Verkaufsargument Zertifikat
CMM als Entscheidungsfaktor
Trotzdem gibt es Grossanwender, die der Meinung sind, dass künftig auch Schweizer Hersteller sich zertifizieren müssen, wenn sie gegenüber den Indern konkurrenzfähig bleiben wollen. Für Heinz Buser, beim Basler Agrobusiness-Konzern Syngenta weltweit für die IT-Application Services zuständig, sind Zertifizierungen zwar nur ein Faktor für die Entscheidungsfindung, bei einer Kombination aus tiefen Preisen mit hohen, verbrieften Qualitätsstandards - wie dies indische Hersteller anbieten - aber durchaus ein zentraler. Buser kann nicht verstehen, wieso Schweizer Firmen, die "qualitativ hochstehende" Services verkaufen wollen, auf diesem Gebiet nicht führend sind.
Für die indischen Anbieter wie Infosys, TKs-Teknosoft oder Wipro gehören die Zerifikate denn auch zu den wichtigsten Verkaufsargumenten. Mit ihnen wollen sie belegen, dass ihre Arbeit im Gegensatz zu früheren Zeiten durchaus internationales Qualitätsniveau erreicht. Die Einführung von strikten Qualitätsmanagement-Prozessen ist für Offshore-Anbieter im Gegensatz zu heimischen Firmen aber auch aus anderen Gründen unumgänglich: Ohne standardisierte Prozesse ist die auf Grund von kulturellen Unterschieden und geographischer Distanz schwierigere Kommunikation mit dem Kunden gar nicht zu managen. Aber nicht nur das; immer mehr CIOs sind nicht mehr Techniker sondern kommen von der wirtschaftlichen Seite und sind sich Qualitätsmanagement-Instrumente von daher gewohnt. Wer ihnen solche Tools in die Hand gibt, erhöht damit ganz einfach auch die Chancen berücksichtigt zu werden.
Druck auf Schweizer steigt
Ob Qualitätszertifikate wie CMM, Six Sigma oder ISO 9001 im Einzelfall Sinn machen ist gar nicht entscheidend. Der Trend zur Umorganisierung der Datencenter in Service-orientierte Dienstleistungsabteilungen, die an die Geschäftsprozesse angebunden sind und die selber grosse Teile ihrer Produkte von Aussen beziehen, bedingt über kurz oder lang ein verifizierbares Qualitätsmanagement. Dazu kommt der Druck durch legislative Auflagen wie Basel II oder Sabanes Oxley, welcher die Anforderungen an die Dokumentation und Prozesse in der IT in nächster Zeit massiv ansteigen lässt, wie Buser zu bedenken gibt.