Bank Vontobel krempelt IT um

Die Schweizer Privatbank Vontobel hat eine Service-basierte Architektur aufgebaut, eine neue Bankenlösung eingeführt und die Geschäftsprozessautomatisierung vorangetrieben.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/03

     

Über viele Jahre hat sich in der Bank Vontobel eine IT-Landschaft entwickelt, die auf Mainframe- und Client/Server-Plattformen basiert. Eine Mischung aus massgeschneiderten und Standard-applikationen wurde implementiert, um Dienstleistungen wie E-Banking, Auftragsbearbeitung, strukturierte Projekte, Wertpapierhandel, Portfolio-Management, Risikomanagement, Leistungsabgabenberechnung sowie -zuordnung, CRM und andere Bankservices anbieten zu können. Die Integration dieser unterschiedlichsten Applikationen führte zur Entstehung einer Fülle eigens erstellter Schnittstellen und zu einer sehr unübersichtlichen IT-Landschaft.


Aufgrund der vielen punktuellen Schnittstellen wurden Routineänderungen bei existierenden Applikationen sowie die Einführung neuer Applikationen und Funktionalität zunehmend schwieriger. Die Bank sah sich daher gezwungen, ihre IT-Landschaft zu modernisieren, um konkurrenzfähig zu bleiben und bei der Anpassung des Berichtswesens an neue regulative Bestimmungen dynamischer zu werden. Vontobel entschied sich für die integrierte Bankenlösung Avaloq Banking Suite, um ihre Kernservices sicherzustellen.


Dabei erkannte man, dass wichtige Funktionen in bestehenden Anwendungen auch weiterhin benötigt würden. Das IT-Management von Vontobel entschied sich daraufhin für die Einrichtung einer Service-basierten Architektur, innerhalb derer Legacy-Applikationen und neue Anwendungen miteinander arbeiten und kommunizieren können. Anstatt einer Vielzahl von Eingangs- und Ausgangspunkten sollte jede Applikation Details zu eingehenden und ausgehenden Ereignissen und Daten in Bearbeitung an eine Middleware-Schicht senden, die das Routing von Anfragen und die Übermittlung von Datenpaketen ausführt. Dieser neue Ansatz hat eine Integration der Legacy-Applikationen mit der Avaloq Banking Suite ermöglicht, ohne dass Änderungen am Programmcode erfolgen mussten.



Middleware wird zentrale Komponente

«Vontobel ist ein ganz normales Unternehmen. Die Mitarbeiter im Tagesgeschäft und die für die Betriebsabläufe zuständigen sind nicht verbunden. Geschäftsanwender sollten nicht fragen müssen, warum ihre Anwendung noch nicht gestartet ist», erklärt Toni Gasser, Leiter des Informationsmanagements und zuständig für die unternehmensweite Anwendungsintegration, Middleware- sowie Infrastrukturtechnologien der Bank Vontobel. Gerade deshalb habe man etwas, das oberhalb der Applikationen angesiedelt ist, benötigt. «Wir haben uns für die Schaffung lose verbundener Systeme entschieden, die über eine ESB-Middleware-Schicht (Enterprise Service Bus) kontrolliert werden können», meint Gasser und ergänzt: «Unsere Job-Pläne und Workflow-Prozesse sind global über das Unternehmen verteilt und umfassen zahlreiche Applikationen. Für unser Geschäft ist es enorm wichtig, dass wir durchgehende Prozesse kontrollieren und sehen können, nicht bloss einzelne Aufgaben.»


Die Middleware-Schicht wurde also zur zentralen Komponente für die Abwicklung von Applikationen. Die Bank hat schnell erkannt, dass dabei sowohl asynchrone wie auch synchrone Anfragen verarbeitet werden müssen. Während die Bank als ESB-Lösung die Sun Java Composite Application Platform Suite (JCAPS) gewählt hat, um die synchronen Workflows zu bedienen, fiel die Wahl für asynchrone Prozesse und die traditionelle Batch-Verarbeitung auf die UC4 Workload Automation Suite, um zur Unterstützung des Bankgeschäfts Prozesse zu steuern, die Avaloq und die umgebenden IT-Applikationen umspannen. Datentransporte zwischen Anwendungen sind typischerweise Message- oder Datei-basierend, Web-Services finden über externe Schnittstellen statt. UC4 kontrolliert dabei als Integrationsschicht die Prozessflüsse.


Zu den entscheidenden Kriterien für die Wahl von UC4 zählten die Objektorientierung, die sich als besonders geeignet für die Architektur der Businesstechnologie in der Bank erwies, sowie die externe Kontrolle über Avaloq-Jobs mit Hilfe eines vom Hersteller zertifizierten Adapters. «Wir benötigten weiter ein Produkt mit J2EE-Unterstützung, zahlreichen Anwendungsschnittstellen und eine Architektur, die für unsere zukünftigen Anforderungen skalierbar und anpassbar ist», merkt Toni Gasser an.


Prozessflüsse, die das Sortieren von Informationen ebenso wie das Routing von Datenpaketen beinhalten, werden ab sofort in der UC4 Workload Automation Suite definiert. Das Anstossen von Anwendungen und Diensten wird zu einem späteren Zeitpunkt der Integration erledigt. Log-Dateien werden überwacht, um neue Dateien zu verarbeiten. Dateiübertragungen werden von UC4 gesteuert. Die Quelle muss für das Senden einer Datei keine Details über das Ziel wissen. Anwendungen und Nutzer müssen so nicht auf Informationen warten. «Mit UC4 haben wir eine einheitliche Sicht und die Kontrolle über alle Prozesse erhalten. Alle unsere Batch-Prozesse und Workflows werden nun mit UC4 entwickelt und gesteuert», erklärt Toni Gasser.


Service-basierte Architektur

Die Service-basierte Architektur von Vontobel erhöht die Wiederverwertbarkeit von Applikationen und senkt die Instandhaltungskosten. Beispielsweise kann dieselbe Kunden-Bankenanwendung verwendet werden, um Kontoauszüge online und auf Papier zu erstellen. Um die Erstellung eines PDF-Dokuments anzustossen, werden die synchronen Anfragen von JCAPS bearbeitet, während UC4 automatisch die asynchrone Anfrage durchführt und dabei dieselbe Geschäftsanwendung benutzt, um Kontoauszüge zu erstellen, und die Output-Management-Software GMS einsetzt, die die Berichte zu Papier bringt und verteilt.


UC4 wird aber nicht nur als Service-Bus verwendet. Vontobel musste auch die existierenden Scheduler, die in Legacy-Applikationen implementiert waren, entkoppeln. Die Ablaufdefinitionen, welche die Arbeitslast über Windows-, UNIX- und IBM-Mainframe-Plattformen aufteilen, wurden erfolgreich in UC4-Jobpläne umgewandelt. Parallele Verarbeitung konnte die Ablaufzeiten für Jobs reduzieren, während problematische Neustart/Recovery-Prozesse rasch identifiziert, neu aufgesetzt und automatisiert wurden.



Adapter für Avaloq-System

Vontobel-IT-Spezialist Toni Gasser schätzt die Avaloq Banking Suite, mit den vielen Vorteilen gegenüber der alten Lösung: «Mit Avaloq profitieren wir von einer integrierten Bankenapplikation, die jetzt und in Zukunft eine grosse Funktionsvielfalt bietet.» Er merkt aber auch an, dass Avaloq häufig signifikante Rechenkapazitäten in der Nacht erfordere und auch während der normalen Arbeitszeiten erhebliche Rechnerleistung für im Hintergrund laufende Prozesse benötigt werde. Hierbei hilft der Avaloq-Adapter von UC4.


«Der Avaloq-Scheduler unterstützt Tag, Zeit, Events und vorausgeplante Verarbeitung. UC4 erweitert diesen Scheduler, indem es Clients erlaubt, die korrekte Erledigung von Aufgaben wie Dateitransfers nochmals zu überprüfen. Das Scheduling sämtlicher Abhängigkeiten und die Integration der Prozesse, die Avaloq und die umgebenden Applikationen umspannen, wird so von UC4 gesteuert», erklärt Gasser und ergänzt: «Ohne UC4 wären wir mit Avaloq nicht dort, wo wir heute stehen. Mit der Software haben wir einen Automatisierungsgrad erreicht, der es uns ermöglicht, unsere Geschäftstätigkeit zu skalieren.»


Zukünftig plant Vontobel auch externen Kunden, die Avaloq für ihre Auftragsbearbeitung, den Handel und Buchungsprozesse verwenden wollen, IT-Bankdienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Auch hier soll die UC4 Workload Automation Suite ihren Teil beitragen. Die Bank prüft derzeit weiter ebenfalls Möglichkeiten, wie sich Risikomanagement und andere Applikationen stärker in die Service-basierende Architektur integrieren lassen können.




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