Jetzt kriegt Apples Macbook Air Konkurrenz

Sie sind die grossen Hoffnungsträger der Notebook-Industrie: die Ultrabooks. «Swiss IT Magazine» hat die ersten vier erhältlichen 13-Zoll-Geräte ausgiebig getestet.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2012/03

     

Die Evolution des klassischen Notebooks zu einem ultramobilen Hochleistungsgerät ist eine eher schwerfällige Angelegenheit, wie die erfolglosen Bestrebungen der Hersteller diesbezüglich klar aufzeigen. Angefangen hatten diese schon vor einigen Jahren, als man die Notebook-Welt mit der Einführung der sogenannten Netbooks – kleinen und günstigen Surfmaschinen für den mobilen Einsatz – revolutionieren wollte. Doch kaum lanciert, wurde bereits über die zu geringe Leistung der Winzlinge gewettert, weshalb gemäss heutigem Stand der Dinge nicht mit einer grossen Emanzipation dieser Geräteklasse zu rechnen ist.
Vier Ultrabook-Modelle im Vergleich
Alle Features der vier Ultrabooks auf einen Blick finden Sie hier.
Und so war die Aufgabe für die Notebook-Hersteller für die folgenden Jahre klar: Die Aspekte Performance und Mobilität mussten unter einen Hut gebracht werden. Lange dauerte es nicht, bis erste mutige Unternehmen damit begannen, HDDs durch SSDs zu ersetzen und auf optische Laufwerke zu verzichten, um den Spagat zwischen Leistung und Mobilität zu schaffen. Ein sicheres Spiel, müsste man meinen. Tatsache ist aber, dass der erwartete – und von Herstellerseite mutig prognostizierte – Boom nicht eintraf. Der Grund dafür liegt auf der Hand. So rechtfertigten die vermeintlich geringfügigen Vorteile gegenüber herkömmlichen Notebooks keineswegs die horrenden Preise für die Geräte, die sich lange Zeit in Galaxien jenseits der Schmerzensgrenze durchschnittlicher Endverbraucher befanden.
Nicht ungern wurde auch die wachsende Verbreitung von Smartphones und Tablets als Grund für den schleppenden Absatz genannt. Doch ausgerechnet Apple, der weltweit führende Anbieter von Smartphones und Tablets, schaffte es mit seinem Macbook Air als erstes Unternehmen überhaupt, sich im Markt für ultraportable Notebooks durchzusetzen.
Höchste Zeit also für die Konkurrenz, sich einen Teil der verloren gegangenen Marktanteile zurückzuholen. Und so rief Intel eine neue Geräteklasse namens «Ultrabook» ins Leben und definierte gleich zu Beginn strikte Bedingungen, die Geräte dieser Spezies erfüllen mussten. Mittlerweile haben die grössten Namen im Notebook-Markt eine erste Ultrabook-Generation auf dem Markt und sind guter Dinge, den Durchbruch dieses Mal zu schaffen.
«Swiss IT Magazine» wollte herausfinden, ob es die grossen Hoffnungsträger tatsächlich mit dem Macbook Air, der Mutter aller Ultrabooks, aufnehmen können und welches der Geräte das grösste Potential besitzt. Für den ausführlichen Vergleichstest wurden sämtliche vier bisher erhältlichen Ultrabooks mit 13-Zoll-Monitor berücksichtigt. Dies sind im Moment die Geräte Aspire S3 von Acer, Zenbook UX31 von Asus, Folio 13 von HP und Satellite Z830 von Toshiba. Zwar haben auch andere Hersteller Geräte auf dem Markt, die von ihren Spezifikationen her als Ultrabook durchgehen würden, sich aber nicht offiziell zu der Produktkategorie zählen, weshalb sie im Test auch nicht berücksichtigt wurden.

Testmethoden

Die vier Testteilnehmer wurden bezüglich Ausstattung, Performance, Mobilität, Design und Verarbeitung sowie Preis-Leistungs-Verhältnis getestet. Die Ausstattung setzt sich zum grössten Teil aus dem eingesetzten Prozessor, den Display-Werten – also Auflösung, Helligkeit, Farben und Einblickwinkel – und den vorhandenen Anschlussmöglichkeiten zusammen. Für die Performance-Benchmarks wurden jeweils die vom Hersteller empfohlenen Energiesparpläne im Netzbetrieb aktiviert. Für einen aussagekräftigen Vergleich der Akkulaufzeiten wurden die Akkutests im Hochleistungsmodus, also ohne aktivierte Energiesparoptionen, und unter voller Auslastung der Systemressourcen durchgeführt. Die tatsächliche Akkulaufzeit fällt im normalen Betrieb um ein Vielfaches höher aus.

Acer Aspire S3

Das erste Gerät, das sich einem umfassenden Test unterziehen lassen musste, war das Aspire S3 von Acer. Das, was nach dem Drücken des Einschaltknopfs passierte, nennt man gemeinhin einen absoluten Fehlstart. Vom Verstellen der Display-Helligkeit bis zum Aufwecken aus dem Ruhemodus schien so gut wie nichts zu funktionieren. Doch glücklicherweise blieb es bei einem ersten Schock und nach einer Neuinstallation des Betriebssystems funktionierte alles tadellos.
Im Betrieb bringt das Aspire S3 die erwartete Leistung. Der i7-Prozessor leistet gute Arbeit und auch das Display zeichnet sich durch eine hohe Helligkeit und einen grossen Einblickwinkel aus. Im Performance-Benchmark schneidet das Gerät dennoch deutlich schlechter als seine Konkurrenten ab.
Dies dürfte grösstenteils an der eingesetzten Speichertechnologie liegen, die im Quervergleich den gewichtigsten Minuspunkt darstellt. Als einziges Ultrabook setzt der Acer-Vertreter nämlich auf eine Mischform aus SSD- und traditioneller HDD-Festplatte, wobei die 20 GB grosse SSD-Partition nur als Pufferspeicher für das schnelle Aufwecken aus dem Schlafmodus dient. Die Geschwindigkeits-Einbussen gegenüber reinen SSD-Systemen sind frappant. Am meisten macht sich dies beim Booten bemerkbar: Mit einer durchschnittlichen Startzeit von 41 Sekunden hat das Aspire S3 gut und gerne doppelt so lange wie seine Konkurrenten und fällt dadurch – zumindest in dieser Hinsicht – eher in die Kategorie traditionelle Notebooks.
Doch auch die übermässig hohe Geräuschbildung ist eine negative Begleiterscheinung der SSD-HDD-Mischform. Zwar liegen keine exakten Lautstärke-Messungen vor, gefühlsmässig aber produzierte das Aspire S3 von allen Geräten am meisten Lärm – wenigstens aber nimmt die Lautstärke bei grosser Last nicht sonderlich zu. Auch der sehr hohe Energieverschleiss dürfte der Festplatte zuzuschreiben sein: Bei voller Ressourcenauslastung macht das Gerät nach einer Betriebsdauer von nur 78 Minuten bereits schlapp. Zumindest einen Vorteil aber hat der Festplatten-Mix. Mit 500 GB bietet das Aspire S3 knapp viermal so viel Speicherkapazität wie rein SSD-basierte Systeme.

Mit einem Preis von 999 Franken spielt das Aspire S3 eine Liga tiefer als die Geräte von Asus und Toshiba. Dies schlägt sich aber leider auch in der Verarbeitungsqualität nieder. Das graue Kunststoff-Innengehäuse wirkt nicht gerade elegant und der Bildschirm kommt wegen der dürftigen Scharniere sehr schnell ins Wackeln, zum Beispiel bei Zugfahrten oder bei etwas zu leidenschaftlichem Tippen. Das raue Touchpad lässt sich an sich gut bedienen, ist aber für die Bedienung mit mehreren Fingern etwas gar klein geraten. Ein weiteres Manko ist die Platzierung der Anschlüsse. So ist der Power-Knopf ungünstig direkt am Display-Scharnier angebracht und auch die an der Rückseite positionierten HDMI- wie auch USB-Ports sind nur schwer zugänglich. Das Aspire S3 ist übrigens das einzige Gerät, das keinen USB-3.0-Anschluss besitzt.

Asus Zenbook UX31

Man kann nicht sagen, das Zenbook UX31 hatte leichtes Spiel oder die Konkurrenz habe geschlafen. Schlussendlich war das schicke Ultrabook von Asus schlicht das beste Gerät, weshalb es im Vergleichstest auch als Testsieger hervorgegangen ist. Der Preis fällt mit 1499 Franken sehr hoch aus, liegt aber absolut im Verhältnis zu Leistung und Verarbeitung.
Dass ein überzeugendes Design schon die halbe Miete ist und Konsumenten auch bereit sind, etwas mehr dafür zu bezahlen, hat Apple schon mehrfach bewiesen, unter anderem auch mit dem Macbook Air. Asus hat sich dieses Erfolgsrezept zu Herzen genommen und mit dem Zenbook ein Gerät lanciert, das schon auf den ersten Blick überzeugt.
Mit einer durchschnittlichen Dicke von gerade einmal sechs Millimetern ist es das Dünnste im Test. Das im Verhältnis dazu stattliche Gewicht von 1,3 Kilogramm ist vor allem dem eleganten und ebenso stabilen Aluminiumgehäuse zu verdanken, das aussen von einem feinen Muster aus konzentrischen Kreisen geziert wird. Der schicke Alu-Look ist nicht bloss ein Aussenanstrich, auch in aufgeklapptem Zustand zeigt das UX31 keine Blösse. Speziell positiv aufgefallen sind ausserdem das gut stabilisierte Display und das riesige Touchpad, das perfekt mit der eingesetzten Multitouch-Software harmoniert. Auch die originalgrosse Tastatur ermöglicht ein entspanntes Tippen, einzig die speziell beschichteten Tasten sind zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig.

Das Zenbook ist nicht nur schön anzusehen, sondern hat auch einiges unter der Haube. Ein Intel i7-Prozessor mit 1,8 GHz Taktfrequenz, 4 GB Arbeitsspeicher und 128 GB SSD-Speicher sorgen für genügend Geschwindigkeit. Der Boot-Vorgang dauert etwas weniger als 20 Sekunden. Überzeugend ist auch das 13-Zoll-Display, das mit einem hohen Farbkontrast, starker Hintergrundbeleuchtung und einer Auflösung von 1600x900 Pixeln brilliert – alle anderen Testgeräte lösen nur mit 1366x768 Bildpunkten auf. Anschlusstechnisch lässt das UX31 ebenfalls keine Wünsche offen, so sind neben einem USB-2.0- und USB-3.0-Port auch ein Micro-HDMI- sowie ein Mini-VGA-Anschluss vorhanden. Alle Ports befinden sich praktischerweise an den Seiten. Der Akku hält bei intensiver Auslastung 161 Minuten durch. Das Gerät wird dabei vor allem im hinteren Bereich ziemlich warm, überhitzt aber nicht.

Für Business-Anwender nicht von grosser Bedeutung und dennoch ein weiteres Qualitätsmerkmal sind die beiden Lautsprecher, die sich über den gesamten Scharnierbalken erstrecken. Das eingesetzte Bang & Olufsen Soundsystem namens ICEpower überzeugt sowohl bezüglich Soundqualität als auch bezüglich der maximalen Lautstärke auf der ganzen Linie.

HP Folio 13

Auf den ersten Blick würde man kaum meinen, dass man es beim brandneuen Folio 13 von HP mit einem Ultrabook zu tun hat. Mit einem Gewicht von 1,5 Kilogramm und einer Dicke von 18 Millimetern erfüllt es aber gerade noch die von Intel auferlegten Anforderungen. Die Optik lässt auf den ersten Blick keinen Zweifel daran aufkommen, dass es sich beim vorliegenden Gerät um ein Business-Notebook handelt: Ein schlichtes, grautöniges Chassis, eine unspektakuläre und regelmässige, um nicht zu sagen konservative Bauform – ja, das Folio 13 ist ein klassisches HP-Gerät.
Umso mehr kommt man ins Staunen, wenn man den Deckel zum ersten Mal aufklappt und feststellt, dass HP sein Business-Ultrabook doch tatsächlich mit einem gespiegelten Display ausgestattet hat. Und auch das spiegelglatte Touchpad scheint nicht wirklich für den geschäftlichen Einsatz ausgerichtet zu sein, da dieses sehr schnell anfängt zu kleben und eine sehr schlechte Berührungstoleranz aufweist.
Möchte man das Touchpad also beispielsweise mit der Daumenfläche statt der Fingerspitze bedienen, schaltet dieses auf taub. Insgesamt ist die Verarbeitung aber qualitativ äusserst hochwertig. Sehr angenehm ist die Tastatur mit den beleuchteten Tasten, die weder klemmen, noch klappern, noch sonst in irgendeiner Weise negativ auffallen. Die Position der Anschlüsse ist intelligent gewählt und sehr funktional. So befinden sich sämtliche Anschlüsse auf den beiden Seiten.
Wie es sich für ein Business-Gerät gehört, wird auch die Performance nicht vernachlässigt. Im Leistungs-Benchmark erzielte das Folio 13 sogar das beste Ergebnis von allen. Und dies trotz des etwas weniger leistungsstarken i5-Prozessors.
Dasselbe Bild zeichnet sich im Akku-Test: Mit einer Laufzeit von 190 Minuten führt HP auch diese Tabelle mit grossem Vorsprung an. In Sachen Anschlussvielfalt zeigt das Folio 13 keine Blösse, besonders profilieren kann es sich aber auch nicht. Positiv ist der eingebaute LAN-Anschluss. Als normal kann man die beiden USB-Anschlüsse bezeichnen, von denen einer Version 3.0 ist. Eher etwas knauserig für ein Business-Notebook ist das Angebot an Video-Anschlüssen. Der Benutzer muss sich mit einem HDMI-Anschluss zufrieden geben, gerade für das Anschliessen von Beamern wäre ein zusätzlicher VGA-Slot wünschenswert gewesen. Negativ sind zudem die Lüfter, die auch ohne Last sehr gut zu hören sind. Dafür bleibt das Gerät immer schön kühl.
Die grösste Stärke des ersten HP-Ultrabooks ist dessen Preis. Für 1099 Franken kriegt man die getestete Konfiguration mit Windows 7 Professional. Damit hat das HP Folio 13 das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.

Toshiba Satellite Z830

Das Satellite Z830 hat die Bezeichnung Ultrabook aus zwei Gründen verdient. Der 13-Zöller von Toshiba ist ultraportabel und er ist auch ultrateuer. Satte 1399 Franken muss man für das Gerät hinblättern. Dies ist zwar nicht ganz so viel wie für das Asus Zenbook UX31, die Leistung und Optik lässt sich aber auch nicht mit jener unseres Testsiegers vergleichen. Naheliegender ist in Sachen Ausstattung der direkte Vergleich mit dem HP Folio 13. So besitzt auch das Satellite Z830 eine i5-CPU mit 1,6 GHz, 4 GB Arbeitsspeicher und eine 128 GB grosse Solid-State-Disk. An die Akkuleistung des US-amerikanischen Konkurrenten kommt es mit einer Laufzeit von gerade einmal zwei Stunden nicht annähernd heran.
Als einziges Ultrabook überhaupt schliesst sich das Toshiba Satellite Z830 dem Trend hin zu Glare-Type-Displays nicht an und setzt stattdessen auf ein mattes Display. Gerade für Business-Anwender dürfte dies ein echtes Kaufargument sein. Zusätzlich dazu trumpft das Toshiba-Gerät auch mit einer grossen Anschlussvielfalt auf. Insgesamt werden gleich drei USB-Ports geboten, einer davon ist ein USB 3.0. Für die Bildübertragung hat der Benutzer die Wahl zwischen HDMI und VGA, wobei beide Anschlüsse in Originalgrösse vorliegen. Wie beim Folio 13 von HP ist ausserdem auch eine LAN-Schnittstelle vorhanden.

Die Frage, wie Toshiba es geschafft hat, all die Komponenten in ein derart schmales Gehäuse zu stecken und dabei ein Fliegengewicht von nur 1,12 Kilogramm auf die Waage zu bringen, stellt man sich zurecht. Das Geheimnis liegt im speziellen und ultraleichten Magnesiumgehäuse. Dadurch ist das Satellite Z830 zwar das leichteste Ultrabook der Welt, mit Sicherheit aber nicht das robusteste. Das Display ist derart dünn und widerstandslos, dass es sich ohne grossen Kraftaufwand biegen lässt und auch in zugeklapptem Zustand lässt sich der Bildschirmdeckel sehr leicht gegen innen drücken. Die mehr als dürftige Bildschirmhalterung sorgt schliesslich dafür, dass der Bildschirm dauernd etwas vor sich hinwackelt. Dank des entspiegelten Displays macht sich dies aber weniger negativ bemerkbar als beim Acer Aspire S3. Eine spezielle Architektur hat Toshiba auch für die Tastatur gewählt: Die Tasten sind nicht quadratisch sondern rechteckig, also weniger hoch als breit und dadurch schwierig zu treffen. Und auch das Touchpad ist eher minimalistisch gestaltet.


Kommentare
Ihr Ultrabook Vergleich unterlässt ein wichtiges Vergleichskriterium: SSD unlgeich SSD ! Diese SSD sind proprietäre Printplatten, die weder ausgetauscht noch mit handeslüblichen Materialien aufgerüstet werden können ! Wehe dem Datenbesitzer, wenn das Betriebssystem crasht, ein Rootkit installiert oder einfach die Platte "überlauft" = Totalschaden. Da diese Serien als erste in der Geschichte der Notebooks solche "eingeschweissten Massenspeicher" integrieren wäre mindestens ein Hinweis Pflicht !
Mittwoch, 14. März 2012, Franz Marty



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