Kolumne: Ohne Konsequenzen
Kolumne: Ohne Konsequenzen
4. März 2023 -
Luzi von Salis über die riesigen Summen, die Swisscom jedes Jahr für Rechtsstreitereien und Verzögerungen ausgibt.
Artikel erschienen in IT Magazine 2023/03
Die Winterthurer Firma Init7 hat bekannterweise den Glasfaserstreit gegen Swisscom vor dem höchsten Gericht für sich entscheiden können. Endlich wurden die Planungssicherheit und die Gleichbehandlung aller alternativen Service Provider wieder hergestellt. Viel Kraft, Mittel und Überzeugung waren dazu nötig, um das staatliche Unternehmen dazu zu zwingen. Die Glasfaserausbauten sollten nun endlich wieder nach dem Point-to-Point-Verfahren erfolgen. Trotz des Gerichtsentscheids baut Swisscom aber teilweise immer noch nach dem Point-to-Multipoint (P2MP)-Verfahren weiter. Es wird auf bereits vergebene Verträge verwiesen. Ist Swisscom nicht zufälligerweise ein Kommunikationskonzern? Nutzen die noch Rauch- oder Morseübermittlungsverfahren mit ihren Lieferanten? Sind diese FTTH- und Tiefbaufirmen nicht genügend im Telecom-Markt eingebettet, um die Veränderung genau zu verfolgen? Doch, und wie! Denn sie arbeiten ja gleichzeitig für andere Netzbetreiber und kennen die Situation bestens. Die Branche schüttelt nur noch den Kopf.
Diese Fehlinvestitionen müssen zu einem späteren Zeitpunkt rück- oder umgebaut werden, wie die bereits bestehenden und nicht vermarktbaren hunderttausenden Glasfaseranschlüsse im P2MP-Verfahren. Anfangs Februar veröffentlichte Swisscom den Jahresbericht 2022, kommunizierte knapp 500’000 P2MP-Anschlüsse und schlägt weiterhin 22 Franken Dividende pro Aktie vor. Was das Unternehmen nicht erwähnt sind die Kosten, die nun auflaufen, weil es das Verfahren jahrelang taktisch verzögert und weitergezogen hat. Wie schon in meinen früheren Kolumnen erwähnt, versenkt Swisscom so jährlich riesige Summen in Rechtsstreitereien und Verzögerungen – und verliert die Mehrheit. Und seit über 20 Jahren hat dies keine Konsequenzen für niemanden. Keine Köpfe rollen, keine Verantwortungen müssen übernommen werden. Wieso wird dies einfach so akzeptiert? Aha, es ist ja der Staat Schweiz, der immer noch 51 Prozent der Aktien hält und lieber Dividenden einstreicht als mutwillig fehlbares Management verantwortlich dafür zu machen. Nun kommt nebst den verlorenen Verfahrenskosten, den immensen Fehlinvestitionen in eine falsche Ausbau-Architektur noch eine riesige Umbausumme dazu. Der Projektname heisst irreführenderweise Feeder-Cleanup.