Windows-XP-Workshop Teil 1: Die Oberfläche

Mit Windows XP kommt erstmals auch für Enduser ein OS mit vernünftiger Basistechnologie.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/33

     

Über das Aussehen der Oberfläche von Windows XP mag man sich streiten, eines aber scheint sicher: Man wird sich daran gewöhnen, wie auch schon vorher an den Wandel der Windows-Oberflächen. Wer alle Windows-Versionen seit der Version 1.0 genutzt und ihre Evolution verfolgt hat, weiss, dass sich diese Gewöhnung schnell einstellt. Die Optik von Windows wurde zwar in vielen Bereichen überarbeitet, die Bedienung des Systems bleibt aber insgesamt unverändert. Microsoft hat viel getan, um dem Anwender den Umgang mit Windows XP noch einfacher zu machen als mit bisherigen Windows-Versionen, ohne ihn mit Umstellungen zu überlasten.


Der Schritt zu Windows XP

Die Installation von Windows XP erinnert stark an die Einrichtung von Windows 2000 Professional. Das kann auch nicht überraschen, schliesslich ist Windows XP Professional der direkte Nachfolger von Windows 2000 Professional. Die Windows XP Home Edition ist dagegen eine Variante, die sich mehr an den Bedürfnissen des privaten Benutzers orientiert. Die Unterschiede liegen aber nicht mehr in der Basistechnologie, wie es bei Windows 9x/Me und Windows 2000 noch der Fall war, sondern nur in der Basiskonfiguration und den mitgelieferten kleineren und grösseren Anwendungen. Daher wird in dieser Serie auch nicht zwischen den beiden Versionen unterschieden.



Für den, der sich erstmals mit einem auf der Windows-NT-Technologie basierenden Betriebssystem auseinandersetzt, bedeutet der Installationsprozess eine Umstellung. Da aber Assistenten durch den gesamten Prozess leiten und viele Anwender ohnehin mit vorkonfigurierten Systemen - sei es im Unternehmen oder nach dem Erwerb eines neuen Computers - arbeiten werden, sind davon ohnehin viele Benutzer nicht betroffen. Für die anderen, soviel sei schon vor der dritten Folge gesagt, in der detaillierter auf den Installationsprozess eingegangen wird, ist vor allem auf die Festlegung des Dateisystems zu achten: hier wird neben FAT32 auch NTFS unterstützt.




Wer mit mehreren Betriebssystemen auf einer Maschine arbeitet, ist mit FAT32 besser bedient. Denn FAT ist sowohl von Win9x/Me als auch von den professionelleren Varianten von Windows aus nutzbar. Zudem kann darauf auch über eine DOS-Diskette zugegriffen werden.



Ansonsten spricht einiges für das NTFS, das ein deutlich höheres Mass an Sicherheit bietet. Mit dem Befehl convert.exe kann jederzeit von FAT zu NTFS gewechselt werden. Einen Weg zurück gibt es hingegen nicht - wer sich einmal für das NTFS entschieden hat, kommt allenfalls über Datensicherung und Neuformatierung wieder zu FAT. Interessant bei Windows XP ist die Option /nosecurity, mit der die konvertierten Dateien und Verzeichnisse für jeden Benutzer zugänglich bleiben und keine differenzierteren Sicherheitsinformationen beispielsweise für Systemverzeichnisse geschrieben werden.



Etwas gewöhnungsbedürftig im Vergleich zu den bekannten Customer-Windows-Versionen ist der Anmeldeprozess. Ob und in welcher Form dieser durchgeführt wird, lässt sich allerdings bei der Installation flexibel festlegen.



Grundsätzlich nutzt Windows XP immer die Sicherheitsmechanismen des Betriebssystems. Allerdings lassen sich diese so konfigurieren, dass ein freier Zugriff auf die Maschine mit einer vordefinierten Authentifizierung erfolgen kann - wie übrigens auch schon bei Windows NT und Windows 2000. Ausserdem lässt sich die Verwendung von Strg+Alt+Entf zur Anmeldung über das Register Erweitert im Bereich Benutzerkonten der Systemsteuerung jederzeit deaktivieren und aktivieren. Das ist letztlich eine Frage der Sicherheitsanforderungen der Umgebung, in der Windows XP genutzt wird. Windows XP ist immer nur so sicher, wie es konfiguriert wird.




Gewöhnung an das System

Nach dem Start fällt zunächst die neue Oberfläche auf. Diese unterscheidet sich doch deutlich von dem bisherigen Ansatz. Bei genauerer Betrachtung hat sich allerdings gar nicht so viel geändert. Das Startmenü gibt es weiterhin an gewohnter Stelle, die Task-Leiste ist auch weiterhin sichtbar, und rechts unten im Systray finden sich nach wie vor die kleinen Symbole für verschiedene Systemdienste und -funktionen sowie die Uhrzeit. Auffällig ist allenfalls der sehr aufgeräumte Desktop und der in das untere rechte Eck gerutschte Papierkorb. Die gesamte Oberfläche mitsamt allen Elementen und Icons wurde darüber hinaus neu gestaltet.



Dieses neue Design findet sich auch beim gründlich überarbeiteten Startmenü. Dort werden nun etliche vorinstallierte Anwendungen angeboten, die - wie der Windows Media Player und der Windows Movie Maker zeigen - auch stärker auf den Endanwender ausgerichtet sind, als dies noch bei Windows 2000 Professional der Fall war. Allerdings ist jedem Administrator freigestellt, die Konfiguration der Systeme so anzupassen, dass nur die im produktiven Betrieb erforderlichen Anwendungen darauf zu finden sind.




In einem Netzwerk lässt sich das mit Hilfe von Gruppenrichtlinien effizient steuern. Für den einzelnen Anwender ist der schnellste Weg zur Anpassung die Auswahl des Befehls Erweitert im Kontextmenü der Task-Leiste. Im Register Startmenü kann dann zurück zum klassischen Startmenü gewechselt werden.



Durch Auswahl der Schaltfläche Anpassen lässt sich ein weiteres Dialogfeld zur Anpassung des Startmenüs aufrufen. Dort finden sich insbesondere im Register Erweitert noch viele weitere Einstelloptionen zur Konfiguration des Startmenüs.



Die klassische Ansicht der gesamten Programmgruppen und Anwendungen findet sich unter Alle Programme. Darüber hinaus werden aber beispielsweise Funktionen wie die Systemsteuerung, wenn sie einmal in der klassischen Form genutzt wurden, auch so in das Startmenü aufgenommen. Nützlich vor allem für Administratoren, aber auch für Anwender an Systemen mit mehreren wechselnden Benutzern ist die Information darüber, wer eigentlich aktuell angemeldet ist.




Verschiedene neue Anwendungen

Neben dem Windows Movie Maker, mit dem Videos bearbeitet werden können, gibt es noch einige weitere neue Anwendungen. Dazu zählen beispielsweise im Menü Spiele verschiedene neue Spiele, die insbesondere Internet-tauglich sind. Auch hier gilt, dass letztlich der Administrator entscheiden muss, ob er diese Spiele auf dem Rechner belässt.



Neu ist auch eine Windows-XP-Tour, die sich vor allem für weniger erfahrene Anwender empfiehlt. Diese kann direkt aus dem Startmenü, aus der Task-Leiste oder über Zubehör bei der Anwendungsliste im Startmenü ausgewählt werden.




Ansonsten ist in diesem Bereich vor allem noch der Programmkompatibilitäts-Assistent zu erwähnen. Windows XP unterstützt verschiedene Kompatibilitätsmodi für Win32-Anwendungen, um die korrekte Ausführung von Programmen, die beispielsweise für Windows 95 oder Windows NT 4.0 entwickelt wurden, zu garantieren. Die Win32-API hat sich nämlich im Laufe der Zeit weiterentwickelt, so dass Probleme hier nicht völlig ausbleiben können. Mit dem Assistenten können für zusätzlich installierte Programme Kompatibilitätseinstellungen konfiguriert werden. Falls also mal eine Anwendung bei Windows XP Probleme machen sollte, dann lassen sich diese oftmals auf diesem Weg ausräumen.



Funktionen wie die Computerverwaltung und damit beispielsweise die Ereignisanzeige können über den Bereich Verwaltung der Systemsteuerung aufgerufen werden. Dort gibt es auch die Option Taskleiste und Startmenü, über die sich Windows XP flexibel an die Benutzerwünsche anpassen lässt. Das ist eine Alternative zum oben schon erwähnten Befehl Eigenschaften in der Task-Leiste.



Eine der für viele Anwender wohl wichtigsten Funktionen wird die integrierte Unterstützung von CD-Writern sein. Damit lassen sich beispielsweise Daten direkt auf CDs archivieren. Es werden keine zusätzlichen Anwendungen mehr benötigt, auch wenn diese vielleicht aufgrund ergänzender Funktionen nützlich sein mögen. Der CD-Brenner von Windows XP ist übrigens in den Windows Media Player integriert.




In den Tiefen des Systems

Die Veränderung der Oberfläche von Windows XP ist bei näherer Betrachtung nur ein Schritt und kein Sprung. Genauso verhält es sich auch mit den internen Funktionen des Systems, zumindest wenn man Windows 2000 Professional als Vorgänger betrachtet.



Windows XP verwendet den gleichen, naturgemäss weiterentwickelten Kernel wie Windows 2000. Damit profitiert es auch von dessen Stabilität und Zuverlässigkeit, was insbesondere für Benutzer, die von Windows 9x oder Windows ME wechseln, ein deutlicher Vorteil ist. Auch die leistungsfähigen Optionen für den Einsatz auf mobilen Systemen sind bei Windows XP natürlich gleichermassen vorhanden wie bei Windows 2000 Professional. Weiter ausgebaut wurde die Liste der unterstützten Hardware.




Sehr attraktiv sind die deutlich erweiterten Wiederherstellungsoptionen. Über die Systemwiederherstellung, die sich unter Alle Programme - Zubehör - Systemprogramme im Startmenü findet, lässt sich Windows XP wieder auf den Zustand zu einem früheren Zeitpunkt bringen. Windows XP erzeugt dabei automatisch sogenannte Wiederherstellungspunkte. Die Einstellungen dafür können aber auch flexibel konfiguriert werden. Ausserdem lassen sich Wiederherstellungspunkte manuell erzeugen.



Über einen Assistenten kann dann jederzeit ein Rollback zu einem früheren Systemzustand erfolgen, womit beispielsweise Probleme, die durch die Installation einer Anwendung oder eines Treibers entstanden sind, rückgängig gemacht werden können. Es ist sicher eine gute Gewohnheit, vor jeder grösseren Anpassung und Installation von Software, deren Verhalten noch nicht genau abzuschätzen ist, einen Wiederherstellungspunkt manuell zu setzen, um ein Rollback durchführen zu können. Übrigens lässt sich auch die Systemwiederherstellung selbst rückgängig machen.



Wichtig sind auch die Update-Funktionen. Zum einen können über das Windows-Update jederzeit Patches und Service-Packs aus dem Internet geladen werden. Das Update kann aber für kritische oder sicherheitsrelevante Patches auch automatisiert werden. Diese werden dann bei Verbindungen im Hintergrund aus dem Internet geladen.



Dieser Automatismus kann vom Benutzer flexibel konfiguriert werden, was im Register Automatisches Update des Bereichs System in der Systemsteuerung geschieht. In Netzwerken können auch die Sites, von denen Updates geladen werden, angepasst werden, wodurch sich sogar interne Quellen nutzen lassen.



Im Hintergrund gibt es zahlreiche weitere Verbesserungen, beispielsweise für die Einbindung in Netzwerke. Diese werden wir im zweiten Teil der Serie besprechen.



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