Dreamweaver MX 2004: Die Stil-Maschine

Macromedia hat die 2004er-Ausgabe von Dreamweaver MX voll auf Stylesheets getrimmt und mit vielen praktischen Features versehen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/16

     

Nach seiner Markteinführung 1997 hat sich Dreamweaver rasch als der Webeditor für Profis schlechthin etabliert - mittlerweile ist das Produkt bei über 3,2 Millionen Webentwicklern im Einsatz und hat gemäss NPD Intellect einen komfortablen Marktanteil von 91 Prozent. Bereits in unserem Test der Vorversion Dreamweaver MX, der vor rund anderthalb Jahren durchgeführt wurde, fanden wir keine Punkte, die zu bemängeln wären - entsprechend gespannt waren wir zu sehen, ob und wie Macromedia das erfolgreiche Produkt weiter verbessert hat.


WYSIWYG-Stylesheets

Das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung von Dreamweaver MX 2004 hat Macromedia auf die Stylesheets (Cascading Stylesheets, CSS) gelegt, jene Technologie, die zwar bereits seit 1996 das Aussehen des Internet verändern sollte, die aber schwierig zu implementieren war und deshalb von den Webentwicklern mangels Unterstützung in den Editoren wie in den Browsern weitgehend unbeachtet blieb.



Dies soll die neue Dreamweaver-Version ändern: Als erster Editor überhaupt verfügt das Macromedia-Produkt über eine konsequente Stylesheet-Unterstützung bereits im Layout-Modus; Stilvorlagen lassen sich damit recht einfach zusammenklicken und nach Bedarf ändern. Entsprechende Dialogfenster dafür waren zwar schon in den Vorversionen vorhanden, neu ist aber, dass bei jeder Formatänderung eines Elements automatisch auch gleich ein Stylesheet erzeugt respektive angepasst wird, das daraufhin zum weiteren Einsatz zur Verfügung steht.




Die Nutzung der so definierten Stile ist denkbar einfach: Wird eine Seite geöffnet, sammelt Dreamweaver alle darin eingebetteten Vorlagen sowie diejenigen aus externen CSS-Dateien und stellt sie in einem Drop-Down-Menü zur Verfügung. Der Entwickler muss ähnlich wie in Microsofts Word oder einem professionellen Satzprogramm nur noch ein Seitenelement anwählen und den gewünschten Stil darauf anwenden.



Eine sehr willkommene Erweiterung ist auch, dass externe Stylesheets nun schon zur Laufzeit des Editors eingebunden und angezeigt werden. So ist es nach der Anpassung eines Stils in der externen Datei nicht mehr nötig, einen Reload zu machen oder die Seite im Browser anzusehen - allerdings funktioniert das in der vorliegenden Betaversion nicht immer akkurat. Werden die Änderungen dagegen im eigentlichen Dokument durchgeführt, werden sie darin als globaler interner Stil angelegt - hier wäre die direkte automatische Anpassung des externen Stylesheet oft praktisch gewesen, der gewählte Ansatz hat aber den Vorteil, dass globale Sheets stets lokal überschrieben werden können. Ist dennoch die gleichzeitige Anpassung des externen File nötig, hat man die Möglichkeit, ein Element auszuwählen und über den Menüpunkt "Bearbeiten" sowohl das externe Sheet als auch die aktuell geöffnete Seite in einem Arbeitsschritt zu ändern. Leider werden hier aber nur Klassen- und HTML-Selektoren angezeigt, komplexere Selektorentypen wie Kontext- oder Kindselektoren bleiben dagegen aussen vor und müssen im externen Sheet angepasst werden.
Insgesamt macht die Neu-Implementierung der Stylesheet-Unterstützung in Dreamweaver einen sehr praktischen, konsistenten Eindruck. Die komplexeren Aspekte der CSS-Technologie wie etwa die Positionierung oder die Sprachausgabe sind damit zwar noch immer kein Kinderspiel und es ist nach wie vor ein gewisses Know-how erforderlich, aber der Einsatz von Stylesheets wird damit doch um einiges intuitiver. Dabei helfen auch die sogenannten Code-Hints, die bei der Handeingabe von CSS-Befehlen automatisch die korrekte Schreibweise anzeigen und die möglichen Attribute zur Auswahl bieten.




Neue Tools beschleunigen die Arbeit

Trotz Stylesheets kommt der Entwickler beim Layout der Seiten aber oft nicht um den Einsatz von Tabellen herum. Auch hier hat Macromedia die Bedürfnisse der Designer ernstgenommen und erlaubt nun eine Pixel-genaue Anpassung der Tabellenbreiten direkt im Layout-Modus. Natürlich stehen auch sämtliche weiteren Layout-Tags und -Attribute zur Verfügung, auch wenn diese durch den konsequenten Einsatz von Stylesheets eigentlich vielfach obsolet würden.



Gerade bei Entwicklern von Firmenwebsites, in denen öfter Word-Dokumente oder Excel-Tabellen integriert werden müssen, kommt die erweiterte Import-Funktion für Office-Dokumente wahrscheinlich wie gerufen: Auf Wunsch können diese Elemente nun mitsamt aller Formatierungen importiert werden. Insbesondere bei aufwendig formatierten Tabellen entfällt dadurch eine Menge Arbeit. Für die Formatierungen erstellt Dreamweaver automatisch entsprechende Stylesheets.




Zu den Zeitsparern erster Güte gehören auch die neu integrierten Funktionen zur Bildbearbeitung. Natürlich handelt es sich dabei bloss um rudimentäre Funktionen, die ein ausgewachsenes Bildbearbeitungsprogramm wie Fireworks nicht ersetzen können (und wollen); für alltägliche Aufgaben wie das Beschneiden von Bildern, die Grössenanpassung oder das Feintuning von Helligkeit und Kontrast sind sie aber bestens geeignet. Die entsprechenden Buttons in der Eigenschaften-Leiste von Dreamweaver stehen zur Verfügung, sobald ein Bild angewählt wurde.



Eine weitere deutliche Arbeitserleichterung ist die sogenannte Dynamic Cross-Browser Validation. Mit diesem Feature lassen sich in Dreamweaver die Browser-Versionen auflisten, in denen die Site korrekt angezeigt werden muss, also beispielsweise Netscape 4 oder Opera 3.0. Dreamweaver zeigt darauf automatisch an, welche verwendeten Tags oder CSS-Konstrukte von diesen Browser-Typen nicht unterstützt werden und deshalb zu Problemen bei der Anzeige der Site führen könnten. Dieser Test lässt sich optional auch bei jedem Öffnen einer Datei durchführen.



Nicht zuletzt unterstützt Dreamweaver MX 2004 nun auch ein sicheres FTP-Protokoll, mit dem die fertigen Dateien verschlüsselt auf den Server gespielt werden können.




Viele Detailverbesserungen

Nebst diesen Hauptneuerungen finden sich im Programm eine Menge unauffälliger Verbesserungen im Detail, die den Arbeitsalltag aber wesentlich erleichtern können. Dazu gehört etwa die nahtlosere Integration des Editors mit den anderen Produkten der MX-Studio-Suite, die volle Unterstützung für Unicode und XML-Namespaces, einige Verbesserungen am User-Interface und den Tag-Inspektoren sowie bei der Suchen-und-Ersetzen-Funktion.



Als praktisch hat sich auch das neue Kontextmenü erwiesen, das bei einem Rechtsklick ins Code-Fenster erscheint. Hiermit lassen sich öfter benötigte Aufgaben wie etwa das Auskommentieren einer Codezeile oder die Änderung des Einzugs mit einem einzigen Mausklick erledigen.




Der bereits in der Vorversion ausgereifte Profi-Webeditor präsentiert sich in seiner 2004er-Ausgabe deutlich verbessert. Insbesondere die CSS-Implementierung vermag zu überzeugen, aber auch die vielen anderen Verbesserungen beschleunigen die Arbeit mit dem Programm. Ob auch die Performance des Produkts erhöht werden konnte, lässt sich allerdings anhand der Betaversion nicht überprüfen.



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