Knatsch um Business-ADSL
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/03
In diesen Tagen erhöht die Swisscom einmal mehr die ADSL-Bandbreiten. Das schnellste Residential-Angebot wird dann 5000 kbps Down- und 500 kbps Upstream bieten und den Kunden einen Betrag im Bereich von 70 Franken kosten. Wundern dürften sich angesichts so viel Tempo für verhältnismässig wenig Geld vor allem Kleinfirmen, die Abos für Business-ADSL abgeschlossen haben und dafür happige Beträge bezahlen. So kostet Business-ADSL (6000/600 kbps) bei Init7 beispielsweise 299 Franken. Hervorgerufen wird dieser Preisunterschied zu weiten Teilen durch den Wholesale-Preis, den die ISPs der Swisscom entrichten müssen. Für das schnellste Residential-Angebot (5000/500 kbps) liegt dieser Preis bei knapp 38 Franken, beim schnellsten Business-ADSL hingegen bei 195 Franken (6000/600 kbps). Glücklich sind die ISPs mit dieser Situation nicht, denn für sie wird es laut TIC-CEO Franz Grüter immer schwieriger, den massiven Preisunterschied zwischen Residential- und Business-ADSL zu erklären. «Im wesentlichen unterscheiden sich die Business-Produkte durch ein leicht besseres SLA im Gegensatz zum Residential-Angebot», führt Grüter aus. Während der TIC-Chef noch von einem «leicht besseren SLA» spricht, findet Fredy Künzler von Init7 schon deutlichere Worte. «Dieses SLA ist derart lächerlich, dass ein Aufpreis von höchstens 10 oder 20 Franken gerechtfertigt wäre.»
Tatsächlich dürfte sich für einige Business-Kunden die Frage stellen, ob es sich für sie lohnt, für die gebotenen SLA-Leistungen (priorisierte Installation, längere Supportzeiten, garantierte «Maximum Time to Repair» von 8 Stunden) den massiven Mehrpreis in Kauf zu nehmen. Dessen scheint man sich auch bei der Swisscom bewusst zu sein. So kündigt Sprecher Christian Neuhaus an, dass das Produkt-Portfolio im ADSL-Business-Bereich überprüft werde, «auch in Hinsicht auf die Einführung von VDSL im Sommer 2007». Doch die Swisscom will sich nicht alleine den schwarzen Peter für die Situation im Business-ADSL-Bereich zuschieben lassen. Christian Neuhaus: «Swisscom Fixnet Wholesale hat im März 2006 die Preise für die ADSL-Business-Produkte um 20 Prozent gesenkt. Diese Preissenkung wurde von unseren ISPs nicht an den Endkundenmarkt weitergegeben.» Fredy Künzler kontert hier, dass sich der Aufwand, die Preissenkungen weiterzugeben, nicht lohnte. Und weiter: «Swisscom erhoffte sich eine Marktbelebung von ADSL-Business. Diese ist nicht eingetroffen. Der Mehrwert von ADSL-Business zu ADSL-Private ist derart marginal, dass auch der gesenkte Preis noch deutlich zu hoch war. Mit dem höheren Upstream der Private-Profile ist ADSL-Business obsolet.»
So ist und bleibt Business-ADSL unverhältnismässig teuer. Aus diesem Grund zeigen sich eigentlich alle angefragten ISPs kulant, wenn nun ein Business-Kunde angesichts der jüngsten Residential-Bandbreitenerhöhung lieber auf eines der verfügbaren, unter anderem durch fixe IPs aufgemotzten Residential-Angebote wechseln möchten. Init7 ermuntert Kunden gar zu diesem Schritt: Fredy Künzler: «Wir werden alle bestehenden Businesskunden zu einem Wechsel auf ein Private-Abo mit fixen IPs (Downgrade) oder ein Upgrade auf das Glasfaser-basierende Produkt Ethernet Access animieren.»
Franz Grüter gibt zum Abschluss aber zu bedenken, dass in der Praxis Kunden zwar oft das kostengünstigste Angebot wollen und Faktoren wie SLAs ignorieren würden. Bei einem Ausfall seien es dann aber genau diese Kunden, die nicht bereit seien, längere Interventionszeiten zu akzeptieren. «Die Erwartungshaltung der Kunden würde also den vermehrten Einsatz von Business-ADSL-Abos verlangen, die Realität sieht aber oft anders aus.»