Wer frisst am meisten Energie?

Drucken kostet viel Energie. Soviel, wie ein PC, der den ganzen Tag lang läuft? Entscheidend ist die Zeit, die ein Gerät im Vollbetrieb läuft.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/01

     

Strom wird immer teurer. Das bekommen nicht nur private Haushalte zu spüren, auch Unternehmen. Insbesondere in Büros stehen einige «Stromfresser» wie PCs, Bildschirme oder Drucker. Einige Geräte können etwas älteren Datums sein und damals wegen ihrer herausragenden Leistung gekauft worden sein – auf den Stromverbrauch achtete man nicht. Das trifft natürlich auf viele andere, neue Bürogeräte nicht zu. Aber auch hier gibt es sparsamere und verschwenderische. Insbesondere bei den Werten für Voll- oder Standbybetrieb zeigen sich Unterschiede. Wir haben uns deshalb einmal umgeschaut.


Problemstellung: Was steht alles in einem Büro?

Wieviel Strom verbraucht mein Telefon? Eine Frage, die wohl nur die wenigsten beantworten können. Wir skizzieren in diesem Artikel deshalb ein «normales» Büro und legen die Stromverbräuche aller Geräte dar, die in einem Büro üblicherweise anzutreffen sind. Das sind neben den bereits eingangs erwähnten PC, Bildschirm und Drucker auch Kopierer. Und die Eingabegeräte wie Mäuse und Tastaturen, die aber vom PC mit Strom gespeist werden. In den meisten Büros findet man zusätzlich noch einen Scanner und natürlich ein Telefon sowie ein Faxgerät. Auch ohne ADSL-Router, Switches oder Firewalls kommt man heute nicht mehr aus. Da man mobil sein will, ist auch noch ein Notebook Pflicht. Zu den meisten Büros gehört auch eine kleine Küche: Mikrowelle und Kaffeemaschine.


In der Tabelle auf dieser Seite haben wir eine Übersicht dieser verschiedenen Geräte erstellt, ergänzt mit ein paar weiteren Angaben betreffend ihrer Grösse und ihrem Gewicht. Diese Angaben und die zum Energieverbrauch stammen alle direkt von den Herstellern und sind von einem aktuellen, KMU-typischen und möglichst weitverbreiteten Gerät. Spezielle Stromspar-Modelle fanden keinen Platz in der Aufstellung, ebenso wie Produkte für den Privatgebrauch. Natürlich stehen in einem Büro auch noch viele Lampen und Leuchter herum. Die haben wir aber nicht in der Tabelle aufgeführt, weil ihre Leistung zu unterschiedlich ist. Das reicht von einer Sparlampe mit 15 Watt, bis zu einem Deckenstrahler mit weit über 100 Watt. Und dass Licht ein grosser Energieverschwender sein kann, ist uns allen ja ohnehin schon länger bekannt...






Umweltbelastende Geräte in KMU-Büros


Stromverbrauch, verschiedene Modi

Betrachtet man die Tabelle, fallen einem vor allem die Zahlen in der ersten Kolonne, «in Vollbetrieb», auf. Sie sind im Vergleich zu den anderen, folgenden Werten sehr hoch und da und dort sogar in drei- oder vierstelligem Bereich. Ein Faxgerät hat beispielsweise einen Verbrauch von 900 Watt, eine Firewall nur 10. Aber: Während eine Firewall in der Regel 24 Stunden pro Tag durchgehend läuft, ist ein Faxgerät nur selten in Vollbetrieb. Bereits im Standby-Modus reduziert sich der Verbrauch auf 15 Watt, in einem möglichen Sparmodus sogar auf 1,5 Watt.
Ähnlich sieht das bei einem Laserdrucker oder Kopierer aus. Bei diesen Geräten ist aber in Bezug auf den Umweltgedanken nicht nur der Stromverbrauch wichtig: Man sollte auch umweltfreundlich drucken bzw. kopieren. Wir haben für Sie deshalb 10 Tipps für umweltfreundliches Drucken, die von Kyocera Mita stammen, zusammengestellt:



- Bedrucken und kopieren Sie Dokumente beidseitig (Duplexfunktion), um Papierverbrauch und Kosten zu senken.




- Drucken Sie nicht zu viele Dokumente aus. Überlegen Sie, wie viele Kopien Sie wirklich benötigen, um eine unnötige Verschwendung zu vermeiden.



- Nutzen Sie, wenn möglich, die «Testen und Anhalten»-Funktion, um die Korrektheit eines Dokumentes vor grossen Druckauflagen zu prüfen.



- Stellen Sie sicher, dass Ihre Elektrogeräte der Energy-Star-Norm entsprechen.



- Achten Sie darauf, Kopierer, Multifunktionsgeräte und Drucker über Nacht auszuschalten.



- Aktivieren Sie einen möglichen Schlafmodus des Druckers oder Kopiergeräts, sodass der Energieverbrauch bei Nichtverwendung der Druck-/Kopiefunktion auf ein Minimum reduziert wird.



- Recyceln Sie Ihre gebrauchten Druckerpatronen oder Tonerkartuschen.



- Achten Sie auf die korrekte Wartung Ihrer Bürogeräte, um einen effizienteren Betrieb zu ermöglichen.



- Verwenden Sie chlorfrei gebleichtes, umweltschonendes Papier oder 100% wiederverwertetes Papier für sämtliche Druckaufträge.



- Richten Sie für die Entsorgung von Altpapier eine Sammelstelle mit Recycling-Behältern in Ihrem Büro ein.





Zu den Druckern gibt es weiter noch Folgendes zu sagen, das aus unserer Tabelle nicht ersichtlich ist: Ein Laserdrucker ist im Vergleich zu einem Tintenstrahldrucker deutlich verschwenderischer. Sowohl im Standby wie im Vollbetrieb verbraucht das Gerät mehr Energie.


In die Röhre schauen oder auf TFTs wechseln?

Interessant ist auch der Vergleich von Röhrenmonitoren und TFT-Bildschirmen. Obwohl die «Flachen» wohl schon bald alle Büros erobert haben, kommen in einigen Firmen bestimmt noch die «grossen» Modelle zum Einsatz. Spontan meint man, ein TFT- braucht weniger Strom als ein Röhrenmonitor. Wie unsere Tabelle zeigt, ist dem auch so. Der Unterschied im Standby ist unwesentlich, im Vollbetrieb allerdings braucht der Röhrenmonitor fast doppelt so viel Strom. Dabei handelt es sich übrigens um ein Modell, das immer noch verkauft wird, also kein altes. Im Gegensatz zu den Druckern oder Kopiereren sind die Vollbetrieb-Werte für den Bildschirm sehr wichtig, denn er läuft in der Regel den ganzen Arbeitstag lang und ist nur selten im Standby-Modus.


Was braucht ein PC?

Die meisten wird aber nicht interessieren, wieviel Strom ihr Drucker oder Bildschirm braucht: Der PC, der muss doch der grösste «Stromfresser» sein. Wie viel braucht er? 102 Watt sind es im Vollbetrieb, laut den uns gelieferten Herstellerangaben für einen üblichen Büro-PC. Damit braucht er rund doppelt so viel wie ein TFT-Bildschirm, der ja im Prinzip jeweils ähnlich lange im Einsatz steht. Nur einen Viertel des PC-Stromverbrauchs weist ein übliches Notebook (26,1 Watt) auf, was nicht wirklich überrascht, ist es doch für eine möglichst hohe Akkuleistung optimiert. Dafür hat das Notebook von allen Office-Geräten, neben dem Kopierer, der etwas andere Modi hat, mit 17,4 Watt den grössten Standby-Verbrauch. Allerdings gibt‘s bei beiden dafür noch einen «Spar-Modus».



Keine Angst vor einem übermässigen Stromverbrauch muss ich beim Telefon haben. Ein ganz normales, herkömmliches Modell braucht nämlich nur gerade um die 0,3 Watt. Bei den Küchengeräten, die es in einem Büro in der Regel gibt, gelten ähnliche Anmerkungen wie bei Druckern oder Kopierern: Sie haben einen hohen Energiebedarf bei Vollauslastung, in der Regel um die 1000 Watt. Allerdings werden auch sie nur sporadisch genutzt und verbrauchen im Standby nicht all zu viel Strom.


Viele Produkte haben bereits ein Umwelt-Label

Für alle elektronischen Geräte gibt es verschiedene, sogenannte Umwelt-Labels, die unter anderem als Kaufentscheide dienen sollen (siehe Kasten links). Das wohl bekannteste unter ihnen ist der Energy Star. Wir wollten von den Herstellern deshalb auch wissen, was ihr Referenz-Produkt, für das sie uns die Energieverbrauchsangaben gemacht haben, für Umweltkriterien erfüllt.


Dabei haben wir festgestellt, dass die Energy-Star-Richtlinien heute von vielen Geräten eingehalten werden. Ebenfalls weitverbreitet ist das Label Blauer Engel. Im Gegensatz zum Energy Star legt es mehr Wert auf die Entsorgung sowie Emissionen und Schadstoffe. Router oder Firewalls verfügen über kein Label, was in diesen Produktegruppen üblich zu sein scheint.



Zum Abschluss der Auswertung der interessantesten Stromverbräuche gilt es noch zu sagen, dass man unbedingt auch folgende Punkte beachten muss: Während ein Kopierer oder ein Fax meist nur einmal vorhanden ist, gibt’s PCs und Bildschirme meistens mehrmals in einem Büro. Und:
Die einzelnen tiefen Standby-Werte summieren sich schlussendlich doch zu einem recht grossen Brocken...


Vier mehr oder weniger bekannte Umwelt-Labels



Blauer Engel: Ein deutsches Label, das vor allem bezüglich Emissionen, Schadstoffe und Entsorgung hohe Anforderungen an die Bürogeräte stellt. Der Energieverbrauch wird weniger stark gewichtet. www.blauer-engel.de.



Energy Star: Ein bekanntes Label, aus den USA stammend. Es wurde bei uns 2002 eingeführt, für Computer, Monitore, Drucker, Faxgeräte und Scanner. Es legt vor allem Wert auf den Standby-Verbrauch und die Senkung des Gesamtenergieeinsatzes. www.eu-energystar.org.



TCO: Label aus Schweden. Stellt hohe Anforderungen an Emissionen, Ergonomie und Umwelt, weniger an den Stromverbrauch. Ist vor allem auf Bildschirmen oft zu sehen. Die Zahl hinter dem Kürzel bezeichnet das Jahr, in dem der Standard in Kraft getreten ist. www.tcodevelopment.com.



Europäisches Umweltzeichen: Ein 1992 von der EU ins Leben gerufenes Umweltzeichen. Alle mit der «Blume» gekennzeichneten Produkte sind von unabhängigen Stellen auf die Einhaltung strenger ökologischer und gebrauchs­tauglichkeitsbezogener Kriterien geprüft worden. www.eco-label.com.

(mv)


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