Windows-XP-Workshop Teil 3: Migrationsstrategien

Neue, leistungsfähige Deployment-Tools ermöglichen ein einfacheres Update auf Windows XP.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/35

     

Ein neues Betriebssystem und dennoch eine vertraute Arbeitsumgebung? Windows XP macht das mit neuen Tools möglich. Für Windows XP gibt es nicht nur die leistungsfähigen Deployment-Werkzeuge, die schon von Windows 2000 Professional bekannt sind, sondern noch einige weitere Tools. Gleichzeitig gibt es auch mehr Optionen, um das Betriebssystem immer aktuell zu halten.



Die Installation neuer Betriebssysteme ist für Administratoren wie für Nutzer privater Rechner eine der unangenehmsten Aufgabenstellungen. Sind es bei Administratoren einerseits der Planungs- und spätere Durchführungsaufwand und andererseits der Umgang mit Daten, die auf lokalen Systemen gespeichert sind, welche die Umstellung zur Hürde werden lassen, so ist es bei Endanwendern vor allem die Ungewissheit, ob die Umstellung wirklich funktioniert und wie die Anwendungen später laufen. Auch bei Windows XP ist für die Migration ebenso wie die Installation ein erheblicher Planungsaufwand unvermeidbar. Das System vereinfacht diesen komplexen Schritt aber im Vergleich zu den Vorgängerversionen deutlich.


Die Übernahme von Informationen anderer Betriebssysteme

Die Grundentscheidung beim Schritt zu einem neuen Betriebssystem fällt zwischen dem Upgrade und einer Neuinstallation. In vielen Fällen wird sich diese Frage bei der Umstellung zu Windows XP schon erübrigen. Wer heute noch Systeme aus der Windows-95-Ära einsetzt, verfügt kaum über die erforderliche Hardware, um mit Windows XP sinnvoll arbeiten zu können. Die Mindestanforderungen eines Pentium-Prozessors mit 233 MHz, wobei zumindest 300 MHz empfohlen werden, von 1,5 GB freiem Plattenplatz und 128 MB Hauptspeicher führen dazu, dass Windows XP auf älteren Systemen nicht genutzt werden kann. Übrigens wird auch kein Upgrade von einer Windows-95-Lizenz auf Windows XP angeboten. Windows 98 oder Windows Me müssen es hier schon mindestens sein. Details finden sich unter auf der MS-Site.



Für ein Upgrade auf einem bestehenden System spricht faktisch nur, dass Anwendungen nicht neu installiert werden müssen. Auf der anderen Seite ist es zumeist sehr sinnvoll, Systeme beim Schritt zu einem neuen Betriebssystem komplett neu zu installieren, um eine saubere Installation ohne Altlasten früherer Versionen zu erhalten. Das Problem dabei war bisher vor allem die Übernahme von Dateien und Konfigurationseinstellungen früherer Betriebssysteme.




Microsoft hat das erkannt. Im Startmenü findet sich unter Alle Programme - Zubehör - Systemprogramme nun die Anwendung Übertragen von Dateien und Einstellungen. Nach dem Start wird ein Assistent geladen, mit dem Dateien und Einstellungen zwischen zwei Computern übertragen werden können. Zusätzlich gibt es mit dem User State Migration Tool auch eine Variante als Befehlszeilen-Programm, das insbesondere für die Automatisierung geeignet ist. Diese Anwendung findet sich übrigens auch schon im Resource Kit von Windows 2000.



Das Übertragen von Einstellungen kann von Systemen mit Windows 9x, Windows Me, Windows NT 4.0, Windows 2000 und Windows XP erfolgen - es werden also bis auf Windows NT 3.xx alle 32-Bit-Betriebssysteme von Microsoft unterstützt. Dabei werden eine Vielzahl von Medien und Schnittstellen für den Austausch der Informationen unterstützt, von klassischen Disketten bis hin zu direkten Verbindungen zwischen den Systemen und LAN-Verbindungen.



Der Ansatz, Windows XP neu zu installieren oder Systeme mit vorinstalliertem Windows XP zu nutzen und dann die Einstellungen zu übertragen, ist in der Regel sinnvoller als die Installation von Windows XP über ein bestehendes Windows-System. Dadurch, dass die Einstellungen und Daten auch auf Wechseldatenträgern gesichert werden können, kann auch erst ein "Backup" erfolgen, bevor auf der gleichen Hardware die Windows-XP-Installation und anschliessend die Wiederherstellung der Einstellungen erfolgt. Zu beachten ist allerdings, dass der Fokus auf Windows-Einstellungen und den Microsoft-Office-Anwendungen liegt. Für andere Anwendungen muss zunächst getestet werden, inwieweit Einstellungen übernommen werden.




Der Setup-Manager

Falls dagegen eine grössere Zahl von Rechnern eingerichtet werden soll, muss die Installation von Windows XP automatisiert werden. Das schon angesprochene User State Migration Tool ist dafür ein wichtiges Werkzeug. Es gibt aber im Verzeichnis support\tools in der Datei deploy.cab noch einige weitere Programme, die für solche Prozesse benötigt werden.



Eines davon ist der Setup-Manager, der bei Windows XP auch als Windows-Installations-Manager bezeichnet wird. Der Dateiname der Anwendung ist setupmgr.exe. Mit Hilfe des Setup-Managers lassen sich Antwortdateien für die Installation erstellen. Diese können sowohl für die manuelle Installation für Benutzer als auch für den Einsatz in Verbindung mit sysprep.exe beim Klonen bestehender Windows-XP-Installationen sowie mit den Remote Installation Services (RIS) des Windows 2000 Server eingesetzt werden. Antwortdateien können den Installationsprozess vollständig automatisieren, so dass der Anwender keinerlei Informationen mehr eingeben muss.




Die mit Windows XP gelieferte Variante des Setup-Managers ist weitgehend identisch mit der Version von Windows 2000. Es gibt allerdings noch mehr konfigurierbare Einstellungen. Darüber hinaus werden Kennwörter in Antwortdateien nun verschlüsselt gespeichert. Das war bisher ein Sicherheitsrisiko, da beispielsweise die Kennwörter für die Anmeldung bei einem automatischen Neustart auch in die Antwortdatei geschrieben werden müssen - durch die Verschlüsselung kann ein unbefugter Nutzer nun nicht mehr darauf zugreifen.




Das System Preparation Tool

Das zweite wichtige Hilfsprogramm ist das System Preparation Tool, sysprep.exe. Diese Anwendung, die mit Windows XP in der Version 2.0 geliefert wird, dient der Vorbereitung von Systemen für das Duplizieren oder Klonen der Installation. Durch das Duplizieren lassen sich weitere Installationen erzeugen, die identisch sind. Dabei können auch Anwendungen übernommen werden.



Identisch ist allerdings ein relativer Begriff, da einige Parameter wie beispielsweise die SID (Security ID) als eindeutige Kennzeichnung der Systeme jeweils angepasst werden müssen. Mit Hilfe von sysprep.exe lassen sich Computer so vorbereiten, dass anschliessend Werkzeuge zum Duplizieren eingesetzt werden können. Für das eigentliche Klonen sind allerdings wieder Anwendungen von Drittherstellern erforderlich, da Microsoft keine entsprechende Funktionalität bei Windows XP implementiert hat.




Mit sysprep.exe und den Antwortdateien lassen sich nun relativ einfach Unterschiede in der Hardwarekonfiguration von Zielsystemen abbilden, so dass ein Quellsystem als Basis für mehrere Varianten von Zielsystemen dienen kann.




Der Upgrade Advisor

Microsoft hat ein weiteres Tool für den Schritt zu Windows XP bereitgestellt. Der Upgrade Advisor überprüft, ob ein System mit Windows XP kompatibel ist. Überprüft werden sowohl die Hardware als auch die Software, wobei gegebenenfalls auch Updates eingespielt werden.



Allerdings stellt sich die Frage nach dem wirklichen Sinn der Anwendung. Der Advisor ist immerhin rund 50 MB gross - und wenn man die anderen Werkzeuge für die Migration betrachtet, dann gibt es wenig Notwendigkeit, sich diesen Download anzutun.




Hinzu kommt, dass Windows XP sowohl im Bereich der Hardware- als auch der Softwarekompatibilität viel zu bieten hat. Die Zahl der unterstützten Geräte wurde im Vergleich mit Windows 2000 wie mit Windows Me noch erhöht. Die schon im ersten Teil der Serie angesprochenen Kompatibilitätsmodi bringen auch ein deutliches Plus bei der Zusammenarbeit mit bestehenden Anwendungen.




Die Aktualisierung des Systems

Mit der Installation allein ist es aber nicht getan. Gerade die Sicherheitsprobleme, die in den letzten Monaten aufgetreten sind, haben deutlich gemacht, dass regelmässig Patches eingespielt werden müssen. Hier helfen die Windows-Update-Funktionen, mit denen solche Aktualisierungen automatisiert durchgeführt werden können. Das Windows-Update ist eine Anwendung, mit der Aktualisierungen von der Web-Site geladen werden können. Der direkte Zugriff auf diese Site ist aber nur für Clients in kleinen Netzen oder Systemen sinnvoll, die überhaupt nicht in Netzwerke eingebunden sind. Automatische Updates werden bei bestehenden Verbindungen zum Internet im Hintergrund durchgeführt.



Ob solche Updates genutzt werden oder nicht, kann über die Gruppenrichtlinien von Windows 2000 und zukünftig der Serverversion von Windows XP oder mit Einschränkungen auch im Register Automatische Updates im Bereich System der Systemsteuerung konfiguriert werden. Standardmässig ist diese Funktionalität aktiviert. Am genannten Ort lässt sich die Durchführung automatischer Updates allerdings auch komplett deaktivieren.




In Netzwerken macht es mehr Sinn, mit dem Windows Update Catalog zu arbeiten. Damit können Updates zentralisiert im Unternehmen bereitgestellt und über das LAN verteilt werden.




Den Schritt zu XP machen?

Auch wenn Microsoft viel getan hat, um den Schritt zu Windows XP zu vereinfachen: Es entsteht immer noch ein erheblicher Aufwand für die Umstellung. Damit stellt sich auch die Frage, von welchen Systemen aus dieser Schritt überhaupt sinnvoll ist. Die ungleich stabilere Systemplattform, erweiterte Funktionen und die leistungsstarke Unterstützung mobiler Systeme sprechen dafür, den Schritt von bestehenden Windows-9x- und Windows-Me-Installationen zügig anzugehen. Hier bringt Windows XP deutliche Vorteile, die sich - gerade durch die höhere Zuverlässigkeit - auch schnell in geringerem Aufwand für den Support auswirken werden. Auch die Umstellung von Windows-NT-Systemen ist sinnvoll - das zeigen schon die Erfahrungen mit Windows 2000 Professional.



Dagegen sind die Unterschiede von Windows 2000 Professional und Windows XP Professional doch eher gering. Durch die grosse Ähnlichkeit lassen sich diese Systeme auch weitestgehend einheitlich in Netzwerken administrieren. Für ein Upgrade von Windows 2000 Professional zu Windows XP spricht damit wenig.




Für die Umstellung von Clients in Netzwerken sind die Deployment-Tools von Windows XP unverzichtbar. Gegebenenfalls können dazu auch weitere Systeme wie der Microsoft Systems Management Server zum Einsatz kommen. Die Nutzung dieser Werkzeuge erfordert aber hohen konzeptionellen Aufwand, der sich erst ab einer grösseren Zahl von Clients lohnt - 50 bis 100 sind hier als Untergrenze zu nennen.




Wichtige Whitepapers für den Installationsprozess

Microsoft hat eine Reihe von Whitepapers und Schritt-für-Schritt-Anleitungen bereitgestellt, die insbesondere für die Planung des Deployment von Windows XP in grösseren Netzwerken hilfreich sind. Die wichtigsten haben wir im folgenden zusammengestellt.




Whitepaper Deploying Windows XP Part I




Whitepaper Deploying Windows XP Part II





Step-by-Step Guide to Migrating Files and Settings




User State Migration



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