Glasfasern in ein bis zwei Jahren

Eduard Schumacher, Präsident von Openaxs, zum offenen Glasfasernetz.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2008/09

     

Der Verband Openaxs will die Verbreitung von Glasfasern vorantreiben, welche Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden sollen. Hinter dem Verband stehen sieben Schweizer Energieversorgungsunternehmen (EVUs).


InfoWeek: Bis wann werden erste Kunden das Glasfasernetz der Energieversorger nutzen können?



Eduard Schumacher: In Zürich noch dieses Jahr, in Sion bereits seit längerer Zeit, und in den übrigen Städten und Gebieten in den nächsten ein bis zwei Jahren. Unsere Grosskunden sind schon seit Jahren an unser Netz angeschlossen und benützen es rege.









Auch die Swisscom und Sunrise planen oder implementieren entsprechende Infrastrukturen. Halten Sie es für sinnvoll, parallel Glasfasernetze zu bauen?



Sunrise besteht nicht auf ein eigenes Netz und zeigt sich offen für unsere Open-Access-Philosophie. Volkswirtschaftlich ist mehr als ein Netz für Privatkunden wenig sinnvoll. Die Swisscom wird aber auf einem eigenen Netz bestehen. Es muss leider damit gerechnet werden, dass es parallele Netze, eines der Swisscom und eines der EVUs, geben wird.








Die Glasfasernetze der verschiedenen Anbieter sind heutzutage nicht kompatibel. Wie wollen Sie sicherstellen, dass Häuser nur einmal verkabelt werden müssen?



Genau das ist das Ziel unseres Verbandes: einen Standard für alle zukünftigen Glasfaserstrecken zu schaffen. Für die bestehenden Netze ist eine Lösung zu prüfen.








Swisscom sieht die Konkurrenz, die ihre Infrastruktur mitbenutzt, als investitionsfaule Trittbrettfahrer. Warum wollen Sie nun solchen Trittbrettfahrern eine fertige Infrastruktur hinstellen?



Wenn möglichst viele Anbieter unser Netz benutzen, rechnet es sich auch. Ausserdem sehen die EVUs ihre Kompetenzen beim Bau und im Betrieb von Netzen und nicht bei den Endkundenservices. So entstehen keine Konflikte, sondern eine Ergänzung.








Werden Sie bei den Wholesale-Preisen mit der Swisscom mithalten können?



Wir rechnen damit, sonst würden wir es nicht umsetzen. Zudem ist die Swisscom bisher nicht als Discounter aufgefallen.








Bislang richten sich die Angebote vor allem an Business-Kunden. Sind Glasfasern für Privatliegenschaften überhaupt lukrativ?



Die bisherige Erschliessung von Unternehmen kommt den EVUs nun zugute. Da das Glasfasernetz teilweise schon in den Quartieren liegt, ist die Resterschliessung weniger aufwendig. Wir verlegen, sofern möglich, Glasfasern zusammen mit unseren Leitungen für die Energie- und Wasserversorgung. Ein Privatkunde bezieht zwar weniger hochwertige Dienste als ein Geschäftskunde, dafür besteht dank Tripple Play das Potential für mehrere Dienste. Die Erschliessung von
Wohnhäusern mit grosser Interessenentenzahl rechnet sich dabei aber schneller als der Anschluss eines Einfamilienhauses.








Wie wollen Sie der Randregionenproblematik begegnen? Wird es ausserhalb der grossen Agglomerationen keine Glasfasern geben?



Jedes EVU rechnet seinen Business­plan und entscheidet aufgrund dessen, ob ein Projekt realisiert wird oder nicht. Falls es umgesetzt wird, kann das Unternehmen von den im Verband vorhandenen Synergien und den Erfahrungen der anderen EVUs profitieren.








Aber: Rentiert sich für die Stromversorger die Erschliessung der Randregionen nicht, gibt’s keine Glasfasern, und die Konsumenten müssen mit dem Swisscom-Monopol leben?



Der Verband Openaxs bietet auch kleineren EVUs die Möglichkeit, beizutreten und damit Kosteneinsparungen durch die vorhandenen Synergien zu nutzen. Jedes Projekt und seine Wirtschaftlichkeit ist durch das Mitglied vor Ort zu klären, um zu entscheiden, ob und wie seine Randregionen erschlossen werden sollen.








Als es in Zürich um das FTTH-Netz (Fibre to the Home) ging, liefen die Gegner Sturm, da sie eine Quersubventionierung aus dem Energiebereich fürchteten. Wie wollen Sie diesen Bedenken begegnen?



Viel wurde bereits bei der Erschliessung von Unternehmen investiert. Die bisherigen Telekom- Investitionen haben sich bereits weitgehend refinanziert. Oftmals liegen die Leitungen auf Strecken, in denen Leerrohre vorhanden sind. Dies macht den Bau erheblich günstiger und für die Anwohner durch die wegfallenden Grabarbeiten weniger störend. Die Businesspläne müssen sich ohne Quersubventionen rechnen.






Das Interview mit Eduard Schumacher führten Andreas Ahlenstorf und Marcel Wüthrich.




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