Canon PowerShot Pro90 IS: Lange Röhre und trotzdem scharf

Canons PowerShot Pro90 IS trumpft mit 10fach-Zoom und Bildstabilisator auf.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/10

     

Rund ein Jahr ist es her, seit Canon eine neue Objektiveinheit mit 10fach-Zoom und optischem Bildstabilisationssystem vorstellte. Nun ist mit der PowerShot Pro90 IS die erste Digicam am Markt, die über die neue Optik verfügt.



Der Nachfolger der bei vielen Fotografen beliebten PowerShot Pro70 basiert auf der PowerShot G1 (vgl. InfoWeek 40/2000) und kommt in einem futuristisch angehauchten, sauber verarbeiteten und robusten Plastikgehäuse, das allerdings keineswegs einen billigen Eindruck macht.


Kompromisse wegen Riesenzoom

Herausragendes Feature der PowerShot Pro90 IS ist natürlich das optische 10fach-Zoom mit Bildstabilisator, das über einen Ring am vorderen Ende des Objektivs bedient wird. Beim Stabilisator handelt es sich - stark vereinfacht - um eine spezielle, flexibel integrierte Linse im Objektiv, die, gesteuert von einer ausgeklügelten Elektronik, allfällige Bewegungen des Fotografen in einem gewissen Rahmen ausgleicht und damit verwackelungsfreie Aufnahmen auch bei schlechteren Lichtverhältnissen oder bei grossen Brennweiten möglich macht. Erst damit wird es möglich, den oberen Brennweitenbereich des Objektivs sinnvoll zu nutzen - auch wenn für die Qualität der Ergebnisse natürlich nicht garantiert wird.



Unsere Tests haben gezeigt, dass mit aktivem Stabilisator Bilder noch mit zwei Blendenstufen mehr scharf aufgenommen werden können als ohne dieses Feature.




Um diesen grossen Brennweitenbereich überhaupt realisieren zu können, mussten die Canon-Ingenieure allerdings Kompromisse bei der Auflösung machen. Zwar verfügt die PowerShot Pro90 über einen zeitgemässen 3,3-Megapixel-CCD, davon werden aber bloss 2,6 Megapixel effektiv genutzt. Der Grund dafür ist simpel: Die durch das Objektiv fallenden Lichtstrahlen können gar kein Bild schaffen, das den gesamten CCD-Bereich abdeckt, weshalb der restliche Bereich maskiert wurde.



Diese Auflösungsreduktion fällt allerdings weniger ins Gewicht, als es auf den ersten Blick scheint: Im Vergleich zu einer 2,1-Megapixel-Kamera bietet die PowerShot Pro90 immerhin 34 Prozent mehr Pixel, während gegenüber einem 3,3-Megapixel-CCD bloss 192 Pixel horizontal und 144 Pixel vertikal verlorengehen.



Auch beim Sucher musste ein Kompromiss gefunden werden. Canon hat sich dafür entschieden, ein zusätzliches Display einzubauen, das im Sucher dasselbe Bild wie auf dem Monitor zeigt, dabei aber deutlich weniger Strom braucht. Weitere Vorteile sind, dass der Sucher ohne Parallaxe arbeitet und rund 98 Prozent des tatsächlichen Bilds zeigt. Die PowerShot Pro90 wird damit zur Quasi-Spiegelreflex. Der Sucher wird durch einen dreh- und schwenkbaren Monitor ergänzt, der Aufnahmen aus ungewohnten Winkeln vereinfacht.




Profi-Features noch und noch

Die Bedienung der Kamera erfolgt über nicht weniger als 13 Buttons, einen Wippschalter, den Zoomring sowie ein Multifunktionsrad, was - abgesehen von der anfänglichen Verwirrung - bloss Vorteile bringt. Die wenigsten Buttons sind doppelt belegt, und sämtliche Kamerafunktionen sind direkt (statt übers Menü) erreichbar, was den schnellen Zugriff auf die einzelnen Funktionen gewährleistet. Allerdings hätte man sich bei einigen Buttons eine geschicktere Anordnung gewünscht - auf der Kamerarückseite befinden sich zwei Knöpfe und der Wippschalter genau da, wo man normalerweise den Daumen plaziert, was im Test öfters zu Fehlmanipulationen geführt hat.



Natürlich bietet die neue PowerShot sämtliche Features, die man von einer Kamera ihrer Klasse erwarten darf, wozu unter anderem Filter- und Stativgewinde sowie ein Blitzschuh für externe Blitzgeräte zählen. Wichtig sind hier auch die manuellen Einstellmöglichkeiten für Zeit, Blende, Weissabgleich sowie Empfindlichkeit und die Belichtungskorrekturen. Canon bietet hier einen Automatikmodus und verschiedene Bildprogramme.




Weitere Features der PowerShot Pro90 sind ein hochperformanter Akku, zu dem das Ladegerät mitgeliefert wird, sowie ein CompactFlash-Slot vom Typ II, der zu IBMs Microdrive kompatibel ist. Die Datenübertragung zum PC erfolgt per USB-Kabel, ein serielles ist optional erhältlich. Per USB lässt sich die Kamera auch fernsteuern, wobei eine eigentliche Fernsteuerung im Lieferumfang enthalten ist.



Die Bildqualität der neuen Canon-Kamera entspricht unseren hohen Erwartungen. Schärfe, Farbwiedergabe und -sättigung sind ausgezeichnet, ein Farbrauschen lässt sich insbesondere bei den niedrigen Empfindlichkeiten kaum feststellen. Der Weissabgleich arbeitet sowohl im automatischen als auch in den manuellen Modi hervorragend.



Gespeichert werden die Bilder im JPEG-Format in drei Kompressionsraten. Daneben steht das Canon-eigene RAW-Format zur Verfügung, das die Bilder roh vom CCD liest, verlustfrei komprimiert und insbesondere den Vorteil bietet, dass sie über die mitgelieferte Software nachträglich veränderbar sind. So lässt sich etwa später der Weissabgleich oder die Empfindlichkeitseinstellung ändern.



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