Editorial

Globalisierung heizt Internet-Kriminalität an


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/07

     

Tagtäglich lesen wir in den Medien von neuen Vorfällen der Internet-Kriminalität. Von Phishing-Angriffen, die meist das Ziel verfolgen, dem Opfer Geld zu entwenden, bis zu verteilten Denial-of-Service-Attacken auf Online-Plattformen, wo die Geschädigten zuvor knallhart erpresst werden, ist die Bandbreite der illegalen Aktivitäten bereits sehr gross. Das Beängstigende dabei ist vor allem, mit was für einer klaren Absicht Internetkriminelle vorgehen. Vorbei sind die Zeiten, als praktisch nur gewiefte Hacker Systeme angriffen, um Respekt und Ruhm bei Gleichgesinnten zu erhalten. Heute wird sehr viel Geld mit Internetkriminalität von so genannten Crackern, auch Black-Hat-Hacker genannt, umgesetzt. So hat denn auch Eugene Kaspersky, einer der führenden Antivirenexperten, in einem Interview ausgesagt, dass er sich nicht wundern würde, wenn die Industrie der Internetkriminellen mehr Geld umsetzen würde, als die ganze Branche der Sicherheitssoftware.



Doch was ist der Grund der massiven Zunahme an Internetkriminellen, deren Motivation es ist, mit Hackattacken Geld zu verdienen? Ich glaube, dass dies unter anderen daran liegt, dass Hacker kaum zur Rechenschaft gezogen werden. Das Risiko, von einem Gericht verurteilt zu werden, ist noch immer viel zu klein. Dies zeigen nicht nur die wenigen Festnahmen und Verurteilungen in der Schweiz. International gab es im Jahr 2006 laut Kaspersky gerade mal 100 Festnahmen. Bei Tausenden von Crackern ist das bloss ein Tropfen auf den heissen Stein. Kommt hinzu, dass geschädigte Firmen bei sicherheitsrelevanten Vorfällen nur selten Strafanzeige erstatten. Aus Imagegründen will man solche Vorfälle möglichst schnell und ohne grossen Wirbel vom Tisch haben.




Doch die grösste Problematik liegt an der Globalisierung der Internet-Verbrechen. Internetkriminelle operieren von der ganzen Welt aus. Geschickt nutzen sie mangelnde oder nicht existierende Gesetze in Schwellen- und Entwicklungsländern aus, um nicht belangt zu werden. Aus noch so weit entfernten Ecken der Welt können Kriminelle ihren Machenschaften nachgehen. So können beispielsweise Internetbanden, deren Zombie-Systeme auf der ganzen Welt verteilt sind, von den Bahamas aus westeuropäische Firmen mit einer Denial-of-Service-Attacke erpressen. Um solche kriminellen Aktivitäten zu verhindern, benötigt es eine starke internationale Zusammenarbeit der Polizei. So verlangt denn auch Kaspersky die Gründung einer internationalen Internetpolizei, die länderübergreifend schnell und effizient operieren kann. Länder, die daran nicht teilnehmen wollen, würde er dabei am liebsten vom Internet ausschliessen. Mit der letzten Forderung schiesst er wohl über das Ziel heraus, doch im Kern muss ich ihm Recht geben. So lange nur wenig Internetkriminelle verurteilt werden, werden weiter ungetrübt Millionen erpresst, Systeme lahmgelegt und Daten gestohlen.





Eigentlich gibt es mit Interpol bereits heute schon eine internationale Polizeiorganisation. Diese ist allerdings in Sachen Internetkriminalität nicht besonders aktiv. Dies könnte sich aber schon bald ändern. Spätestens dann nämlich, wenn auch Terroristen vermehrt auf die Idee kommen, via Internet massiven Schaden anzurichten, wird sich die internationale Gemeinschaft ziemlich schnell bewegen.




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