E-Learning: Viel Skepsis trotz grossem Interesse

Eine Studie zeigt, dass viele dem Lernen via Internet nicht vorbehaltlos gegenüberstehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/25

     

Das Interesse an E-Learning ist gross, aber die Anzahl der tatsächlich realisierten Projekte in Unternehmen bewegt sich noch auf kleinem Niveau. Etwa so lassen sich die Ergebnisse einer letzte Woche veröffentlichten Studie der deutschen Unternehmensberatung Mummert + Partner zusammenfassen. Laut der Online-Erhebung sind zwar 80 Prozent der Internetuser bereit, E-Learning-Angebote zu nutzen. Wilhelm Alms, Vorstandsvorsitzender der besagten Unternehmensberatung, rückt dieses überwältigende Ergebnis in die richtigen Dimensionen: "Die Unzulänglichkeiten in der Betreuung und Motivationsprobleme bremsen jedoch die Entwicklung." Das sei der Grund, weshalb die bestehenden Angebote noch kaum genutzt würden.




Gemäss der Einschätzung der Studienteilnehmer bietet E-Learning vor allem einen entscheidenden Vorteil: ortsunabhängiges Lernen. Rund 76 Prozent sind der Meinung, dass dieser Komfort das wichtigste Argument für E-Learning sei. Aber auch die Möglichkeit, sich ohne Rücksicht auf einen fixen Stundenplan weiterbilden zu können, wird am Internet-gestützten Lernkonzept geschätzt - für 69 Prozent liegt hier ein wesentlicher Vorteil gegenüber herkömmlichen Vermittlungsmethoden.


Konsolidierungsphase ist im gang

Gemäss Einschätzungen von Experten, die Mummert + Partner zitiert, wird der Anteil von E-Learning am Weiterbildungsbudget von 10 Prozent im letzten Jahr auf 30 Prozent im Jahr 2005 ansteigen. Diese Aussichten belegen auch die Erhebungen von anderen Marktforschern. IDC hatte letztes Jahr die Prognose gewagt, der E-Learning-Markt werde bereits 2004 einen Umsatz von 23 Milliarden Dollar generieren.



Zu ähnlichen Wachstumsaussichten kommt auch Gartner. Für dieses Jahr wird ein Umsatz von 4,2 Milliarden Dollar erwartet, bis 2005 wird mit 33 Milliarden Dollar oder etwa dem Achtfachen gerechnet. Was die Marktentwicklung aber durchaus behindern könnte, ist die Konsolidierung, die unter den Anbietern zur Zeit stattfindet. Von sich reden machte beispielsweise der Anbieter SmartForce, der Anfang April für 284 Millionen Dollar den Konkurrenten Centra Software geschluckt hat. Und am 10. Juni wurde die Fusion von SmartForce und SkillSoft bekanntgegeben.





Selbstdisziplin als Knackpunkt

Mummert + Partner zeigt mit der aktuellen Trendumfrage weiter auf, dass die Nutzer auch einige Vorbehalte gegenüber E-Learning haben, was die Marktentwicklung ebenfalls behindern könnte. Rund 54 Prozent der Umfrageteilnehmer kritisieren am E-Learning-Modell, dass die persönliche Betreuung fehlt. Viel mehr als beim klassischen Frontalunterricht müssen sich die Lernenden selbst motivieren, was denn auch von rund 40 Prozent als Nachteil empfunden wird.



Diese Vorbehalte auf der Seite des Zielpublikums dürften mitunter dazu führen, dass vorhandene E-Learning-Infrastrukturen noch nicht so rege genutzt werden. Und da rund 26 Prozent der Teilnehmer die Vermarktung der Hersteller kritisieren, sind die Anbieter gefordert, ihre Marketing-Botschaft besser zu vermitteln.




Mummert + Partner sieht aber auch einen Ausweg aus der Sackgasse: Die Unternehmensberatung empfiehlt, den sogenannten "Blended Learning"-Ansatz zu verfolgen. Dabei werden virtueller Lernraum mit klassischem Klassenzimmer kombiniert.



Zudem in der Print-Ausgabe: Vor- und Nachteile des E-Learning im direkten Vergleich



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