Editorial

Die Linux-City ist eine Illusion


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/14

     

Eine Stadt ist nie fertig gebaut, und vor allem wird sie nie am Reissbrett konzipiert – mit Ausnahme von Brasilia vielleicht. Eine Stadt ist historisch gewachsen, mit allen Wechselfällen und Unwägbarkeiten. Dasselbe gilt für die Institutionen einer Stadtverwaltung und erst recht für deren IT. Denn niemand, weder ein Unternehmen noch eine Behörde, konnte vor zehn, zwanzig oder gar dreissig Jahren wissen, in welche Richtung sich die Informationstechnologie entwickeln würde. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn beim Blick auf die IT-Landschaften einer Stadt wie Zürich der Eindruck entsteht, hier herrsche das pure Chaos, angefangen bei den unterschiedlichsten Hardwareplattformen und Betriebssystemen über diverse Datenbanken bis hin zu unzähligen Gross-, Klein- und Kleinstapplikationen – und das alles aus den verschiedenen IT-Zeitaltern.







In Wirklichkeit herrscht aber nicht das Chaos, sondern die Vielfalt. Eine Vielfalt, die mittlerweile ins Geld geht, deren Entstehung aber nicht zu verhindern war. Es ist klar, dass eine Stadt im Hinblick auf die Unterhaltskosten eine solche Vielfalt in den Griff bekommen muss, das heisst, eine IT-Architektur ins Auge fassen sollte, mit deren Hilfe Komplexität reduziert werden kann.






Eine solche Architektur ist aber zuerst einmal harte Denkarbeit – und vor allem kann sie nicht darin bestehen, pauschal auf eine bestimmte Technik zu setzen. Plakative Verlautbarungen wie beispielsweise «München steigt auf Linux um» sind deshalb nicht nur mit Vorsicht zu geniessen, sondern schlicht irreführend. Eine Stadt kann angesichts ihrer IT-Vielfalt gar nicht «auf Linux umsteigen». Sie kann aber im Rahmen ihrer IT-Strategie und im Einklang mit ihren IT-Architekturzielen Open Source Software evaluieren und einsetzen. Die Zürcher Stadtverwaltung hat sich dies vorgenommen.



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