Tungsten C: Schneller Business-PDA von Palm

Palms Tungsten C bietet für 749 Franken WLAN, 64 MB RAM und eine schnelle CPU, weist aber Schwächen bei der Verarbeitung auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/12

     

Mit dem Tungsten C hat Palm das dritte Modell der jüngst ins Leben gerufenen Tungsten-Business-PDA-Familie vom Stapel gelassen. Das aktuelle Vorzeigemodell will die Kundschaft mit WLAN, Tastatur, schnellem Prozessor und viel RAM für sich gewinnen. Ein schneller Prozessor heisst in diesem Fall Intels XScale-Chip mit 400 MHz, und viel RAM ist gleichbedeutend mit 64 MB neben den 16 MB Flash-ROM, in dem das Betriebssystem steckt. Die 64 MB RAM - von denen noch 51 effektiv genutzt werden können - sind möglich, da Palm dem Tungsten C das neue PalmOS 5.2.1 spendiert, das bis zu 128 MB adressieren kann. Ein Novum ist auch der Einsatz der Intel-CPU, welche die bei Palm üblichen und wesentlich langsamer getakteten Dragonball- oder ARM-CPUs ablöst. Die höhere Taktfrequenz macht sich denn auch bemerkbar. Der neue Palm arbeitet wie der geölte Blitz, Wartezeiten bleiben weitgehend aus.


Goodbye Eingabestift

Das erste Erlebnis mit dem neuen Palm war jedoch weniger erfreulich. Zuallererst hat sich der Eingabestift, der seitlich in einer Halterung steckt, auf den Boden verabschiedet. Der Stift rastet sehr schlecht ein, und wird das Gerät auf den Kopf gestellt und die Oberseite mit dem Finger angetippt, fällt der Stift heraus. Ein kleines Arsenal an Ersatzstiften dürfte also Gold wert sein. Ebenfalls unbefriedigend ist die Lederabdeckung, die auch seitlich eingerastet ist, etwas billig wirkt und zudem Display und Tastatur kaum schützt, da sie sich nur schlecht zuklappen lässt.



Ansonsten aber kann über die Verarbeitung wenig Negatives gesagt werden. Das Gehäuse wirkt zwar etwas klobig, aber massiv, auch wenn es nur aus Kunststoff ist, und die Tastatur ist solid verarbeitet und bietet Tasten mit einem angenehmen Anpressdruck. Leider fehlt eine Tastatur-Hintergrundbeleuchtung und die Tasten sind klein - zu klein für jemanden mit weniger filigranen Fingern. Auch das runde Pad, das alternativ für die Menüsteuerung eingebaut wurde, ist zu winzig und reagiert etwas schwammig.




Ein Highlight ist hingegen das transflektive Display mit 320 mal 320 Bildpunkten. Es ist gestochen scharf, hintergrundbeleuchtet und spiegelt selbst bei extremen Betrachtungswinkeln kaum. Ebenfalls positiv herauszustreichen die Akkulebensdauer. Trotz Farbdisplay hält die Stromversorgung erfreulich lange - laut Hersteller bis zu 6 Tage bei durchschnittlichem Gebrauch.



Der integrierte WLAN-Zugang nach 802.11b ist neben dem Display und der Leistungsfähigkeit das grösste Plus des Tungsten C. Schnelles, drahtloses Surfen wird dank des einfachen Konfigurationsprozedere zum Kinderspiel, und dank dem hervorragenden Display können auch Sites, die nicht für PDAs optimiert wurden, mit etwas Scrollarbeit vernünftig auf dem integrierten Webbrower angesehen werden. Warum jedoch Bluetooth-Unterstützung auf dem Business-Gerät fehlt, ist uns ein Rätsel.



Ein letzter Schwachpunkt auf Hardware-Seite: Der eingebaute Lautsprecher ist schlicht nicht zu gebrauchen. Dafür gibt es einen Kopfhöreranschluss; der dazugehörige Kopfhörer muss aber separat gekauft werden, und ein handelsüblicher Mini-Klinker-Stecker lässt sich nicht einstecken. Hübsch dagegen: eine Vibra-Alarm-Funktion.




Business-Software

Softwareseitig sieht die Sache jedoch erfreulich aus. So wird beispielsweise das Office-Programm DocumentsToGo mitgeliefert. Damit werden Office-Dateien aller Art für die Darstellung auf dem PDA aufgearbeitet und via Synchronisation auf den Tungsten übertragen, um dort weiterverarbeitet zu werden. Unterstützt werden die verschiedensten Formate wie Word, WordPerfect, PDF, Excel, Lotus 1-2-3, PowerPoint, JPEG GIF, Outlook, Lotus Notes und noch einige mehr. Das Ganze funktioniert einwandfrei und ohne Konfigurationsmühen - die optimierten Dateien lassen sich auf dem Palm komfortabel bearbeiten. Dies kann via Tastatur oder mit dem neuen Schrifterkennungssystem Graffiti 2 erfolgen. Bei Graffiti 2 lassen sich ein Symbol oder ein Buchstabe neu auch mit zwei Strichen - und nicht wie bislang mit nur einem Strich ohne abzusetzen - eingeben, hilfreich vor allem bei komplizierten Zeichen.



Als E-Mail-Client spendierte Palm dem Tungsten C VersaMail 2.5, die aktuellste Version, die besser mit Attachments umgehen kann, verschlüsselten Zugang auf das Postfach bietet und neben der Outlook- und Eudora- auch Notes-Synchronisation offeriert. Weiter gibt es mit dem Programm Kinoma einen Videoplayer, genauso wie sich eine Applikation für die Aufnahme und das Abspielen von Sprachnotizen findet.




Speziell für den Einsatz im Firmennetzwerk wurde dem Palm eine Reihe Sicherheitsfunktionen spendiert. So kann ein VPN eingerichtet werden und 128-Bit-Verschlüsselung ist genauso vorhanden wie ein Passwortschutz.



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