Der Genfer Staatsrat hat die Migration zu
Microsoft 365 beschlossen und gleichzeitig Open-Source-Alternativen ausgeschlossen. Laut "Le Temps" (
Paywall) legte ein internes Memo unterzeichnet von Staatsrätin Carole-Anne Kast drei Szenarien dar: Beibehaltung der bestehenden Office-Tools, Umstieg auf Open-Source-Suiten oder Umzug in die Microsoft-Cloud.
Der Verbleib bei der aktuellen Lösung scheiterte am auslaufenden Support für die genutzte Office-Version. Open-Source-Pakete stuften die Autoren als funktionsarm ein, zumal die Konvertierung von rund 69 Millionen Dateien, darunter 630'000 Automatisierungen, "mehrere tausend Manntage" erfordern würde. Als warnende Beispiele nennt das Dokument Projekte in München, Wien und bei der kanadischen Bundespolizei, die auf hohe Mehrkosten und internen Widerstand gestossen waren.
Neben technischen Hürden spielte die Kompatibilität mit Partnerbehörden eine Rolle: Bund sowie die Kantone Basel-Stadt, Zug, Bern und Zürich arbeiten bereits mit Microsoft 365. Deshalb entschied sich Genf für eine gestaffelte Cloud-Migration, begleitet von vertraglichen und rechtlichen Garantien gemäss Schweizer Datenschutzrecht.
Für die Verschlüsselung sensibler Daten auf Microsoft-Servern kalkuliert der Kanton Kosten von rund 600'000 Franken. Diese könnten durch Einsparungen bei Antiviren- und Videokonferenz-Tools ausgeglichen werden. Aktuell investiert Genf jährlich etwa 4,7 Millionen Franken in Microsoft-Lizenzen.
Langfristig hält das Projekt "Second Source" der Digitalen Verwaltung Schweiz eine koordinierte Open-Source-Strategie für möglich, jedoch nur im Verbund mit anderen Kantonen, dem Bund und im europäischen Rahmen.
(dow)