Tiscali lässt bald das Telefon läuten

Bereits im November letzten Jahres verkündete Cablecom, man werde im zweiten Quartal 2002 Telefonie über das Fernsehkabel anbieten und so eine wirkliche Alternative zur letzten Meile schaffen, die in den Monopol-Händen der Swisscom liegt. Wie sich nun herausstellt, ist aber Cablecom mit seinen Plänen nicht allein: Tiscali, hierzulande vor allem bekannt als Provider und Hosting-Anbieter, will im Sommer ebenfalls in dieses Geschäft einsteigen und den Service interessierten TV-Kabelnetzbetreibern offerieren. Zusammen mit Ericsson werde man Telefonie-Dienstleistungen (Voice over Cable) bereitstellen.

Der operative Start des Dienstes soll im Juni erfolgen. Erste Kunden könnten dann Ende Juli oder Anfang August telefonieren. Pilotversuche seien bislang erfolgreich gewesen. Was Tiscali zur Zeit aber noch fehlt, sind die Kabelnetzbetreiber, welche die Telefonie über ihre Netze auch anbieten wollen. Zwei Netzbetreiber, deren Namen Tiscali-CTO Peter Mahr nicht nennen will, haben an der Pilotphase teilgenommen. Nun ist man gemäss Mahr intensiv damit beschäftigt, Verhandlungen mit weiteren Interessenten zu führen.

Alles gleichzeitig

Zumindest auf dem Papier macht die Angelegenheit einen äusserst interessanten Eindruck. So kann beispielsweise ein herkömmliches, analoges Telefon an die Set-Top-Box angeschlossen werden, die man bereits vom Internetzugang via Kabelnetz kennt. Trotz des analogen Modems ist es möglich, gleichzeitig zu telefonieren, mit dem Kabelmodem im Internet zu surfen und daneben auch noch fernzusehen. Die einzige Bedingung: Das Kabelnetz des Betreibers muss den technischen Anforderungen genügen. Das heisst, wer über sein Kabelnetz online gehen kann, kann auch darüber telefonieren.

Die interessantesten Aspekte am Tiscali-Projekt sind zweifelsohne die Gesprächs- und Abogebühren. Just zu diesem Punkt kann Mahr jedoch noch keine präzise Auskunft geben. Die Preise werden aber konkurrenzfähig sein, so der Tiscali-CTO.

Bis schliesslich erste Erfahrungsberichte von Benutzern vorliegen, lässt sich noch nicht viel über die Qualität der Telefondienste über das Kabelnetz sagen. Die Qualität wird aber neben dem Preis für den Erfolg nicht minder ausschlaggebend sein. Und eben dieser Preis darf auf keinen Fall über demjenigen der Telefoniedienste der Swisscom zu liegen kommen, ansonsten wird Tiscali Mühe haben, sich im Voice-Bereich eine gute Ausgangslage zu verschaffen.

Auch Cablecom im Juli

Die Ankündigung von Tiscali ist Grund genug, sich einmal mehr bei Cablecom nach dem Stand der Telefonie-Dinge zu erkundigen. Nachdem das zweite Quartal sich zu Ende neigt, der Dienst bislang noch weit und breit nicht zu sehen ist, und es viele Gerüchte zur schwierigen Konzernlage gegeben hat, wäre es naheliegend, dass die Telefoniepläne wieder ad acta gelegt würden, zumindest vorläufig. Dem sei aber keineswegs so, heisst es bei Cablecom. Voraussichtlich im Juli, also praktisch gleichzeitig mit Tiscali, werde man den Dienst auf den Hispeed-fähigen Netzen aufschalten. Jedoch kann auch Cablecom noch keine Details zum Pricing bekanntgeben. Dazu sei es noch etwas zu früh.

Die Telefonie-Pläne von Tiscali und Cablecom machen aber vor allem eines deutlich: Das Swisscom-Monopol auf der letzten Meile wird von verschiedenen Seiten angegriffen. Sollte Qualität und Preis des Tiscali- beziehungsweise Cablecom-Angebotes überzeugen, muss die Swisscom reagieren - Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.