The Voice of America: Wovor Microsoft und Oracle Angst haben

Konsortien haben üblicherweise hehre Ziele und die technischen Möglichkeiten, um sie zu erreichen. Aber interne Kleinkriege und die eigenen Projekte der beteiligten Firmen haben es noch immer geschafft, den Fortschritt zu verzögern oder sogar ganz zu verhindern. Falls die Firmen lernen, einander zu trauen, werden wir alle davon profitieren.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/03

     

Ich mag keine Regeln. Und so passt es hervorragend, wenn ich heute vorhersage, dass eine meiner eigenen Regeln gebrochen werden wird. Es handelt sich um die Jesse-Berst-Regel, wonach Industrie-Konsortien zum Himmel stinken. Konsortien haben üblicherweise hehre Ziele und die technischen Möglichkeiten, um sie zu erreichen. Aber interne Kleinkriege und die eigenen Projekte der beteiligten Firmen haben es noch immer geschafft, den Fortschritt zu verzögern oder sogar ganz zu verhindern. Denken Sie an die Web-Telefone. Oder an Bluetooth.



Ich verkünde heute, dass ausgerechnet die bitteren Rivalen Microsoft und Oracle die Ausnahme dieser Regel sein werden. Und zwar, wenn es um den Widerstand gegen Cyber-Attacken geht. Es wurde auch höchste Zeit, da ja mittlerweile Gruppen von Teenagern Komplotte schmieden, um das Internet zum Stillstand zu bringen. Und weil Viren und Hacker die US-Unternehmen rund 1,5 Milliarden Dollar jährlich kosten. Deshalb gründen Microsoft, Oracle und 17 weitere Firmen ein Team zum Kampf gegen die Gefahren des Cyberspace.





Was: Das Information Technology Information Sharing and Analysis Center (IT-ISAC) wird in den Büros der Internet Security Systems in Atlanta untergebracht. Das IT-ISAC wird es der Industrie ermöglichen, zwei Dinge zu tun, um die Soft- und Hardware der Firmen abzusichern: Das Sharing der neusten Sicherheitsmassnahmen sowie der Austausch von Warnungen vor Sicherheitsproblemen.




Wer: Ich habe einige der Gründer der Initiative aufgelistet. Derzeit dabei sind Microsoft, Oracle, Cisco, IBM, HP, CA, Electronic Data Systems, Intel und Nortel. Microsoft und Oracle waren schon früher immer wieder zusammen in Komitees und Gruppen vertreten. Beim Entwickeln von neuen Standards hat das üblicherweise keine Ergebnissen gebracht. Erfolg war dagegen beschieden, wenn sie gemeinsam an Problemen beim Kundenservice gearbeitet haben. Die neue Allianz wird ein Beispiel für letzteres sein, auch wenn die Zusammenarbeit sich in Grenzen hält, weil der Wettbewerb weiterspielt. Gemeinsame Interessen sind der Klebstoff, der die Gruppe zusammenhält, während die üblichen Rivalitäten alles tun werden, um sie zu trennen.




Gemeinsame Interessen: Wettbewerber aus den Bank-, Telefon- und Elektronik-Branchen haben gemeinsame Ebenen gefunden. Es ist also machbar. Wenn die Giganten der IT-Branche die Gruppe verlassen wollen, dann wird IT-ISAC dennoch weiterbestehen, aber die Riesen werden vom Informationsfluss abgeschnitten sein: Für die meisten eine unhaltbare Situation.




Übliche Rivalitäten: Das wahre Problem wird sein, die Rivalen dazu zu bringen, ihre Kenntnisse zu teilen. Und das, ohne dass sie befürchten müssen, dass ihre Mitbewerber die Infos gleich gegen sie verwenden.



Falls die Firmen lernen, einander zu trauen, werden wir alle davon profitieren. Und zwar, weil sie alle - mit Ausnahme von Microsoft - Dinge tun, die die meisten Websurfer nicht sehen. Die meisten von ihnen sind Darsteller, die hinter den Kulissen spielen. Nichtsdestotrotz sind wir von ihnen, ihrer Gesundheit und Sicherheit abhängig, weil sie dafür sorgen, dass wir unsere persönlichen Informationen schützen und sicher im Web surfen und Geschäfte tätigen können.




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