Daniel Portner, Senior Consultant, Unisys

«Langfristig werden elektronisch abgegebene Stimmen den grössten Anteil ausmachen.»

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/01

     

Beim E-Voting-Test an der Uni Zürich sind über 90 Prozent der Stimmen via Internet oder SMS eingegangen. Erwarten Sie in
einer «echten» Volksbefragung ähnlich hohen Zuspruch?


90 Prozent elektronische Stimmen werden wir wohl nicht ganz erreichen. Der Test hat jedoch gezeigt, dass E-Voting eine sehr beliebte Form der Stimmabgabe ist, und dies wird auch bei einer kantonalen Wahl oder Abstimmung nicht anders sein. Ich persönlich gehe davon aus, dass langfristig die elektronisch abgegebenen Stimmen den grössten Anteil ausmachen werden.





Auch die Wahlbeteiligung hat im Test deutlich zugenommen.
Wie sieht Ihre Prognose für eine allgemeine Volkswahl aus?


Dass die Wahlbeteiligung sich wie bei der Studierendenratswahl fast verdoppelt, ist wohl nicht zu erwarten. Trotzdem: Mit E-Voting kann der Bürger sehr komfortabel abstimmen. Der Stimmbeteiligung wird dies langfristig nützen.




Was kostet das Ganze, und welche Einsparungen sind durch
E-Voting möglich?


Konkrete Zahlen über Kosten und Nutzen kann ich Ihnen keine nennen. Allein der Kanton Zürich verfügt über 800'000 Stimmberechtigte. Schon Einsparungen von einem Franken pro Votum für Porto, Logistik und Verarbeitung brächten immense jährliche Einsparungen – mit Sicherheit mehr als die Kosten für den Bau und Betrieb einer E-Voting-Infrastruktur.




Die Stimmabgabe per SMS ist kompliziert: Es gehen mehrere
SMS mit länglichen User-IDs und PINs hin und her. Ist das
Verfahren überhaupt praxistauglich?


Ein durchschnittliches SMS-Votum enthält etwa gleich viele Zeichen wie der Satz «Hallo Barbara, kommst du heute Abend auch ins Kino?» Solche Sätze werden wohl tausendfach pro Tag versandt. Kritik am SMS-Voting höre ich meist von Leuten, die SMS selten benützen. Für versierte SMS-Schreiber, und diese sind in der Bevölkerung sehr gut vertreten, birgt das Verfahren kaum
Probleme, wie die StuRa-Wahlen gezeigt haben.




Sobald panaschiert oder kumuliert wird, wird die Eingabe noch komplizierter. Haben Sie beim Test-Voting Veränderungen im Wahlverhalten gegenüber früheren Wahlen festgestellt?


Der Test hat gezeigt, dass das Zürcher E-Voting-System für die Wählenden bequem zu handhaben ist, obwohl Proporzwahlen wie die Studierendenratswahlen als kompliziert gelten. Bei der StuRa-Wahl wird zudem traditionell viel panaschiert und kumuliert. Das war auch dieses Jahr der Fall; die Anzahl veränderter Wahllisten ist gegenüber der letztjährigen Wahl sogar leicht angestiegen.




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