The Voice of America: Was bei Internet Appliances falsch läuft

Warum diese so raffinierte neue Kategorie von Computern bisher nicht den Erfolg hat, den ihr alle versprechen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/13

     

Vor einigen Wochen hat 3Com seiner "Audrey" genannten Entwicklung den Strom abgedreht und damit dasselbe getan, was Gateway und Netpliance bereits zuvor gemacht hatten. Und auch Compaqs Versuch, die Welt mit einer Computing Appliance für die Küche auszurüsten, hat nicht so recht eingeschlagen.



Und doch hat vor kurzem der InStat-Analyst Brian O'Rourke in einem Interview an seiner Voraussage festgehalten, dass der Markt für Internet Appliances auf einen Boom zugeht und jährlich um 40 Prozent wachsen wird, bis er im Jahr 2005 ein Volumen von 1,3 Milliarden erreicht.




Und wie um Brian O'Rourkes Meinung zu sekundieren, kommt Sony nun mit Plänen, wonach ein "eVilla" genanntes Gerät noch in diesem Frühling auf den Markt kommen soll.


Appliances sind zu teuer

Warum aber hat diese so raffinierte neue Kategorie von Computern bisher nicht den Erfolg, den ihr alle versprechen?



Das Problem ist nicht, dass es sich bei diesen Geräten bloss um verweichlichte PCs mit Stützrädern handelt. Zumindest nicht nur. Wesentlicher ist, dass die Appliances viel zu teuer sind - insbesondere, wenn man berücksichtigt, was sie überhaupt können. Warum sollte einer 499 Dollar für ein Gerät mit doch ziemlich eingeschränkten Verwendungsmöglichkeiten bezahlen, wenn er für 699 Dollar einen kompletten Computer kriegt?




Die Schuld dafür tragen allerdings nicht etwa habgierige Hersteller von Internet Appliances: Ins Gewicht fallen vielmehr die Kosten für die Bildschirme. Sobald irgend etwas ein Display braucht, steigt sein Preis. Wenn das Anzeigefeld grösser, lesbarer oder farbiger sein soll, dann wird es umso teurer. Einige Internet Appliances verfügen über Displays, die allein über 200 Dollar kosten.




Sonys Versuch schlägt fehl

Ich habe eine Hassliebe zu den Internet Appliances. Mir würde es gefallen, wenn sie Erfolg hätten - zu einem Preis von 199 Dollar pro Maschine, voll ausgerüstet. Aber alle Geräte, die ich bisher gesehen oder über die ich etwas gehört habe, haben grosse Mängel - inklusive dem neuen Kistchen von Sony.



Ok, das Sony-Gerät "eVilla" - woher hat Sony bloss immer diese Namen? - ist nicht wirklich "eVil" (schlimm), so weit ich weiss. Aber es geht doch ziemlich am Ziel vorbei (zumindest auf dem Papier, ein Testgerät ist frühestens in anderthalb Monaten zu bekommen).





• Es kostet zu viel. Mit 499 Dollar pro Gerät ist "eVilla" viel zu teuer. Und das ist erst noch ein Preis, der durch Abonnementsgebühren subventioniert wird. Ich frage mich, was es ohne diese Gebühren kosten würde.




• Es kostet zu viel zusätzlich. Damit "eVilla" genutzt werden kann, muss man für knapp 22 Dollar einen Dienst abonnieren, in dem der Internetzugriff und vier Mailboxen enthalten sind. Sony scheint allerdings nicht gemerkt zu haben, dass das Gerät für viele Leute ein Zweitcomputer sein wird. Und diese Leute benötigen keinen zusätzlichen Provider. Aber vielleicht denkt Sony ja auch, dass "eVilla" ein so tolles Produkt ist, dass die Leute sogar den ISP wechseln, um es nutzen zu können. Ha! Träum weiter, Sony!




• Es ist zu schwächlich. "eVilla" wird als "Network Entertainment Center" vermarktet, was nun doch ziemlich lächerlich ist, wenn man bedenkt, dass die Anbindung an Sonys Welt des Entertainments über ein 56K-Modem erfolgt. Also gerade richtig, um übers Internet Radio zu hören, solange man gleichzeitig nichts anderes tut und kein Problem damit hat, seine Telefonleitung zu blockieren. Streaming Video? Aber sicher! (Das Gerät hat sogar einen Ethernet-Anschluss, aber derzeit gibt's noch nichts, woran es angeschlossen werden könnte.)



Sony zählt auf einen starken Markennamen und ausgeklügeltes Marketing, um potentielle Kunden davon zu überzeugen, dass "eVilla" ihnen etwas zu bieten hat. Vielleicht klappt das sogar. Damit Internet Appliances aber wirklich Erfolg haben, braucht es mehr als das.



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