CIO-Interview: «Die Leute können ihre Probleme nicht immer ausdrücken»
CIO-Interview: «Die Leute können ihre Probleme nicht immer ausdrücken»
10. Juli 2021 -
Stefan Hunziker, CIO des Luzerner Kantonsspitals (LUKS), kommt ursprünglich nicht aus der Tech-Ecke, er war einmal Chirurg. Im Gespräch gewährt er Einblick in seinen Werdegang und die IT-Themen, die das LUKS derzeit bewegen.
Artikel erschienen in IT Magazine 2021/07
Swiss IT Magazine»: Herr Hunziker, Ihrem Linkedin-Profil ist zu entnehmen, dass Sie nicht aus der Informatik kommen, sondern vor rund 30 Jahren eine Karriere als Chirurg eingeschlagen haben.
Stefan Hunziker: Ja, das ist korrekt.
Wie kam es für Sie als junger Arzt denn dazu, dass Sie sich auf einmal für Technologie und IT interessiert und sich in diese Richtung entwickelt haben?
Ich war immer vielseitig interessiert und habe schon in jungen Assistenzzeiten mit solchen Themen geliebäugelt. Aber es gab wenige Angebote und neben der zeitaufwändigen Ausbildung zum Chirurgen war es schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Ich wurde als Chirurg aber immer mehr mit IT-Aufgaben konfrontiert und das hat mir Spass gemacht. Auch habe ich Ende der 80er-Jahre mit dem Gedanken gespielt, ein Informatikstudium zu absolvieren, aber die Möglichkeiten waren damals sehr eingeschränkt. Einige Jahre später bekam ich aber ein Angebot, mich umfassender mit IT zu beschäftigen und ich dachte mir damals, dass ich das zwei Jahre lang machen würde. Daraus wurden nun 20 Jahre.
War das eine Ausbildung oder eine Stelle?
Sowohl als auch. Ich habe parallel zur Stelle Weiterbildungen gemacht, um mir das IT-Wissen anzueignen. Angefangen bei Ausbildungen für Projektleitungen, über ein Studium in Wirtschaftsinformatik hin zu einem MBA der Uni Zürich.
Haben Sie damit in Vergleich zu Ihren CIO-Pendants in anderen Gesundheitseinrichtungen einen Vorteil, weil Sie einen Background aus der Medizin haben?
Das Medizinstudium zwischen 20 und 30 Jahren prägt eine Person. Ich glaube, ich denke und handle in vielen Punkten wie ein Arzt und spreche dieselbe Sprache wie die Kollegen. Ich werde zwar nicht mehr als mitbehandelnder Kollege wahrgenommen, aber in der Diskussion wird es durchaus geschätzt, dass hier jemand sitzt, der ihre Art, ihre Denkweise und ihre Prägung versteht und diese einordnen kann. Das Erkennen von Handlungsbedarf im IT-Kontext ist ebenfalls wichtig, denn die Leute können ihre Probleme nicht immer ausdrücken. Auch gibt mir mein Hintergrund die Möglichkeit, mich schneller in die Prozesse einzudenken und mit dem Personal in Kontakt zu treten.
Stefan Hunziker: Ja, das ist korrekt.
Wie kam es für Sie als junger Arzt denn dazu, dass Sie sich auf einmal für Technologie und IT interessiert und sich in diese Richtung entwickelt haben?
Ich war immer vielseitig interessiert und habe schon in jungen Assistenzzeiten mit solchen Themen geliebäugelt. Aber es gab wenige Angebote und neben der zeitaufwändigen Ausbildung zum Chirurgen war es schwierig, alles unter einen Hut zu bringen. Ich wurde als Chirurg aber immer mehr mit IT-Aufgaben konfrontiert und das hat mir Spass gemacht. Auch habe ich Ende der 80er-Jahre mit dem Gedanken gespielt, ein Informatikstudium zu absolvieren, aber die Möglichkeiten waren damals sehr eingeschränkt. Einige Jahre später bekam ich aber ein Angebot, mich umfassender mit IT zu beschäftigen und ich dachte mir damals, dass ich das zwei Jahre lang machen würde. Daraus wurden nun 20 Jahre.
War das eine Ausbildung oder eine Stelle?
Sowohl als auch. Ich habe parallel zur Stelle Weiterbildungen gemacht, um mir das IT-Wissen anzueignen. Angefangen bei Ausbildungen für Projektleitungen, über ein Studium in Wirtschaftsinformatik hin zu einem MBA der Uni Zürich.
Haben Sie damit in Vergleich zu Ihren CIO-Pendants in anderen Gesundheitseinrichtungen einen Vorteil, weil Sie einen Background aus der Medizin haben?
Das Medizinstudium zwischen 20 und 30 Jahren prägt eine Person. Ich glaube, ich denke und handle in vielen Punkten wie ein Arzt und spreche dieselbe Sprache wie die Kollegen. Ich werde zwar nicht mehr als mitbehandelnder Kollege wahrgenommen, aber in der Diskussion wird es durchaus geschätzt, dass hier jemand sitzt, der ihre Art, ihre Denkweise und ihre Prägung versteht und diese einordnen kann. Das Erkennen von Handlungsbedarf im IT-Kontext ist ebenfalls wichtig, denn die Leute können ihre Probleme nicht immer ausdrücken. Auch gibt mir mein Hintergrund die Möglichkeit, mich schneller in die Prozesse einzudenken und mit dem Personal in Kontakt zu treten.
Eine spannende Situation, so zwischen diesen beiden Welten.
Ich habe einmal einen Tag lange eine Physiotherapeutin im Haus begleitet, um die Prozesse einsehen zu können. Bei solchen Besuchen bin ich dann auch stets wie Spitalpersonal gekleidet, um weniger aufzufallen. Dabei kam dann tatsächlich eine Pflegefachfrau auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nun der Chirurg sei, der den Verband kontrollieren will. Diese Art von Nähe hilft mir mit Sicherheit.
Haben Sie im LUKS nur die IT unter sich, oder sind Sie auch für die Medizinaltechnik verantwortlich?
Das sind bei uns zwei Bereiche, die Medizintechnik ist bei Technik und Sicherheit angesiedelt. Aufgrund der Tatsache, dass viele medizintechnische Geräte heute Systeme sind, bei denen beispielsweise Software-Suiten oder andere Komponenten dazukommen, die integriert werden müssen, gibt es zwischen IT und Medizinaltechnik viele Berührungspunkte. Für diesen Grenzbereich – also sobald ein System seine Daten an die Informatik übermittelt – sind wir in der IT zuständig. Tatsächlich wird derzeit diskutiert, wie wir uns in den kommenden Jahren diesbezüglich aufstellen wollen. Früher klar getrennte Bereiche wachsen zusammen: Das Monitoring der Vitalwerte war ursprünglich in einem separaten Netz abgetrennt. Heute fliessen diese erhobenen Daten automatisiert in die anderen klinischen Systeme und werden dort weiterverwendet.
Wie funktioniert diese Zusammenarbeit mit der Medizintechnik?
Bei der Zusammenarbeit hängt eben vieles an den beteiligten Menschen und da gibt es natürlich auch Reibungsfläche. Mein Anspruch an meine Mitarbeitenden ist, dass man sich kollaborativ verhält und für den Kunden das Optimum herausholt. Die Medizintechnik hat zum einen die Nähe zu den Geräten, aber eben auch die Nähe zum Kunden – wenn im Operationssaal ein Gerät nicht läuft, muss es schnell gehen. Gleichzeitig werden die Umgebungen immer komplexer und wir in der IT beherrschen die Systeme und haben Projektleiter, die diese Komplexität und die abteilungsübergreifenden Faktoren managen können. Wir versuchen, uns unseren Stärken entsprechend zu organisieren und da sehe ich durchaus Vorteile. Wir stehen mit der Medizintechnik damit auch im regelmässigen Austausch.
Was sind dabei die grössten Herausforderungen?
Häufig sind noch Drittanbieter an Bord und da gibt es viele Informations- und Organisationsaufgaben, die wahrgenommen werden müssen. Weiter sind diese Systeme als Medical Devices zertifiziert, für diese gibt es Anforderungen, die man nicht in einer klassischen Systemlandschaft hat. Hier stehen wir dann jeweils vor der Herausforderung, wie wir ein solches System betreiben wollen und wie wir die essenzielle CE-Zertifizierung aufrechterhalten können. Das betrifft etwa das Betriebssystem oder die diversen Sicherheitsthemen. Hier einen Weg zu finden, ist nicht immer einfach, aber in der Regel geht es.
Ich habe einmal einen Tag lange eine Physiotherapeutin im Haus begleitet, um die Prozesse einsehen zu können. Bei solchen Besuchen bin ich dann auch stets wie Spitalpersonal gekleidet, um weniger aufzufallen. Dabei kam dann tatsächlich eine Pflegefachfrau auf mich zu und hat mich gefragt, ob ich nun der Chirurg sei, der den Verband kontrollieren will. Diese Art von Nähe hilft mir mit Sicherheit.
Haben Sie im LUKS nur die IT unter sich, oder sind Sie auch für die Medizinaltechnik verantwortlich?
Das sind bei uns zwei Bereiche, die Medizintechnik ist bei Technik und Sicherheit angesiedelt. Aufgrund der Tatsache, dass viele medizintechnische Geräte heute Systeme sind, bei denen beispielsweise Software-Suiten oder andere Komponenten dazukommen, die integriert werden müssen, gibt es zwischen IT und Medizinaltechnik viele Berührungspunkte. Für diesen Grenzbereich – also sobald ein System seine Daten an die Informatik übermittelt – sind wir in der IT zuständig. Tatsächlich wird derzeit diskutiert, wie wir uns in den kommenden Jahren diesbezüglich aufstellen wollen. Früher klar getrennte Bereiche wachsen zusammen: Das Monitoring der Vitalwerte war ursprünglich in einem separaten Netz abgetrennt. Heute fliessen diese erhobenen Daten automatisiert in die anderen klinischen Systeme und werden dort weiterverwendet.
Wie funktioniert diese Zusammenarbeit mit der Medizintechnik?
Bei der Zusammenarbeit hängt eben vieles an den beteiligten Menschen und da gibt es natürlich auch Reibungsfläche. Mein Anspruch an meine Mitarbeitenden ist, dass man sich kollaborativ verhält und für den Kunden das Optimum herausholt. Die Medizintechnik hat zum einen die Nähe zu den Geräten, aber eben auch die Nähe zum Kunden – wenn im Operationssaal ein Gerät nicht läuft, muss es schnell gehen. Gleichzeitig werden die Umgebungen immer komplexer und wir in der IT beherrschen die Systeme und haben Projektleiter, die diese Komplexität und die abteilungsübergreifenden Faktoren managen können. Wir versuchen, uns unseren Stärken entsprechend zu organisieren und da sehe ich durchaus Vorteile. Wir stehen mit der Medizintechnik damit auch im regelmässigen Austausch.
Was sind dabei die grössten Herausforderungen?
Häufig sind noch Drittanbieter an Bord und da gibt es viele Informations- und Organisationsaufgaben, die wahrgenommen werden müssen. Weiter sind diese Systeme als Medical Devices zertifiziert, für diese gibt es Anforderungen, die man nicht in einer klassischen Systemlandschaft hat. Hier stehen wir dann jeweils vor der Herausforderung, wie wir ein solches System betreiben wollen und wie wir die essenzielle CE-Zertifizierung aufrechterhalten können. Das betrifft etwa das Betriebssystem oder die diversen Sicherheitsthemen. Hier einen Weg zu finden, ist nicht immer einfach, aber in der Regel geht es.