Compaq iPaq H3630

Der PocketPC der Texaner bringt innovative Funktionen und verfügt über ein futuristisches Design. Einige Schwachpunkte trüben allerdings den Gesamteindruck.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2000/33

     

Nachdem erste Handhelds mit Microsofts jüngstem PDA-Betriebssystem Windows CE 3.0 bereits im Mai zu kaufen waren, ist jetzt auch das Pocket-PC-Modell von Compaq erhältlich. Der iPaq Pocket PC, wie der Kleine genannt wird, bietet innovative Features, wie sie bisher in keinem PDA zu finden waren.


Futuristisches Äusseres

Augenfällig ist vor allem das futuristische Design des Gehäuses. Neben seinen fünf Druckknöpfen verfügt der iPaq Pocket PC noch über eine Art Joystick, in den auch der Lautsprecher integriert ist. Dieser zentral angebrachte Multifunktions-Button dient unter anderem der Navigation, bietet aber bei unserem Testgerät keine deutlichen Druckpunkte, wodurch er eher umständlich zu bedienen ist. Leider sind auch die anderen, in die Oberfläche eingelassenen Buttons für grosse Finger eher mühsam zu bedienen.



Rundum zu überzeugen mag dagegen das innovative Farbdisplay mit einer Grösse von 240x320 Pixeln. Es ist kontrastreich genug, dass es sowohl im gleissenden Sonnenlicht als auch im dunklen Büro gut gelesen werden kann. Dazu verhilft eine fünfstufige Hintergrundbeleuchtung, die sich entweder manuell einstellen lässt oder aber über einen im Gehäuse eingelassenen, lichtempfindlichen Sensor gesteuert wird.




Leider besitzt der Compaq-Handheld keine Abdeckung für sein hochkarätiges Display; dieses ist in Hand- und Hosentaschen potentiell kratzenden Gegenständen schutzlos ausgeliefert. Compaq legt ihrem PDA zwar eine Kunstlederummantelung bei, die den Pocket PC allerdings nur ohne den Standardschutz für die Ports aufnehmen kann.




Dafür können sich die Innereien sehen lassen: Angetrieben wird der Winzling von einem 206-MHz-StrongARM-Prozessor von Intel, das Betriebssystem und die Standard-Applikationen sind in einem 16-MB-ROM gespeichert. Dazu kommen 32 MB RAM für weitere Anwendungen und Daten.



Eine wichtige Neuerung im PDA-Bereich ist schliesslich der Lithium-Polymer-Akku, den Compaq erstmals in einem Handheld einbaut. Dieses Stromspeicher-Konzept bietet als grossen Vorteil die fast beliebige Formbarkeit - mit ein Grund für das abgerundete Gehäuse. (Noch) nicht zu überzeugen vermag der Akku allerdings mit seiner Laufzeit: Je nach Display-Beleuchtung schwankt die Betriebsdauer des Pocket-iPaq zwischen bloss drei und fünf Stunden.


Cleveres Erweiterungskonzept

Auch wenn der iPaq Pocket PC leider über keine internen Erweiterungs-Slots verfügt, ist dennoch für den Ausbau gesorgt. Compaq hat nämlich sogenannte Expansion Packs (auch Jackets genannt) entwickelt, die den PDA um externe Einschübe erweitern (ein ähnliches Prinzip verfolgt Handspring übrigens beim Palm-Klon Visor). Diese aufsteckbaren Module gibt es bisher beispielsweise für CompactFlash-Karten (Fr. 90.-) oder PC-Cards (Fr. 220.-), die dem Handheld weitere Connectivity-Möglichkeiten oder zusätzlichen Speicher verheissen. Es ist sogar eine Option für Wireless LAN (PC Card Fr. 359.-; Access Point Fr. 1802.-) erhältlich. Das Expansion Pack für PC-Cards bietet ausserdem einen zusätzlichen Akku, der den erhöhten Strombedarf zu decken versucht.



So praktisch sie auch sind - das Problem mit diesen Erweiterungen liegt bei ihren Dimensionen. Das Pack mit PC-Card-Slot ist allein schon so dick wie der iPaq Pocket PC, und leichter wird der mit 170 Gramm ansonsten fliegengewichtige PDA mit seinen Jackets natürlich auch nicht. Kommt dazu, dass wohl nicht jeder, der seinem Pocket PC mehr Speicher spendieren will, zusätzlich zur Compact-Flash-Karte auch noch ein 90-fränkiges Einsteckmodul kaufen mag.




Dafür verspricht das Jacket-Konzept eine überaus weitgehende Erweiterungsflexibilität: So ist unter anderem von Digicams, Handy- und GPS-Modulen die Rede, die künftig per Expansion Pack an den iPaq gehängt werden können sollen. Die Möglichkeiten sind hier fast unbegrenzt.




Gute Verbindungsmöglichkeiten

Was die Verbindungsmöglichkeiten angeht, ist man mit dem iPaq H3630 auf der sicheren Seite. Nebst der in Europa mitgelieferten Dockingstation für den seriellen Port ist als Option auch ein Pendant für die USB-Schnittstelle erhältlich. Ins Gerät integriert ist eine Infrarot-Schnittstelle, und mit dem PC-Card-Jacket lässt sich der Pocket PC sogar ins Netzwerk integrieren.



Die Synchronisation mit Daten auf einem Desktop-Rechner funktioniert ebenso wie die Installation von Programmen und der Dateiaustausch über die mit Windows CE mitgelieferte Software ActiveSync von Microsoft. In unserem Test gab sich diese keine Blösse und erledigte ihren Job sehr gut.




Einen zwiespältigen Eindruck hinterliess dagegen das Soundsystem des iPaq H3630: Einerseits vermag der im Multifunktions-Button versteckte Lautsprecher mit seiner Tonqualität durchaus zu überzeugen. Leider gibt er aber zusätzlich zu den Systemklängen oder zur Musik störende Knackgeräusche von sich. Bessere Ergebnisse liefert da der eingebaute Kopfhörer-Anschluss.



Das integrierte Mikrophon, mit dessen Hilfe sich der PDA zum Diktiergerät mit einer Aufnahmekapazität von über einer halben Stunde (abhängig vom freien Speicherplatz und der Aufnahmequalität) verwandeln lässt, hat uns dagegen gefallen. Die Voice-Notizen werden klar wiedergegeben, auch wenn das Gerät bei ziemlich lauten Hintergrundgeräuschen vor dem Sprechenden auf dem Tisch liegt.



Alles in allem ist Compaqs iPaq H3630 ein solider Pocket PC, der den an einen modernen PDA gestellten Anforderungen in allen Punkten problemlos gerecht wird und vor allem mit seinem aussergewöhnlichen Design, dem hervorragenden Display und seinem ausgetüftelten Erweiterungskonzept zu überzeugen vermag.



Kleine Schwächen bei Konzept und Hardware machen die grosszügige Ausstattung zum tiefen Preis wieder wett: Compaqs neuer Pocket PC enthält einen deutlich schnelleren Prozessor als seine Konkurrenten und bietet 32 MB RAM zu einem Preis, den andere Hersteller für einen Windows-CE-PDA mit 16 MB Ausstattung verlangen.



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