US-Telcos vereinen sich zu internationaler Grösse
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/04
Im amerikanischen TelekomMarkt zeichnet sich eine schnelle Konsolidierung ab. Nachdem erst Ende Januar SBC Communications die Übernahme von AT&T für 16 Milliarden Dollar ankündigte, kauft jetzt Verizon Communications seinen Konkurrenten MCI (ehemals Worldcom) für 6,8 Milliarden Dollar. Damit erhält Verizon den Vorzug gegenüber der Telefongesellschaft Qwest, die sogar 7,3 Milliarden Dollar für MCI offerierte. Ausschlaggebend für die Zusage an Verizon waren unter anderem ein besser strukturiertes Festnetzgeschäft, bessere Wachstumsaussichten sowie eine ausgeglichenere Finanzlage.
Mit der Übernahme von MCI wird Verizon wieder Nummer eins im amerikanischen Telekom-Markt. Es entsteht ein 90-Milliarden-Dollar-Unternehmen mit einem der weltweit grössten Internet- und Telekom-Netze.
Die damalige WorldCom ist 2002 unter der Führung von Bernhard Ebbers durch einen riesigen Finanzskandal ins Wanken geraten. Dabei mussten sich die Aktionäre rund 180 Milliarden Dollar ans Bein streichen, und 20'000 Mitarbeiter verloren ihren Job. Heute wird das Unternehmen vom ehemaligen Compaq-CEO Michael Capellas geführt. Nach der Bekanntgabe der Fusion sind bereits Spekulationen aufgetaucht, wonach Cappellas die Nachfolge der kürzlich überraschend zurückgetretenen HP-Chefin Carly Fiorina übernehmen könnte.
Sowohl SBC als auch Verizon sind 1984 aus der Aufsplittung von AT&T entstanden. Damals zerlegte die Kartellbehörde den Monopolisten AT&T in sieben Anbieter, die nur noch Telefoniedienstleistungen anboten. Heute beackern Verizon und SBC neben der Telefonie und Highspeed-Internet auch die Mobilfunksparte. SBC hält die Mehrheit an Cingular Wireless, die durch den Kauf von AT&T Wireless im Februar 2004 für 47 Milliarden Dollar die Nummer eins im amerikanischen Mobilfunk geworden ist und mittlerweile rund 48 Millionen Mobiltelefonkunden hat. Verizon seinerseits ist mit der Mobilfunkfirma Verizon Wireless die Nummer zwei und bedient rund 42 Millionen Kunden in diesem Bereich.
Durch die Fusionen wachsen SBC und Verizon zu internationaler Grösse und können Telefon-, Mobilfunk-, Daten-, Internet- und sonstige Breitbanddienste aus einer Hand sowohl auf nationaler als auch auf globaler Ebene anbieten. Die Übernahmen müssen noch von den Aktionären und von den Kartellbehörden gebilligt werden.