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Start-up Evulpo: Die Motivationsspritze fürs Lernen
Quelle: Evulpo

Start-up Evulpo: Die Motivationsspritze fürs Lernen

Das Schweizer Start-up Evulpo bietet eine KI-gesteuerte Lernplattform an, die Schüler ab der dritten Klasse anspricht. Aber auch Lehrer können das Tool für den Unterricht verwenden.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/05

     

Für eine Prüfung zu pauken oder sich in ein Thema einzuarbeiten, das einem nicht sonderlich liegt, wird schnell anstrengend. Professioneller Nachhilfeunterricht kann zwar gleichwohl effizient wie effektiv sein, doch die dabei anfallenden Kosten sprengen so manches Haushaltsbudget. Wie also das Kind unterstützen, wenn es an Geld oder eigenen Kenntnissen fehlt? Eine Lösung verspricht Evulpo mit einer Online-Plattform für Lerninhalte. Erste Hilfestellungen sind kostenlos verfügbar, wer die Dienste ohne Werbung und unlimitiert verwenden möchte, bezahlt je nach Paket ab 10 Franken pro Monat – einen Bruchteil einer Nachhilfelektion.


Gründer Christian Marty möchte mit seinem Unternehmen Nachhilfe sowohl für lernschwache als auch wissbegierige Schüler demokratisieren. Ausserdem ist es ihm ein Anliegen, dass Schulen die Wissensvermittlung effizienter gestalten können. Das sind auch die Gründe, ­weshalb Danni Le, ihres Zeichens CPO, und Nevena Hamza, CTO von Evulpo, dem Start-up beigetreten sind. Sie möchten ihre Expertise ebenfalls nutzen, um ein innovatives Produkt im sozialen Sektor zu fördern, wie sie im Interview erzählen.

Der Sinn in der Arbeit zählt

Die gebürtige Hongkongerin Le arbeitete zuerst bei verschiedenen Unternehmen im IT-Consulting-Bereich. Irgendwann hatte sie aber das Gefühl, alles gesehen zu haben, was diese Branche ihr bieten konnte. «Ich bekam Lust, etwas Neues mit mehr Möglichkeiten auszuprobieren, vielleicht auch etwas Riskanteres. Als ich schliesslich auf Evulpo gestossen bin, wusste ich, dass dies genau das Richtige sein würde, um Neues zu erlernen und die Welt ein wenig besser zu machen», erklärt sie ihre Motivation, beim Start-­up einzusteigen. Die ursprünglich aus Serbien stammende Nevena Hamza arbeitete zuvor als Datenwissenschaftlerin und wollte, nachdem sie genügend Erfahrungen gesammelt hatte, bei einem Projekt einsteigen, das nicht in einem Nischensegment tätig ist, sondern eine breite Zielgruppe anspricht. Zudem begeisterte sie die soziale Ausrichtung von Evulpo im Bildungssektor.


Das Start-up mit einem sehr heterogenen und jungen Team zählt heute rund 20 Mitarbeitende, die alle in Zürich arbeiten. Nebst der Geschäftsleitung sind Entwickler, Multimedia Creators, Designer sowie Fachleute für Business-Development, Marketing und Qualitätssicherung bei Evulpo beschäftigt. Bislang ist das Unternehmen, das im Februar 2021 unter dem Namen Schlaufux seinen Dienst gestartet hat, noch nicht profitabel und von Investoren abhängig. Dies soll sich aber im Optimalfall bereits im Verlauf dieses Herbstes ändern. Dann ist der Break-even vorgesehen.

Gamification als Ansporn

Da sich Evulpo explizit an Schüler richtet, können sich Kinder auch eigenständig ­registrieren. Dabei reicht es, Name, E-Mail-Adresse und Passwort einzugeben, um direkt loszulegen. Kinder ohne eigene Mail-Adresse nutzen jene der Eltern. «Die E-Mail-Adresse dient lediglich als einmalige Verifikation, es findet keine Korrespondenz per Mail statt», erläutert Hamza. Nach der Registrierung können die User Themen auswählen und einen sogenannten Lernpfad beginnen. Ein solcher besteht aus mehreren Elementen, die Inhalte möglichst stufengerecht und multi­medial vermitteln sollen. Die Aufgaben müssen der Reihe nach abgeschlossen werden, um den Abschlusstest freizuschalten. «Ist dieser bestanden, können die Schüler davon ausgehen, dass sie auch die Prüfung in der Schule bestehen werden», erläutert Le.


Um den Schülern das Lernen zusätzlich schmackhaft zu machen, setzt Evulpo auf Gamification. So sammeln Nutzer Punkte für das Absolvieren von Lernpfaden, die in einer Statistik eingesehen werden können und in der sie sich mit anderen Schülern messen können. Wer innerhalb einer Woche am meisten Punkte sammelt – sprich, am meisten lernt – darf mit einem besonderen Abzeichen rechnen. Aber auch für weniger schwierige Aufgaben, wie etwa das Einladen von Freunden, winken Abzeichen.

KI als Coach

Die ersten Schritte mit Evulpo sind kostenlos. Dabei ist die Nutzungszeit aber täglich stark limitiert. Sie reicht in der Regel nicht, um den Abschlusstest eines Lernpfades durchzuführen. Ausserdem rührt das Start-up kräftig die Werbetrommel mit einer KI namens Vulpy, die ebenfalls nur mit einem kostenpflichtigen Abo erhältlich ist. Die Tarife beginnen bei 120 Franken jährlich für das unlimitierte Lernen. Wer in einer Gruppe lernen möchte, muss mindestens 150 Franken pro Jahr bezahlen. Und wenn die Schüler Vulpy nutzen möchten, müssen sie das teuerste Abo in der Höhe von 220 Franken pro Jahr nutzen. Abos auf Monatsbasis sind ebenfalls möglich, kosten aber das Doppelte.


Vulpy fungiert als Coach, um die Schüler zum Lernen zu animieren und mittels der richtigen Fragen das Gelernte zu festigen. «Vulpy plump nach der Lösung zu fragen, wird nicht funktionieren. Die KI ist darauf ausgelegt, gemeinsam mit dem Schüler einen Lernerfolg zu erzielen und nicht, um die Hausaufgaben zu übernehmen», stellt Hamza klar. Zwar könne die KI auch zum Plaudern verwendet werde, doch sie wird stets versuchen, das Gesprächsthema wieder aufs Lernen zu richten.

Auch Schulen setzen Evulpo ein

Interessierte Schulen können Evulpo ebenfalls für den Unterricht im Klassenzimmer nutzen. Lehrpersonen sind in der Lage, sowohl auf das grosse Angebot an Lernstoff des Unternehmens zuzugreifen als auch eigene Materialien hochzuladen und so einen individuellen Lernpfad zu kreieren. Ebenso haben die Lehrkräfte die Möglichkeit, Übungen oder Hausaufgaben via Evulpo an die Schüler zu übermitteln inklusive einer Zeitangabe, bis wann die Aufgaben gelöst werden müssen. Im entsprechenden Profil ist für die Lehrer dann ersichtlich, welche Schüler die Aufgabe gelöst haben. Ausserdem generiert Evulpo Statistiken, sodass für die Pädagogen sofort klar ist, welche Schüler aufgrund hervorragender Leistungen mit zusätzlichen Aufgaben gefördert werden können und welche Schüler noch Schwierigkeiten mit dem aktuellen Stoff haben.


Ein weiterer Vorteil der Lernplattform besteht darin, dass die angebotenen Inhalte dem Lehrplan 21 entsprechen. Nutzende Schüler und Lehrer laufen also nicht Gefahr, etwas zu lernen, was nicht den Anforderungen ihrer Schule entspricht. In den Anfängen hatte das Unternehmen für die Content-Erstellung noch eigenes Personal, mittlerweile ist dieser Bereich aber komplett outgesourct – Evulpo zählt rund 200 Freelancer, wobei diese heute weniger mit der Erstellung des Stoffes, sondern mehr in der Vermittlung ebendieses beschäftigt sind. «Wir verfügen mittlerweile über eine solide Basis von Lehrstoff und da dieser auf Schulbüchern basiert, ändert er sich auch nicht stark im Verlauf der Zeit. Unser Fokus liegt nun darin, die Art und Weise, wie wir den Stoff interaktiv vermitteln, zu optimieren», erklärt Hamza. Die sogenannten Content Creator der Plattform sind in der Regel selbst Lehrer oder Fachleute in ihrem Fachgebiet. Die Qualitätskontrolle von Evulpo überprüft dann, ob der neu dazugekommene Stoff Lehrplan-konform ist. Das Start-up möchte allerdings auch echten Mehrwert bieten, der nicht zwingend in der Schule vermittelt wird. So hat Evulpo beispielsweise in Zusammenarbeit mit Raiffeisen das Kapitel «Grundlagen Finanzen» erstellt.

Es mangelt nicht an Ideen

Evulpo ist heute bereits international tätig. Nebst der Schweiz ist der Dienst auch in Deutschland, Italien, Spanien, Portugal sowie in Grossbritannien verfügbar. In der Schweiz zählt das Start-up rund 130’000 User und über alle Länderpräsenzen hinweg sind es 475’000 User. Auf die Frage, was das Unternehmen für Ideen im Köcher hat, muss Hamza lachen: «Es sind so viele Ideen vorhanden! Aber was wir zeitnah einführen möchten, ist die Möglichkeit des personalisierten Lernens. Aktuell geht vor allem Vulpy auf die Bedürfnisse und den Kenntnisstand der Schüler ein. Wir möchten aber auch den Stoff an sich personalisieren und dafür sorgen, dass er sich stets den Bedürfnissen des Users anpasst. So etwas ist in der E-Learning-Welt bislang noch kaum vorhanden.» Darüber hinaus möchte das Unternehmen eine App lancieren und die Inhalte weiter ausbauen. Letztere sind übrigens nicht nur für schulpflichtige Kinder geeignet, sondern für alle im Alter zwischen neun und 19 Jahren. So können selbst Gymnasiasten als auch Absolventen einer Passerelle auf Evulpo zurückgreifen. «Die Arbeit geht uns nicht aus, es gibt immer neue Ideen und Raum für Verbesserungen», sagt Le abschliessend. (dok)


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