Chromebooks: Mehr als nur günstige Schul-Notebooks

Chromebooks werden heute vor allem im Education-Umfeld eingesetzt. Doch auch für Unternehmen können die Rechner spannend sein – sie sind günstig und einfach zu managen. Wir zeigen fünf aktuelle Modelle.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/04

     

Weltweit kommt Googles Chrome OS laut Zahlen von Netmarketshare auf einen Marktanteil von 0,4 bis 0,5 Prozent. Somit ist es alles andere als kühn, zu behaupten, Chrome-OS-­Geräte seien lediglich ein Nischenmarkt. Und dieser Nischenmarkt wird in der Schweiz aktuell von drei Herstellern besetzt: Acer, Asus und Lenovo, wobei letztgenannter Anbieter aus seinem ­eigentlich recht umfangreichen Chromebook-Portfolio hierzulande mit dem 100e nur ein Gerät offiziell anbietet. Auch von weiteren Herstellern gäbe es noch Geräte – etwa von Dell oder Google selbst, allerdings kann man diese ebenfalls (noch) nicht in einer lokalisierten Schweizer Version kaufen. Gerade im Fall von Google ist das besonders schade, gäbe es doch mit dem Pixelbook Go ein absolutes Spitzengerät mit Intel Core i7, 16 GB RAM, 256 GB Storage und 4K-Display in der Top-Konfiguration.


Marktzahlen zum Thema Chrome OS respektive Chrome­books – Notebooks mit Chrome OS – gibt es für die Schweiz nicht. Fragt man bei den Herstellern nach, erklärt beispielsweise Andreas Stader, 4P Manager Commercial Products bei Lenovo Schweiz, dass der Absatz von Chromebooks in der Schweiz 2019 zwar leicht zulegte, allerdings «auf tiefem Niveau». Etwas konkreter ist Markus Popp, Key Account Manager bei Asus Switzerland, der sagt, dass der Absatz 2019 um über 20 Prozent zugelegt habe. Und Acer spricht von einer «definitiv positiven Bilanz» fürs letzte Jahr. Sebastian Seyferth, Head of Commercial BU bei Acer Computer (Switzerland): «Chromebooks entwickeln sich immer mehr zu einem gängigen Arbeitswerkzeug, was uns natürlich freut. Zusätzlich zu den Education-Projekten, die wir bereits kennen, kommen immer mehr neue Kunden dazu, die Chromebooks auch in kleineren Stückzahlen abnehmen. Eine Entwicklung, die zwangsläufig mit der steigenden Akzeptanz im Markt zusammenhängt.»

Gute Argumente für Schulen

Das Education-Umfeld ist allerdings nach wie vor der Bereich, wo Chromebooks am häufigsten ab- beziehungsweise eingesetzt werden. Warum das so ist, lässt sich dadurch erklären, dass mit Chromebooks in erster Linie in der Cloud gearbeitet wird. Sebastian Seyferth: «Das macht es besonders für Lehrer sehr viel einfacher, die Arbeitsweise und -inhalte ihrer Schüler zu strukturieren.» Die Themen Sicherheit, Software-Aktualisierung und Device Management würden hier eine grosse Rolle spielen. «Ganze Klassen können so zeitgleich und gemeinsam an einer Teamaufgabe arbeiten, ohne auf Software-Updates, lange Startzeiten oder unterschiedliche Softwarekonstellationen Rücksicht nehmen zu müssen.»

Andreas Stader von Lenovo erwähnt im Zusammenhang mit Schulen auch die Vielfalt von Apps für den Education-Bereich, die sich im Play Store findet. «Und auch Lösungen wie Google Classroom machen das Arbeiten mit Chromebooks im Education-Umfeld sehr spannend», so Stader. Markus Popp von Asus führt ausserdem die verhältnismässig geringen Anschaffungskosten von Chromebooks ins Feld.


Ausserdem seien Geräte, die speziell für den Schuleinsatz gebaut würden, sehr robust. «Der für mich grösste Vorteil allerdings ist, dass man eigentlich nur die entsprechende Anzahl an Chromebooks, einen leistungsstarken Internetzugang sowie ein stabil funktionierendes WLAN braucht», so Popp weiter. Es entstehe somit kein extra Kostenaufwand für ein Netzwerk, welches an eine Serverplattform gekoppelt ist. Und: Wer sich als ICT-Verantwortlicher das Leben noch ein bisschen erleichtern möchte, könne von Google eine Management-Lizenz erwerben, rät Popp. Diese koste rund 30 Franken pro Gerät und sei so lange gültig, wie das Chromebook im Einsatz ist.

Branchenanwendungen als Stolperstein

Doch auch für Unternehmen können sich Vorteile durch den Einsatz von Chromebooks ergeben. Diese Vorteile sind ähnlich gelagert wie diejenigen für den Education-Bereich. Das Argument der geringen Anschaffungskosten etwa gilt auch für Firmen, zudem seien Chromebooks auch kostengünstiger im Vergleich mit herkömmlichen Netzwerkclients, was den Unterhalt des Netzwerks angeht, weiss Markus Popp von Asus. Er erwähnt zudem den einfachen Unterhalt des Betriebssystems, etwa was die Sicherheit oder Treiber angeht. Sebastian Seyferth von Acer erklärt zu diesem Thema: «Im B2B-Umfeld geht es vor allem um Effizienz und Sicherheit.» Die eingesetzten Clients sollen also bei geringem Verwaltungsaufwand jederzeit einsatzbereit und produktiv sein. Darüber hinaus müssen sensible Kunden- und Unternehmensdaten gemäss der aktuellen Gesetzeslage gesichert werden. «Weil alle Daten bei Chromebooks ausschliesslich in der Cloud und nicht lokal gespeichert werden, kann der Zugriff auf diese Daten auf Knopfdruck gesperrt werden – zum Beispiel, wenn ein Chromebook verloren ging oder gestohlen wurde», so Seyferth. Andreas Stader findet Chromebooks derweil vor allem für Unternehmen, welche sich im Bereich einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI) entwickelt möchten, eine spannende Lösung. Natürlich gibt es auch einige Nachteile, wenn Chromebooks im Unternehmensumfeld eingesetzt werden. Der grösste Nachteil ist ohne Zweifel, dass einige – vor allem branchenspezifische – Applikationen auf Chromebooks nicht installiert werden können. Vitalij Savelov, B2B Channel Account Manager bei Asus Switzerland, führt zudem an, dass die Handhabung von Chromebooks unter Umständen ein Nachteil sein könnte. Savelov: «Chrome OS funktioniert ein bisschen anders als die klassischen Betriebssysteme, die bisher auf dem Markt sind. Wenn man seit 20 Jahren gewohnt ist, die Prozesse nach Schema F zu handhaben, und dann auf Schema F 2.0 wechseln soll, kann ich mir vorstellen, dass die eine oder andere weniger Computer-affine Person etwas ängstlich werden könnte.» Aber das sei alles nur Übungssache. «Abgesehen von der Handhabung sehe ich bei den regulären Office-Anwendern keine Nachteile.»


Jedoch gäbe es aktuell nur wenige «Power-­Chromebooks» – sprich Systeme mit i5/i7-CPUs und 8 GB oder mehr RAM und guter, dedizierter Grafikkarte, führt Vitalij Savelov ergänzend ins Feld. «Somit ist das Einsatzgebiet der CAD- oder Bildbearbeitung noch nicht bereit für Chrome OS.»

Speicher im Abo statt auf dem Gerät

Was im Zusammenhang mit den Spezifikationen der Geräte auch auffällt, ist der geringe Speicherplatz, und dies, obwohl Daten auch direkt auf den Geräten gespeichert werden können. Das Gros der Chromebooks dieser Übersicht bietet gerade einmal 32 GB eMMC, und einzig das High-end-Gerät Flip C436FA von Asus erlaubt bis 512 GB SSD-Speicher. Dazu meint Vitalij Savelov von Asus: «Es ist richtig, die Daten können auch auf dem Gerät gespeichert werden. Es macht aber wenig Sinn, da der Kunde beim Kauf eines Chromebooks für ein Jahr kostenlos 100 GB Speicher dazubekommt.» Nach einem Jahr kosten die 100 GB dann 20 Franken pro Jahr respektive 30 Franken für 200 GB. Sebastian Seyferth fügt zum Thema Speicherplatz noch an, dass auf dem Chromebook Daten nur dann verschlüsselt und direkt gespeichert werden, wenn der Nutzer offline ist. «Sobald wieder online gearbeitet wird, synchronisieren sich die Daten im Hintergrund automatisch mit der Cloud, und der Speicher wird entlastet. Erfahrungsgemäss reichen für diese Überbrückungsphasen 64 GB.»

Abschliessend wollten wir von den Herstellern noch wissen, wohin die Entwicklung von Chromebooks geht und wie sich das eigene Portfolio in diesem Jahr entwickeln wird. Bei Acer sollen demnach B2B-Kunden eine zunehmend grös­sere Rolle neben den Geräten für den Education-Markt spielen. «Das führt zu zwei massgebenden Entwicklungen: Einerseits werden widerstandsfähige Chrome­books einen immer grösseren Stellenwert erhalten. Andererseits liegt der Fokus klar auf schlanken, leichten und schicken Geräten mit robustem Metallgehäuse, die zunehmend breiter im Portfolio aufgestellt sein werden», sagt Sebastian Seyferth. Lenovo gibt derweil zu Protokoll, bereits ein breites Portfolio zu haben und an «weiteren interessanten Lösungen zu arbeiten». Und bei Asus stellt man fest, dass Kunden vermehrt 2-in-1- und Convertible-Systeme nachfragen. «Ich denke, dieser Trend wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen», so Vitalij Savelov. ­Ausserdem stelle man eine erhöhte Nachfrage nach Power-Chromebooks mit stärkerer CPU- und RAM-Leistung fest. Aus diesem Grund starte man auch mit dem Vertrieb des bereits erwähnten Modells C436FA im zweiten Quartal.


Die tabellarische Marktübersicht können Abonnenten in der Ausgabe 4/2020 nachlesen. Da viele unserer Leser aktuell im Home Office arbeiten, unser Magazin aber vor allem in die Unternehmen verschickt wird, stellen wir die aktuelle Ausgabe für alle kostenlos im PDF-Format auf unserer Website zur Verfügung.

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