Ohne Kabel am Festnetztelefon

Mit Jabras Jx10 und einem dazugehörigen Bluetooth-Hub kann man ein und dasselbe Headset fürs Festnetztelefon und fürs Handy nutzen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/10

     

Vieltelefonierer, welche sowohl mobil wie auch im Büro kabellos über ein Headset parlieren wollen, dürften das Problem nur allzu gut kennen: Für jede Anwendung braucht es ein separates Headset, weil der Kopfschmuck fürs Mobiltelefon auf Bluetooth basiert, bei einem Festnetztelefon die Drahtlos-Technologie in der Regel aber ein Fremdwort ist. Die Lösung kommt von Hersteller Jabra in Form des Designer-Headsets Jx10, das neuerdings zusammen mit einem Bluetooth-Hub ausgeliefert wird. Über diesen Hub werden Festnetztelefone – zumindest die meisten davon – Bluetooth-fähig. Wir haben getestet, ob die Lösung hält, was sie verspricht.


Es stört im Äther

Die Installation der Headset-Hub-Combo ist so problemlos, wie eine Installation es nur sein kann. Der Hub muss lediglich an den Strom gehängt und zwischen Telefonkopfhörer und Telefonapparat geschaltet werden. Das nötige zusätzliche Kabel findet sich im Lieferumfang. Bei Telefonen mit Headset-Anschluss kann der Hub auch direkt an diesen angehängt werden. Daneben muss das Headset selbst aufgeladen werden (dauert etwa zwei Stunden), und nach einmaligem Pairing zwischen Headset und Hub kann’s losgehen mit dem drahtlosen Telefoniegenuss. Für ein Telefonat (abgesehen von Geräten mit speziellem Headset-Anschluss, hier funktioniert die Jabra-Lösung wie ein herkömmliches Headset) muss zuerst der Hörer abgehoben und die Nummer gewählt werden, und schon ertönt aus dem Kopfhörer das Freizeichen – wenn beim Test auch ungewöhnlich leise.



Und leise bleibt’s auch beim ersten Gespräch – so leise, dass man seinen Gesprächspartner kaum versteht. Abhilfe schafft der (erstmalige) Blick ins Handbuch. Das Problem liegt unter der sanft gerundeten Oberfläche des Hub, die in Tat und Wahrheit ein (von blossem Auge kaum erkennbarer) Deckel ist. Darunter verbergen sich zwei Regler, einer für die optimale drahtlose Verbindung (Telefon-Setup-Schalter) und einer für die Lautstärke. So wird das nächste Telefonat schon deutlich angenehmer, die Kopfhörer- und Mikrofon-Lautstärke kann mehr als laut genug eingestellt werden.







Was jedoch bleibt, sind störende Nebengeräusche. Für den Gesprächspartner klingt das Telefonat zudem so, als würde man den Freisprechmodus des Tischtelefons benutzen – will heissen, die Stimme bekommt quasi eine räumliche Dimension. Geht man mit dem Jabra Jx10 am Ohr im Büro herum, bleibt die Verbindung und die Qualität bis zirka 7 Meter vom Hub entfernt stabil. Der Hersteller gibt hier 10 Meter (bei direktem Sichtkontakt) an, dieser Wert ist jedoch stark abhängig von den äusseren Gegebenheiten.
Im Zusammenspiel mit einem Handy – dem zweiten Anwendungsgebiet des Jx10 – funktioniert das Headset, das übrigens sehr leicht, hübsch gestaltet und angenehm zu tragen ist, wie jedes andere Bluetooth-Headset auch. Nach einmaligem Pairing zwischen Handy und Headset kann der Kopfhörer verwendet werden. Der Handover zwischen Handy und Hub ist nicht möglich – kann auch nicht möglich sein, da dazu ja ein Gespräch vom Fest- aufs Mobilnetz und umgekehrt übergeben werden müsste, was bekanntlich nicht funktioniert. Dafür erlaubt die Jabra-Lösung zwei parallele Multipoint-Verbindungen, beispielsweise gleichzeitig eine mit dem Hub und eine mit einem Handy oder eine mit zwei Mobiltelefonen.


Mängelchen und Schwächen

Trotz des zweifelsohne interessanten Konzepts und der eigentlich guten Verarbeitung und Qualität besitzt die Jabra-Lösung nebst der Gesprächsqualität einige weitere Schwächen oder zumindest kleinere Makel. So ist es beispielsweise nicht möglich, den Hub an ein Funktelefon zu hängen, da er, wie erwähnt, zwischen Hörer und Telefon angeschlossen werden muss. Ebenfalls war es uns nicht möglich, den Hub an ein ISDN-Telefon von SwissVoice zu hängen, weil hier der Stecker des Hörers breiter ist, der Hub jedoch nur für eine Stecker-Norm (RJ10) konzipiert wurde (Adapter könnten hier Abhilfe schaffen). Neben dem Telefonhörerstecker findet sich einzig noch ein AUX-Anschluss, der jedoch nur dann zum Einsatz kommt, wenn man ein Telefon mit elektronischer Rufannahme besitzt. Wer kein solches Gerät hat, muss zudem, auch wenn er das Headset verwendet, jedes Mal bei einem Anruf den Hörer von der Gabel nehmen und nach Beenden des Anrufs wieder auflegen.



Am Jx10 finden sich zwei weitere, wenn auch kleine Mängel. So liegt der Volume-up-Button unten am Headset, der Button für weniger Lautstärke hingegen oben – so dass man sicher jeweils den falschen drückt. Um das Headset auszuschalten, muss der entsprechende Button zudem eine halbe Ewigkeit (laut Anleitung mindestens 5 Sekunden, was einem zumindest wie eine halbe Ewigkeit vorkommt) gedrückt werden.
Lobenswert muss abschliessend das Handbuch auf CD genannt werden, das jeden Installationsschritt mittels eines dazugehörigen kleinen Flash-Videos im Browser erklärt.

(mw)


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