Die
IG SAP CH, die sich als einzige unabhängige Vereinigung in der SAP-Community der Schweiz mit Fokus auf rechtliche und kommerzielle Themen bezeichnet und als Ergänzung zu den Initiativen der DSAG-CH sieht, hat an ihrem Community Event den rund 170 Teilnehmenden die Ergebnisse der IG SAP CH Umfrage 2025 präsentiert. Die Umfrage fand im Frühling 2025 statt, es nahmen 94 Unternehmen teil.
Über die Hälfte der befragten Unternehmen setzen S/4 Hana demnach produktiv ein, aber kaum jemand spricht von einer Erfolgsgeschichte. Der Migrationsaufwand werde als massiv empfunden, die Kosten seien hoch, und zwar nebst den finanziellen Hürden der Lizenznahme auch aufgrund hoher interner Projekt- und Personalaufwände. Erhofft hatte man sich greifbare Innovation, technologische Modernisierung und spürbare Verbesserungen im Geschäftsalltag. Stattdessen dominieren Stabilitätserhalt und Komplexitätsmanagement den Umgang mit der neuen Plattform. Für viele der Befragten hat sich nach hohen Investitionen nur ein ernüchterndes Ergebnis gezeigt, was sich auch in der gegenüber der letzten Umfrage deutlich gesunkenen Zufriedenheit zeigt.
Dazu kommt besondere Kritik an der Produktstrategie von
SAP. Roadmaps seien oft vage, die strategische Ausrichtung änderte sich schnell und ohne erkennbare Linie. Kein Wunder, dass sich Bestandskunden vernachlässigt fühlen: Wenn nicht in die Cloud migriere oder auf den jeweils neuesten Release springe, erlebe faktisch keine aktive Weiterentwicklung mehr – trotz jahrelang bezahlten Wartungsgebühren. Gerade im On-Premises-Umfeld fehle es an Innovation, an langfristiger Perspektive und an Kommunikation auf Augenhöhe. Doch auch punkto KI gelingt es SAP laut den Umfrageergebnissen bisher nicht, sich als Innovationsführer zu positionieren. Kunden evaluieren KI-Anwendungen oft unabhängig vom SAP-Kosmos. SAP bleibt somit in diesem Feld nur einer von mehreren Anbietern.
Die Forderungen aus der SAP-Community seien klar, betont die IG SAP CH: Es brauche mehr Substanz und weniger Verkaufsrhetorik. Schweizer SAP-Kunden erwarten nachvollziehbare Roadmaps, eine aktive Weiterentwicklung auch für bestehende Releases sowie einen Fokus auf nachhaltigen Nutzen statt teurer Lizenzverlängerungen. Weitere Forderungen sind die Reduktion der Komplexität und eine spürbare Steigerung der Innovationskraft für konkrete Lösungen von Kundenproblemen. Zu den zentralen Kritikpunkten zählen Kosten und Lizenzmodelle, der Cloud-Zwang, der Fokus beim SAP Vertrieb auf Umsatz statt Partnerschaft, intransparente Roadmaps und fehlende Kommunikation, schwache Leistung im Support mit langen Reaktionszeiten, Vendor-lock-in sowie die Benachteiligung vom Kunden mit On-Premises-Installationen.
(ubi)