Erstes Schweizer Gipfeltreffen der Flash-Insider auf dem Säntis

Die Schweizer Flash-Entwicklerszene traf sich zum Stelldichein.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/12

     

Gegen Ende März war es soweit: Nachdem sich die Gemeinde der Flash-Anwender schon mehrfach in den USA, in London und Amsterdam zu sogenannten Flashforward-Konferenzen traf, fiel am vergangenen Donnerstagabend der Startschuss zum ersten Schweizer Get-together. Standesgemäss begann der Event nicht etwa mit trockenen Vorträgen, sondern im Gasthaus Schwägalp auf dem Säntis mit einer "Preloader Party".




Das Flashcamp 2002 verzeichnete gegen hundert Anmeldungen, was die Erwartungen der Veranstalter bei weitem nicht erfüllte: Man hatte eigentlich 300 bis 400 zahlende Gäste erwartet. Gefehlt haben laut Erika Herzig von Macromedias Schweizer PR-Agentur vor allem Entwickler und Marketing-Fachkräfte: Fast alle Teilnehmer kamen aus der Designer-Szene.


Kurzreferate auf dem Säntisgipfel

Am Freitag ging der eigentliche Präsentationstag mit einer Folge von jeweils halb- bis dreiviertelstündigen Referaten über die Bühne. Die Kürze der Präsentationen wurde von vielen Teilnehmern in der Schlussauswertung bemängelt - man hätte lieber mehr Tiefgang in Workshops mit konkreten Hilfestellungen gehabt oder den Anlass insgesamt verlängert. Ansonsten zeigten sich die Teilnehmer jedoch mit dem Flashcamp durchaus zufrieden.



Einige Highlights aus dem Programm: Zu Beginn verglich Wendelin Manser, Geschäftsführer von Macromedia Schweiz, die Einführungsgeschichte verschiedener Kommunikationsmittel, um die Allgegenwart von Flash zu belegen. Während es beim Telefon 74, beim Radio 34 und beim PC immerhin noch 16 Jahre dauerte, bis weltweit 50 Millionen User von der neuen Technik Gebrauch machten, habe sich der Flash-Player innerhalb von fünf Jahren vierhundertmillionenfach verbreitet. Sue Thexton, gelernte Grafikerin und Vice President von Macromedias EMEA-Abteilung, unterstrich die herstellerseitige Positionierung von Flash weiter - die Online-User-Experience sei zumeist durch "Müll" geprägt. Flash könne dem abhelfen, indem es die Entwicklung von komplexen Web-Applikationsinterfaces ohne Aufbau einer komplett neuen Seite bei jedem Eingabeschritt ermögliche: "Build interfaces that don't lose customers!"





Konkrete Informationen für die Praxis

Nach dem Marketing ging es dann konkreter weiter. Flash-MX-Evangelist Nick Hippe von Macromedia USA präsentierte mit Flash MX das Pièce-de-Résistance der Konferenz, das - Schweizer Zoll sei Dank - leider nicht wie vorgesehen direkt an der Veranstaltung gekauft werden konnte. Hippe strich aus den zahlreichen Neuerungen zwei Punkte heraus: Mit dem Drawing API bringt der Flash-Programmierer den Player nun endlich dazu, scriptgesteuert auf den Bildschirm zu zeichnen. Bisher mussten alle Grafiken vom Designer vorgefertigt werden - nun sind Anwendungen wie
realtime-berechnete 3D-Anzeigen möglich. Noch wichtiger ist die Komponentenarchitektur von Flash MX, eine Erweiterung des in Flash 5 eingeführten Smartclip-Prinzips, und insbesondere die Tatsache, dass nun praktisch jedes Flash-Objekt inklusive Buttons per Instanzname ansprechbar ist - die Actionscript-Anweisungen für den gesamten Movie lassen sich damit in einem Frame konzentrieren, was die Übersicht für den Programmierer massiv verbessert.



Sascha Wolter, der bekannte Autor verschiedener deutschsprachiger Flash-Bücher, gab in seinem Referat einen fundierten Überblick über die verschiedenen Formen von Dynamik in Flash, gespickt mit zahlreichen, leider zu kurz und mit nicht für alle Teilnehmer gut lesbaren Praxisbeispielen. Etwas ausgedehnter konnten Remo Schilliger und Res Nüssle vom Flashcamp-Veranstalter Nextage (Macromedia war nur Hauptsponsor) sein Flash-basiertes Content-Management-System vorstellen - eine ausgezeichnete und instruktive Präsentation.




Das Highlight des Nachmittags war jedoch die vom Wiener Referenten Gerald Marischka unter dem Motto "Flash und warum die Erde rund ist" angezettelte Kontroverse über Sinn und Unsinn der Anwendung von Flash. Hier zeigte sich deutlich, dass die Intention von Macromedia, Flash als Allheilmittel für jede erdenkliche Web-Misere zu positionieren, durchaus nicht von allen Anwendern kritiklos aufgenommen wird. Marischka, Manser und die Teilnehmer lieferten sich eine lebhafte Diskussion, die jedoch nie aggressiv wurde.



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