(ubi)


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